Kommentar Gute Nachrichten 2009: Künstliche Inseln des Friedens

Der Regent von Dubai setzt sich für ein friedliches Beisammensein der Palästinenser und der Israelis ein - indem er künstliche Inseln bauen lässt.

Die Idee kam dem Regenten von Dubai in der Silvesternacht 2008, als über seinen künstlichen Inselketten "The Palm" und "The World" das größte Feuerwerk der Welt niederging. Da fragte sich Prinz Mohammed bin Rashid al-Maktoum, was denn jetzt noch kommen solle - und als er die Fernsehbilder aus Gaza sah, hatte er eine Eingebung. So bekam die alte Formel von "Land gegen Frieden", einst zur Lösung des Nahostkonflikts geprägt, plötzlich einen ganz neuen Sinn.

Seit vor der israelischen Küste im Februar 2009 die ersten künstlichen Inselketten aufgeschüttet wurden - die eine in Gestalt eines Davidsterns, die andere in Form eines siebenarmigen Leuchters -, sind fast alle jüdischen Siedler freiwillig aus ihren schwer bewachten Festungen im Westjordanland ausgezogen, um sich am Mittelmeer neu einzurichten. Was sind schon Galiläa und Samaria gegen die hypermodernen Appartements auf den Moses- und Massada-Inseln? Israels Premier Netanjahu überließ den Palästinensern nicht nur das Westjordanland, sondern gab ihnen noch Ost-Jerusalem und die halbe Negev-Wüste dazu. Dass er im Tausch dafür eine eigene Privatinsel erhalten haben soll, ist bislang aber nur ein böses Gerücht.

Doch auch die islamistischen Fundamentalisten von der Hamas erwiesen sich als äußerst pragmatisch. Zwar ließen sie in Gaza die gigantische Scheich-Jassin-Moschee errichten. Doch seit auf den neu errichteten Arafat-Inseln vor der Küste eine Reihe von Casinos und Sieben-Sterne-Hotels die Touristen aus aller Welt anlocken, haben sie ihre Haltung zum Glücksspiel, zur Geschlechtertrennung und zum Alkohol kräftig überdacht: Mit einer Reihe von Fatwas ließen ihre Geistlichen das Treiben kurzerhand legalisieren.

Für die reichen Araber vom Golf bieten die neuen Arafat-Inseln jetzt die Chance, ihre so oft beschworene Solidarität mit den Palästinensern unter Beweis zu stellen und mit einem angenehmen Urlaub zu verbinden. Und Dubais Prinz Rashid al-Maktoum? Der erhielt für seine Idee im Jahr 2009 nicht nur den Friedensnobelpreis, sondern auch den Panter-Preis der taz-Stiftung dazu.

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Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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