Iberoamerika-Gipfel uneins über Finanzkrise: Die Moderaten und die Aufmüpfigen

Beim Iberoamerika-Gipfel geißeln linke Präsidenten den Kapitalismus, doch eine Einigung bleibt aus. Auf feurige Reden folgten unverbindliche Erklärungen.

Gruppenbild mit Dame. Die Staatschefs beim Fototermin. Bild: ap

SAN SALVADOR taz Wenn sich 22 meist linke Staatschefs inmitten der globalen Finanzkrise treffen, ist harsche Kritik zu erwarten. Weil aber auch ein paar Anhänger des Neoliberalismus dabei sind, einigen sie sich nur auf ein lauwarmes Kommuniqué. Und so war es von Mittwoch bis Freitag beim 18. Iberoamerikanischen Gipfeltreffen (Lateinamerika plus Spanien und Portugal) in San Salvador: feurige Reden und schön formulierte Unverbindlichkeiten.

Eigentlich sollte es beim Gipfel um die Jugend und ihre von der Armut gebremsten Chancen gehen. Doch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva schaffte gleich zu Beginn den Sprung zur Finanzkrise: "Was immer wir auch beschließen, um unsere Jugend zu fördern und die Armut zu überwinden - es wird nichts nützen, weil ein paar Verantwortungslose aus der Wirtschaft ein Spielcasino gemacht haben." Damit war das offizielle Gipfelthema abgehakt.

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández fühlte sich im Blick auf Finanzkrisen als die Erfahrenste. Ihr Land hat schon 2001 einen Staatsbankrott erlebt - mit verheerenden sozialen Folgen. "Man muss die Dinge beim Namen nennen", sagte sie. "Wir erleben den Zusammenbruch des neoliberalen Modells." Eben deshalb werde sie die in den 90er-Jahren privatisierten Rentenfonds wieder verstaatlichen.

Als Spaniens König Juan Carlos I. die Krise als "schwerwiegende Angelegenheit der Finanzwelt" herunterspielen wollte, korrigierte ihn Boliviens Präsident Evo Morales: "Das sind Probleme des Kapitalismus!" Beim Gipfel vor einem Jahr war Venezuelas Präsident Hugo Chávez dem Monarchen in die Parade gefahren, und der hatte ihn angeblafft: "Warum hältst du nicht die Klappe?" Das war damals das einzig Berichtenswerte. Jetzt war Chávez gar nicht angereist. Er fühle sich im rechts regierten El Salvador nicht sicher.

Am Ende der Debatte waren sich zwar alle einig, dass Lateinamerika mehr Finanzmarktregulierung und ein Frühwarnsystem für Krisen brauche. In der Abschlusserklärung aber steht kein konkreter Vorschlag und auch nichts von der vorher geübten harschen Kritik. "Es gab zwei Strömungen", erklärte Ecuadors Präsident Rafael Correa das schlaffe Dokument. "Die Moderaten, die das Finanzsystem von Bretton Woods retten wollen." Damit meinte er Álvaro Uribe (Kolumbien) und Alan García (Peru). "Und die Aufmüpfigen, die Multilateralismus und eine lateinamerikanische Integration anstreben."

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