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Es ist mir wirklich schleierhaft, warum selbst mit mehreren Jahrzehnten linker/pazifistischer etc. Theorie großgewordene Medien die Mechanismen der Macht nicht zu verstehen vorgeben und sich hartnäckig an kleinteiligstem Strategiegeplänkel verbeißen. Es ist in diesem wie in den allermeisten anderen bewaffneten Konflikten doch eindeutig, dass die Verantwortlichen auf beiden Seiten keinerlei Interesse an einer friedlichen Lösung haben.
Das wird in Palästina spätestens dann deutlich, wenn die International American School in Gaza sowohl von einem palästinensischer Mob (wie vor einigen Monaten geschehen) als auch von der israelischen Armee (letzte Woche) attackiert wird. Denn Bildung ist der einzige Weg, dem Teufelskreis aus Armut und Gewalt zu entkommen. Und das wissen die Kriegstreiber beider Seiten ganz genau.
Acht israelische Soldaten werden im Libanon bei Kämpfen mit der Hisbollah getötet. Israel lässt UN-Generalsekretär Guterres nicht nach Israel einreisen.
Kommentar Gaza: Blinde Zuversicht
Das Ziel Israels müsste sein, einer anderen palästinensischen Führung im Gazastreifen den Weg zu ebnen. Doch so gern die Fatah wieder ans Ruder möchte, die Palästinenser dort werden sie nicht akzeptieren.
Israels Linke ist mit gutem Grund ratlos. Die Kämpfe im Gazastreifen locken keine 400.000 Demonstranten auf die Straße wie im ersten Libanonkrieg, und kein Pilot verweigert den Befehl. Selbst linke Politiker halten sich mit Kritik zurück, und der sonst so forsche Autor A.B. Yehoshua sagt ambivalent Ja zum Krieg, aber man müsse ihn schnell beenden. Die dauernde Raketenbedrohung durch die Hamas beschert der Linken ein Dilemma.
Siegesbewusst wird dagegen bei den Rechten die Hoffnung geschürt, man könne ein für alle Mal mit der Hamas aufräumen. Eine Zuversicht, die überrascht, denn Israels Kampf gegen die Extremisten im Gazastreifen hat trotz jahrzehntelanger Besatzung nur während einer einzigen kurzen Periode funktioniert. Zu einem Zeitpunkt, als der israelische Sicherheitsdienst nicht mehr dafür zuständig war. Damals verfolgten palästinensische Polizisten im Auftrag von PLO-Chef Jassir Arafat die Terroristen so gnadenlos wie effektiv.
Das Ziel müsste deshalb sein, einer anderen palästinensischen Führung im Gazastreifen den Weg zu ebnen - vorzugsweise der bereits im Westjordanland agierenden Autonomieverwaltung unter Mahmud Abbas. Doch so gern die Fatah wieder ans Ruder möchte, die Palästinenser dort werden sie nicht akzeptieren.
Daher bleibt Israel nur ein wie auch immer gearteter Sieg über die Hamas und der anschließende Abzug. Denn bleiben will im Gazastreifen kein Israeli mehr und die Stationierung von internationalen Truppen ist so illusorisch wie eine Zerschlagung der Hamas. Dennoch sollte der Westen nicht völlig aus der Verantwortung entlassen werden. Eine Stationierung von Truppen im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist lange überfällig.
Sollte es damit gelingen, den Waffenschmuggel zu unterbinden, wäre ein nicht unbedeutender Teilerfolg gelungen. Alles andere würde auf eine schnelle Wiederaufrüstung der Hamas hinauslaufen, die bei der nächsten Runde ihre Raketen nicht nur bis Ashkelon schicken könnte, sondern weiter bis Tel Aviv. SUSANNE KNAUL
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Kommentar von
Susanne Knaul
Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.