Berliner Arbeitsmarkt: Mehr junge Leute ohne Job

Im Juli waren etwas mehr Berliner arbeitslos als im Vormonat. Das liegt am Sommer und nicht am Weltmarkt - zumindest bisher. Jugendliche sind besonders betroffen.

Nicht für alle Berliner und Brandenburger sind die Urlaubswochen die schönste Zeit des Jahres. In der Region waren im Juli 400.492 Menschen arbeitslos gemeldet, 2.250 mehr als im Vormonat. Damit stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Juni um 0,1 Punkte auf 13,2 Prozent. Gemessen am Juli vergangenen Jahres sank die Arbeitslosenzahl allerdings um 2 Prozentpunkte. Dies teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Berlin mit.

Die Arbeitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) weist darauf hin, dass vor allem junge Menschen unter 25 Jahren betroffen sind. Ihre Arbeitslosenquote erhöhte sich von 14,2 auf 15,6 Prozent. Viele Betroffene hätten gerade ihre Ausbildung beendet und noch keine Lehrstelle gefunden. Die bräuchten jetzt eine Chance. Knake-Werner fordert die Unternehmen daher auf, einzustellen und, wo nötig, zusätzliche Qualifizierungen anzubieten.

Holger Lunau von der Berliner Industrie- und Handelskammer reagiert auf Knake-Werners Appell genervt: "Berlin hat im letzten Jahr bundesweit die meisten sozialversicherungspflichtigen Jobs geschaffen. Bis Juni wurden 6 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahreszeitraum bereitgestellt". Mit ihren Äußerungen bediene die Senatorin der Linkspartei daher vor allem Klischees ihrer Wählerklientel, findet Lunau.

Das sieht Anja Wollny, Sprecherin der Senatorin, anders. "Für Entwarnungen seitens der Wirtschaft besteht kein Anlass", sagt sie der taz. In Berlin seien ein Drittel der Ausbildungsplätze öffentlich finanziert. Damit übernehme der Staat eine Aufgabe der Wirtschaft. Außerdem seien immer noch über 10.000 Altbewerber auf zusätzliche Angebote angewiesen.

Ein erstes Anzeichen für die allseits prognostizierte Abschwächung der Konjunktur sehen Experten in den gestiegenen Arbeitslosenzahlen nicht - die aktuellen Schwankungen sind für die Jahreszeit üblich. Christian Dreger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt allerdings, dass der Beschäftigungsanstieg der letzten beiden Jahre vorbei ist. Grund dafür sind unter anderem sinkende Exporterlöse und die Eurostärke. In Berlin schlagen diese Probleme jedoch noch nicht so durch, weil hier wenig Industrie für den Export produziert und der Dienstleistungssektor eine größere Rolle spielt als im Westen. Negatives Wachstum und größere Arbeitsplatzverluste drohen in Berlin nach Schätzungen von Dreger daher erst mal nicht.

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