Mal wieder Zoff: Pleitgen gegen ARD
Der Ex-WDR-Intendant schießt wegen des Tour-de-France-Vertrags scharf auf die ARD. Die bleibt dabei: Es gibt keinen festen Vertrag, aber Gesprächsbedarf.
Die ARD streitet sich mal wieder. Es geht um die Tour de France, die ARD und ZDF 2009 nun ja nicht mehr übertragen mögen, von wegen Doping und so. Strittig dabei ist, ob es dafür nicht längst eine vertragliche Verpflichtung gibt. Nein, sagt die ARD. Klar, sagt der oftmalige ARD-Vorsitzende und langjährige WDR-Intendant Fritz Pleitgen: Der Vertrag zwischen dem Senderdachverband European Broadcasting Union (EBU), dem Topur-Veranstalter ASO und den Sendern bestehe, "deutlicher geht es nicht", schenkte der heutige EBU-Vorsitzende via Interview in der Süddeutschen seinen ExkollegInnen einen ein.
"Die ARD ist mit dem ZDF in einem gültigen EBU-Vertrag", so Pleitgen: "Beide haben gemeinsam ein qualifiziertes, vorschriftsmäßiges Gebot eingereicht. Als Lizenzsumme wurden zusammen 6 Millionen Euro pro Jahr eingebracht. Deutlicher geht es nicht. ARD und ZDF waren bei Gesprächen mit der ASO dabei."
Das hatte die ARD - anders als das ZDF - vehement bestritten und tut es weiterhin. Die Reaktion kam spät und fiel verhältnismäßig milde aus: "Die ARD weist die Darstellung von Fritz Pleitgen zum Vertrag zwischen EBU und ASO entschieden zurück." Sichtlich angefasst weist die ARD in ihrer Stellungnahme auf "einige völlig unstrittige Fakten" hin: So habe der ARD-Vorsitzende in einem Schreiben vom 4. Juni 2008 dem zuständigen EBU-Direktor Stefan Kürten mitgeteilt, "eine Intendantenentscheidung zur Liveberichterstattung von der Tour falle voraussichtlich bei den Brüsseler ARD-Sitzungen im September".
Der EBU sei spätestens damit bekannt gewesen, dass es in der ARD einen ergebnisoffenen Diskussionsprozess zur Tour-de-France-Berichterstattung gab. "Umso weniger verständlich ist es, dass dem EBU-Präsidenten am 19. Juni - also gut zwei Wochen nach dem zitierten Schreiben des ARD-Vorsitzenden - trotzdem ein Vertrag zur Unterschrift vorgelegt worden ist", so der ARD-Sprecher weiter: "Für die ARD ist nicht nachvollziehbar, dass die EBU damit eine deutliche Willenserklärung eines ihrer größten und wichtigsten Mitglieder ignoriert hat."
Pleitgen dagegen argumentiert, das Schreiben vom Juni habe er nicht erhalten, sondern eben nur der zuständige EBU-Direktor. Und auch das sei "nach den gemeinsamen Regeln zu spät" gewesen - worauf laut Pleitgen "die EBU mündlich gleich aufmerksam" gemacht habe. Der Fall wirft allerdings ein Schlaglicht darauf, wie offenbar millionenschwere Verträge mit Gebührengeld von den Beteiligten gehandelt werden: "In dem Moment, in dem man in so ein Verfahren reingeht - den Erwerb von Sportrechten -, besteht eine Bindewirkung", erläutert Pleitgen im SZ-Interview. "ARD und ZDF haben dafür kompetente, autorisierte Mitarbeiter. Das war mehr als Interesse, das war ein klares Gebot. Das ist Praxis seit Jahren." Auf gut Deutsch: Wer einmal dabei ist, kommt kaum wieder raus.
Laut Pleitgen geht es für ARD und ZDF nun um Forderungen von gut 20 Millionen Euro für drei Jahre. "Dazu könnten Schadenersatzforderungen wegen ausgebliebener Sponsorengelder kommen. Die EBU wird die Summe sicher nicht übernehmen wollen", so der EBU-Präsident. Warum er allerdings von Schreiben an seinen EBU-Direktor nichts mitbekommt, dazu sagte Pleitgen - nichts.
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