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Streubomben im KaukasusAuch Georgien setzte Streubomben ein

Das Verteidigungsministerium in Tiflis gesteht gegenüber Human Rights Watch den Einsatz von Streubomben ein. Russland bleibt trotz eindeutiger Beweise bei Dementi.

Zerbombte Häuser in Zchinwali. Bild: ap

GENF taz Nicht nur Russland, auch Georgien hat während des Kaukasuskrieges in der ersten Augusthälfte Streubombenmunition eingesetzt und damit gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen. Das offizielle Eingeständnis des Verteidigungsministeriums in Tiflis gegenüber Human Rights Watch (HRW) veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation gestern in Genf. Zugleich dementierte die Regierung in Moskau über ihren Botschafter bei der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz trotz der von HRW vorgelegten eindeutigen Beweise erneut, dass die russischen Militärs in Georgien Streubomben eingesetzt haben.

Das georgische Verteidigungsministerium bestätigte, dass seine Truppen zumindest in der Nähe des Roky-Tunnels, der das russische Nordossetien mit dem georgischen Südossetien verbindet, Streubombenmunition vom Typ M85 verschossen haben. Zu Beweisen für den Einsatz der M85-Munition an drei weiteren Stellen, die HRW- Experten vor Ort seit dem 8. August gesichert haben, äußerte sich die georgische Verteidigungsministerium zunächst nicht. Seine frühere Darstellung, sämtliche Streubombenbestände der georgischen Truppen seien vernichtet worden, sei falsch gewesen, räumte das Ministerium gegenüber HRW ein.

Die M85-Munition wurde ursprünglich von Israel entwickelt und hauptsächlich dort produziert sowie in Lizenz und teilweise mit leichten technischen Varianten in Deutschland, Frankreich und einigen anderen Staaten. Im Libanonkrieg des Sommers verschoss die israelische Armee über vier Millionen Streubomben, von denen rund eine Million unexplodiert liegen blieben. Sie bilden bis heute eine große Gefahr für die libanesische Zivilbevölkerung. Auch die Hamas setzte - wenn auch in weit geringerem Umfang - im Libanonkrieg Steubomben ein. Gesichert und offiziell bestätigt ist, dass Georgien seit seiner Unabhängigkeit große Mengen der Munition sowie die für ihren Abschuss geeigneten Raketen vom Typ LAR 160 aus Israel importiert hat.

Der norwegische Streubombenexperte Ove Dullum vom staatlichen Militärforschungsinstitut in Oslo sowie Thomas Küchenmeister vom deutschen Aktionsbündnis Landmine gehen auf Grund von Fotovergleichen aus dem Libanon- und dem Kaukasuskrieg davon aus, dass die von Georgien eingesetzten M85-Munition aus israelischen Importen stammt. Laut Küchenmeister kann allerdings auch nicht völlig ausgeschlossen werden, dass diese Munition aus der Produktion des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall stammt, der die M85 unter der Typenbezeichnung DM 1383 herstellte.

Die russische Luftwaffe hat nach den von HRW-Experten bislang gesicherten Beweisen an mindestens fünf Orten in Georgien Clusterbomben vom Typ RBK-250 mit dem Munitionstyp PTAB 2.5M abgeworfen. Als HRW die Öffentlichkeit erstmals am 15. August über den russischen Streubombeneinsatz informierte, dementierte die Regierung in Moskau dies umgehend als "Erfindung der georgischen Propaganda".

Russlands Botschafter bei der UNO-Abrüstungskonferenz bekräftigte dieses Dementi gestern, obwohl der Regierung in Moskau inzwischen alle von HRW gesammelten Beweise vorliegen. Bemühungen von HRW, über die bislang untersuchten neun Stellen auch weitere Orte in Georgien unter die Lupe zu nehmen, an denen möglicherweise Streubombenmunition eingesetzt wurde, werden bislang noch von den russischen Militärs unterbunden.

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5 Kommentare

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  • JF
    J. Fritze

    Wer hat das Drehbuch geschrieben?

     

    Georgiens Präsident lässt eine russische Stadt angreifen, wenige hundert Kilometer entfernt von Tschetschenien, wo Truppen unter dem Befehl von Putin eindrücklich gezeigt haben, wozu sie in der Lage sind.

     

    Was geht in einem Mann vor, der sein Volk in eine derartige Gefahr bringt?

     

    Die Erfolgsaussichten waren klar, ebenso die Reaktion, die im Vergleich zum sonst scheinbar üblichen Prozedere, geradezu gemäßigt ausfiel.

     

    Der Zeitpunkt der Auseinandersetzung: wenige Tage nach dem Jahrestag der Unterdrückung des „Prager Frühlings“ durch Sowjet-Truppen, genau zur Eröffnung der olympischen Spiele.

     

    Das alles ohne Wissen der anwesenden Militärberater, vollkommen unbeobachtet in einer geostrategischen Schlüsselposition.

     

     

    Vor dem Hintergrund der Aussagen von Powell vor dem UNO-Sicherheitsrat und den offensichtlich gewordenen Fähigkeiten von Staatsdiensten, Informationen nach Zielvorgaben für die weitere Auswertung zu liefern. Mit dem Wissen, das ein neuer „Kalter Krieg“, der Begriff wurde in den Medien täglich gebracht, einen „Kalten Krieger“ erfahrener erscheinen lässt und das Foltern auch demokratisch legitimiert werden kann.

    Von der Nähe der Interessen der Petroindustrie und ihrer Nähe zu Entscheidungsträgern in Regierungen ganz zu schweigen.

     

     

    Wer hat das Drehbuch geschrieben?

    Oder war das ein ungewollter politischer GAU?

  • UR
    Uwe Radzug

    Kann mir irgend einer erklären, warum irgendeine Veröffentlichung von HRW, einer nun wirklich eindeutigen CIA-Truppe der "Beweis" für irgend was sein soll?

  • A
    Anton

    Wie kann man ernsthaft diskutieren, Georgien in EU und NATO aufzunehmen? Und wieso verurteilt die EU mit keinem Wort den Bush-Kumpel Saakaschvili für seinen Angriffskrieg? Vielleicht weil die Starke Schutz-Hand der USA über ihm schwebt? Die EU als Bütel der USA? Und sollen deutsche Soldaten bald für den Angriffskrieger aus Georgien in den Krieg gegen Rußland ziehen?

  • N
    Nobilitatis

    Soso. Die Hamas setzt also auch Streubomben ein. Im Libanonkrieg. Wie die da wohl hingekommen sind? Vielleicht durch einen Tunnel aus dem Gazastreifen? Oder über den Grenzübergang Erez durch Israel durch? Na, der Verfasser scheint jedenfalls gut Bescheid zu wissen.

  • L
    Leser

    HRW Human rights watch ist eine CIA Geburt und vom CIA gelenkt. Der CIA arbeitet mit "Nicht-Regierungs-Organisationen" (verdeckte Aktionen) z.B. um andere Länder zu unterwandern. Beispiel auch und eben gerade Georgien die sogenannte "Rosenrevolution", finanziert durch eben solche NRO's