Öko-Prinz Charles: Ein manischer Mahner
Prinz Charles wird am Freitag 60 - eine geschmackvolle Würdigung des königlichen Oberökos und Luxusbiobauern.
Ob er derzeit vor anschwellender Tod-Schluss-aus-Panik heult und zetert, weiß man nicht. Sicher ist nur, er kann daran nichts ändern: Prinz Charles wird am Freitag 60.
Der Mann mit Faible für alles Nichtmoderne ist allerdings mehr als all die auf ihn gemünzten Spott-Etiketten vom Royal Tampon bis zum Dumbo auf dem Polo-Ross, mehr als der Märchenhochzeitsverräter und "Daueranwärter" auf den englischen Thron.
Charles Philip Arthur George Mountbatten-Windsor ist der Prinz zum Knuspern, Löffeln, Schlürfen. Eine globale Königliche Hoheit für das good feeling, dem eigenen Körper fürstlich-nahrhaften und dazu auch noch ethisch vorbildlich erzeugten Kraftstoff zu gönnen. Ein bedienter Bauer und grüner Unternehmer, der Kühe fröhlich muhen, melken und dann ihre Milch verkaufen lässt. Der Marktregale für die Bio-Erweckten mit seinen Spinat- und Rote-Beete-Suppen füllt. Der Biohafer mit Ingwer, mit Schnittlauch verbacken und dann selbst Republikaner abbeißen lässt, weil diese Knusprigkeiten seiner Marke "Duchy Originals" ebenso in den Abteilungen für gehobene Süßwaren jenseits der Insel zu finden sind.
Eine anglophile Kollegin übrigens machte den Biss- und Geschmackstest, urteilte noch mampfend-mümmelnd über die "Ginger-Biscuits" aus Charles Ökobäckerei: "Mmh, lecker, bestimmt gesund" und: "Die krümmeln irgendwie gröber."
Solche Worte dürften das Herz eines Mannes wärmen, der qua Lebenslauf darauf warten muss, dass das seiner robusten Mutter aufhört zu pumpen, um selbst erlöst zu sein: von der angenehmen Qual des Wartenden. Die Zeit vertreibt er sich manisch mahnend: vor moderner Architektur, vor unökologischer Landwirtschaft und Lebensweise. Da ließ er seinen Konvoi aus vier schweren Autos schon einmal umkehren - weil er vergessen hatte, in einem Zimmer das Licht auszuknipsen.
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