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Fahrverbotszonen für DieselstinkerDie Republik hat acht neue Umweltzonen

Seit Jahresbeginn gibt es nun in 32 Städten Fahrverbotszonen für Dieselstinker. Auch Augsburg und Bremen sind dabei.

2008 entstanden in Deutschland bereits in 24 Städten Umweltzonen. Aktuelle Übersichten gibt es im Internet, hier ein paar nördliche Vorreiter. Bild: screenshot umwelt-plakette.de

BERLIN taz Zum Jahreswechsel haben acht weitere deutsche Städte Umweltzonen eingerichtet, um die Belastung mit Feinstaub zu verringern. Pkws ohne Umweltplakette haben nun auch in weiten Teilen von Bremen und Augsburg sowie in den baden-württembergischen Städten Heilbronn, Karlsruhe, Ulm, Pforzheim, Mühlacker und Herrenberg Fahrverbot. In Hannover, wo die Verordnung bereits seit einem Jahr gilt, wird sie verschärft: Ab sofort dürfen nur noch Fahrzeuge mit einer gelben oder grünen Plakette in das Stadtzentrum fahren. Wer keine oder nur eine rote Plakette und keine Ausnahmegenehmigung hat, muss draußen bleiben.

2008 entstanden in Deutschland bereits in 24 Städten Umweltzonen. Vorreiter waren Berlin, Köln und Hannover. Aktuelle Übersichten gibt es im Internet - beispielsweise auf der Webseite des Umweltbundesamtes oder unter www.umwelt-plakette.de.

Anlass für die Einrichtung der Zonen ist die hohe Konzentration gesundheitsgefährdenden Feinstaubs in der Luft. Das sind Kleinstpartikel, die im innerstädtischen Verkehr aus Dieselruß, Reifen- und Fahrbahnabrieb stammen. Werden sie eingeatmet, können sie Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Krebs erzeugen. Die EU-Kommission geht davon aus, dass in Deutschland jährlich rund 70.000 Menschen vorzeitig an feinstaubbedingten Erkrankungen sterben.

Umweltzonen, in denen grundsätzlich nur Fahrzeuge mit geringem Feinstaubausstoß fahren dürfen, sind eine der wesentlichen Maßnahmen, um die Belastung zu senken. Allerdings gibt es in den meisten Städten übergangsweise unterschiedliche Ausnahmeregelungen beispielsweise für Einsatzfahrzeuge, manchmal aber auch für Anwohner oder Handwerker, die extra beantragt werden müssen.

Die Zonen werden durch neue Verkehrsschilder kenntlich gemacht, die auch zeigen, mit welchen Plaketten sie befahren werden dürfen. Die roten, gelben und grünen Aufkleber kosten ab fünf Euro und sind beim TÜV, in Kfz-Werkstätten sowie über das Internet zu beziehen.

Die Deutsche Umwelthilfe hatte im Dezember eine "insgesamt positive Bilanz" der Umweltzonen gezogen. In Städten mit Fahrverboten seien "deutlich mehr neue schadstoffarme Fahrzeuge zugelassen worden als im Bundesdurchschnitt", sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Auch seien mehr Diesel-Pkws mit Partikelfiltern nachgerüstet worden. "Das Ergebnis: Der Grenzwert der Luftbelastung wurde an bis zu fünf Tagen weniger überschritten." Einen richtigen "Verbesserungsschub" werde es aber erst geben, wenn die Umweltzonen voll umgesetzt sind, also nur noch von Fahrzeugen mit grüner Plakette befahren werden dürfen.

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4 Kommentare

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  • RW
    René Weiersmüller

    Feinstaubbekämpfung und keine Erfolgskontrolle?

     

    Auf Teufel komm raus werden Umweltzonen und Tempobeschränkungen usw. verordnet. Und bevor mit Blick auf die ehemals vorgegebenen Ziele ungeschönte Resultate vorliegen, werden im Schneeballsystem neue Vorkehrungen verfügt. Das lässt die Vermutung zu, den professionellen Schürern der Hysterie gehe es gar nicht primär um eine verminderte Feinstaubbelastung, sondern um Zielsetzungen ideologischer Art. Anordnungen mit marginalen Auswirkungen bringen nämlich insgesamt kaum etwas (bleiben werden die Diktate jedoch für immer): Ende 2001 war der Gotthard-Strassentunnel für zwei Monate gesperrt. Der sonst extreme Strassentransitverkehr brach völlig zusammen. Entsprechend sanken die Stickoxid-Messwerte. Tiefere Feinstaubwerte waren aber selbst bei dieser radikalen Massnahme nicht nachweisbar.

     

    Hätten die EU-Funktionäre die Partikelfilterpflicht für Neuwagen nicht vor ein paar Jahren verschlafen, wäre die Luft jetzt insgesamt zwar auch nicht viel sauberer. Aus grundsätzlichen Überlegungen ist eine solche Vorkehrung jedoch längst überfällig. Aber geht das nicht auch ohne das Verbreiten von Panik?

  • KF
    kh fricke

    Der Begriff «DieselSTINKER» wird von Kfz-Freunden und

    Kreisen der Gefolgschaft von Auto- und Mineralalölkonzernen

    gern verwendet, um das Problem sprachlich zu verharmlosen.

    Am «Gestank» der Dieselabgase stirbt keiner, oder wird krank daran.

     

    Wie selbst aus Informationen des Umweltbundesamtes hervorgeht,

    krepieren jährlich zehntausende allein in Deutschland an den Emissionen dieser Antriebsform, deren schädliche Folgen noch lange nicht hinreichend erforscht sind.

     

    Auch wird durch die permanent in Ausrufungszeichen gesetzten Mitteilungen der Umweltorganisation, die neutral und glaubwürdig

    klingen, Ihre tendenzielle Distanzierung dazu zum Ausdruck gebracht.

     

    Es geht hier nicht um tolerierbare Auffassungsverschiedenheiten, sondern knallhart um Menschenleben.

     

    kh fricke

  • IN
    Ihr Name Roese

    Ihren Kommentar hier eingeben:Noch vor wenigen Jahren gabe es für meinen 5-Liter-Diesel eine Steuerbefreiung. Jetzt fährt er immer noch mit unter 5 Litern Diesel, wird aber gegenüber 20 Liter Benzinmonstern kriminalisiert. Und was ist mit den Monstertrackern und den hochgelobten Pelletheizungen und dem Silvesterfeuerwerk???

  • A
    altdieselfahrer

    Die Umweltzonen treffen immer unnachgiebiger Altfahrzeugnutzer. Das ist die neue soziale Ausgrenzung.

    Die Wirtschaftskrise fordert auch von den Ärmsten ihr Tribut: Kauft neue Autos!

    Unbeachtet der Meldungen, dass selbst das komplette Fahrverbot in der Wiesbadener Innenstadt beim Bush-Besuch keine Veränderung zur Vollast an sonstigen Tagen zeigte, propagiert die Deutsche Umwelthilfe Halbwahrheiten zu den Feinstaubzonen.

    Wirklich gesundheitsgefährliche Feinst-Stäube werden erst von hochmodernen Diesel-Fahreugen nach Euro2 erzeugt. Hinzukommen die gefährlichen Emissionen der Partikelfilter und Katalysatoren, welche feinste Fasern in die Atemluft abgeben.

    Die gefährlichen Feinstäube könnten sich an die wesentlich gröberen Feinstäube der alten Dieselfahrzeuge andocken und mit ihnen schnell absinken.

    Es trifft die finanziell schwach ausgestattete Bevölkerungsgruppe, die mit ihrem Alt-Fahrzeug nur noch wenige Kilometer im Jahr zurücklegt. Selten werden in der Presse die wirklichen Emissionen zur Herstellung von umweltfreundlichen Neufahrzeugen und ihren Hightech-Komponenten wie Großbatterien gegengerechnet. Ab welcher Nutzungsintensität erst rechnet sich der verschwenderische Abbbau von Rohstoffen wirklich?

    Wir zahlen für unsere beiden alten Diesel für je unter 6000 Jahreskilomerter mehr Steuern, als für einen gewerblich betriebenen 40 Tonner Lastzug.

    Die Doppelbödigkeit dieser Zonen lässt sich schnell darin erkennen, dass die Zonen just um Einkaufszentren wie das Centro in Oberhausen im Rheinland herumgelegt wurden, dort in den angrenzenden Zonen ausländische EU-Einkaufstouristen nicht abkassiert werden und mitten durch die Kölner Umweltzone Frachter auf dem Rhein entlangfahren dürfen, die jeder für sich Feinstaub für mehrere Zehntausend Altdiesel-Pkw emittiert.

    Unsere Altfahrzeuge konsumieren zwischen 6 und 7 Litern Diesel je 100 Kilometer, neue Luxuswagen gelten bei dem dreifachen Verbrauch als schadstoffarm.

    Eine Politik, die es nicht schafft, den tatsächlichen Krafstoffverbrauch zu besteuern, wird auch der Klimaerwärmung nicht trotzen können. Es ist ja Wirtschaftskrise: Kauft neue kurzlebige Fahrzeuge!