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Nach Tod von Soldaten in AfghanistanSarkozy fliegt nach Kabul

Bei Gefechten mit Taliban sind nahe Kabul zehn französische Soldaten getötet worden. Der Élysée-Palast bekräftigte sein Engagement im Antiterrorkampf.

Schwerste Verluste seit einem Vierteljahrhundert: Französische Soldaten in Afghanistan Bild: dpa

Der Afghanistankrieg ist in Frankreich angekommen. Zehn französische Soldaten wurden bei Gefechten mit Talibankämpfern nordöstlich von Kabul getötet, 21 weitere verletzt. Der Élysée-Palast meldete am Dienstagmittag: "Frankreich ist im Kampf gegen den Terrorismus hart getroffen worden." Gleichzeitig gab er bekannt, dass Nicolas Sarkozy noch am Abend nach Kabul fliegen wolle, um den französischen Truppen vor Ort zu zeigen, dass "Frankreich an ihrer Seite steht".

Für den Präsidenten ist es die zweite Reise in ein Kriegsgebiet binnen wenigen Tagen. Erst in der vergangenen Woche war er auf einer frankoeuropäischen Blitzmission in der georgischen Hauptstadt Tiflis.

Die französischen Soldaten waren zusammen mit afghanischen Militäreinheiten bei einer "Aufklärungsmission". Nach französischen Informationen gerieten sie 50 Kilometer nordöstlich von Kabul in der Nacht zu Dienstag in einen "Hinterhalt" der Taliban. Die schweren Kämpfe am Boden dauerten mindestens drei Stunden, nach - widersprüchlichen - Informationen sogar deutlich länger. Vier französische Soldaten sollen vor ihrem Tod von Taliban "gekidnappt" worden sein. Die Nato schickte den bedrängten Isaf-Truppen Verstärkung aus der Luft. Bei den Nato-Bombardements seien, so ein Sprecher der Taliban, zehn afghanische ZivilistInnen umgekommen. Laut derselben Quelle hätten auch drei Taliban ihr Leben verloren.

Mit den Pariser Reaktionen auf den Tod der Soldaten ist das militärische Vokabular in den politischen Alltag eingezogen. Der Staatspräsident sowie sein Regierungschef François Fillon lobten den "Mut" der toten Männer, ihre "Pflichterfüllung" und ihr "größtes Opfer für die Freiheit". Beide versicherten, dass ihr Tod nichts an Frankreichs Entschlossenheit ändern würde, weiterhin in Afghanistan zu kämpfen.

Erst beim Nato-Gipfel im vergangenen April in Bukarest hatte Sarkozy angekündigt, die französischen Truppen in Afghanistan bis Ende dieses Monats auf knapp 3.000 Soldaten aufzustocken. Die linke Opposition im Parlament hat das als "Unterordnung" unter die US-Strategie und die Nato kritisiert. Bei Besuchen von US-Präsident Bush und Präsidentschaftskandidat Obama hatte Sarkozy erneut bestätigt, dass Frankreich "seine Verantwortung an der Seite der USA" in Afghanistan übernehmen werde".

Die Mehrheit der toten Soldaten gehörte dem 8. Fallschirmspringer-Regiment an. Es wurde während des Indochinakriegs gegründet und war seither an allen französischen Auslandseinsätzen beteiligt. Für Frankreichs Militär sind es die schwersten Verluste seit einem Vierteljahrhundert. Im Jahr 1983 waren bei einem Attentat auf Blauhelmsoldaten in Beirut 58 französische Soldaten ums Leben gekommen.

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2 Kommentare

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  • HB
    Hans Bahr

    Dass die Taliban ohne nennenswerte Hilfe "von außen" so "erfolgreich" sind, widerspricht eigentlich jeder Theorie vom Guerillakrieg.

    Nun stelle man sich mal vor, die NATO zwingt Russland einen neuen kalten Krieg auf, und die Russen revanchieren sich mit massiver Unterstützung der Taliban, so wie vor 20 Jahren die USA die Mudjahedin gegen die Sowjetunion unterstützten!

    Der Westen - insbesondere wir Deutschen - täten gut daran, gute Beziehungen zu Russland zu pflegen! Davon hängt unsere Sicherheit ganz wesentlich ab!

    Hans Bahr

  • V
    vic

    Ich würde ja sagen: Ja, flieg´ nur hin und schau dir an was du anrichtest.

    Aber leider bekommen die hohen Herren niemals die Realität zu sehen.

    Irgendwo wird sich schon ein Dorfbrunnen für ihn finden, und ein paar Kinder in der Schule lassen sich auch arrangieren.