piwik no script img

Nach dem DoppelmordProteste in Moskau und Grosny

Mehrere hundert Menschen nahmen an Demonstrationen für den Anwalt Stanislaw Markelow und die Journalistin Anastasia Baburowa teil. Die tschetschenische Regierung ehrte Markelow.

Der Mord am Politkowskaja-Anwalt Markelow schockierte Menschen in ganz Europa: Demonstranten vor der russischen Botschaft in Kiew. Bild: dpa

BERLIN taz Mehrere tausend Menschen sind am Dienstag in Russland auf die Straße gegangen, um der ermordeten Journalistin Anastasia Baburowa und des Anwaltes Stanislaw Markelow zu gedenken. Die beiden waren am Montag auf offener Straße im Zentrum Moskaus ermordet worden. Zuerst hatte der Mörder auf den Anwalt geschossen. Als Baburowa versuchte, ihn aufzuhalten, feuerte er auch auf sie tödliche Schüsse ab.

Dreihundert Anarchisten und Autonome marschierten in einer nicht angemeldeten Demonstration am Dienstag durch Moskau. Die getötete Journalistin, so ein Flugblatt, sei selbst Anarchistin gewesen, habe regelmäßig für die autonome Homepage avtonom.org geschrieben, sich gegen den Abriss von Wohnhäusern, Umweltzerstörung und eine Müllverbrennungsanlage eingesetzt. Als die Gruppe McDonalds passierte, gingen einige Scheiben zu Bruch. Am Abend wurden 50 Demonstranten vorübergehend festgenommen. Auch in St. Petersburg protestierten 100 Menschen gegen den Mord.

In Tschetscheniens Hauptstadt Grosny gingen 3.000 Menschen auf die Straße. Mehrere Redner stellten einen direkten Zusammenhang zwischen der vorzeitigen Entlassung des ehemaligen Obersts Juri Budanow, der wegen Mordes an einer 18-jährigen Tschetschenin zu zehn Jahren verurteilt worden war, und dem Mord an Markelow her, der die Interessen der Familie der Ermordeten vertreten hatte.

An der Kundgebung in Grosny nahmen Vertreter von Parteien wie Einiges Russland und Patrioten Russlands sowie Mitarbeiter des Menschenrechtsbeauftragten der tschetschenischen Regierung teil. "Nachts hat man Elsa abgeholt, direkt aus dem Bett, und sie wenig später grausam ermordet", berichtet Lema Kungajew, Onkel der von Budanow ermordeten Elsa Kungajewa. "Stanislaw hat uns geholfen, gegen diese Willkür zu kämpfen. Er war ein sehr mutiger Mann, er war ehrlich und aufrichtig. Wir trauern sehr um einen vertrauten Menschen", so Kungajew auf der Demonstration in Grosny.

Auf Plakaten forderten Demonstranten in Grosny: "Budanow hinter Gitter!" und die Umbenennung der Straße, in der Elsa Kungajewa lebte, in Stanislaw Markelow-Straße. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow verlieh dem ermordeten Anwalt posthum den Verdienstorden der Republik Tschetschenien.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!