piwik no script img

Ökoinstitut errechnet CO2-BilanzKaffee sanft gekocht

Das Ökoinstitut errechnet mit Firmen wie Tchibo CO2-Bilanzen - und kommt zu ziemlich überraschenden Ergebnissen für Kaffe, Eier und Öko-Wildlachs.

Gut fürs Klima: guter alter Brühkaffee statt Espresso-Latte-Schnickschnack. Bild: dpa

BERLIN taz Kaffee kochend das Klima schützen? Klingt einfach - ist einfach: mit dem guten, alten Handfilter. "Mit dieser klassischen Brühmethode kann jeder ganz einfach seinen persönlichen CO2-Verbrauch senken", so der Tipp von Stefan Dierks, Manager bei Tchibo. Tchibo ist eines der zehn Unternehmen, die zusammen mit dem Freiburger Öko-Institut und dem Umweltverband WWF Treibhausgasbilanzen für Konsumprodukte erstellt haben.

Die Experten sprechen vom CO2-Fußabdruck, dem Product Carbon Footprinting (PCF). Dafür untersuchen sie Waren entlang ihrem Lebenszyklus - von der Herstellung der Rohstoffe über die Produktion und den Gebrauch bis zur Entsorgung.

Überraschendes Ergebnis beim Kaffee: Nicht der Transport zum Beispiel von Afrika nach Deutschland, sondern der Einsatz von Spritzmitteln auf den Plantagen und die Zubereitung in der Kaffeemaschine machen das Gros der CO2-Emissionen aus.

Anderes Beispiel: Ein Sechserpack Eier von Tengelmann. Auch hier ist nicht der Transport oder die Verpackung der Klimakiller, sondern der Mist der Hühner das Problem. Denn der Mist setzt Methan frei, das 25 Mal so klimaschädlich ist wie Kohlendioxid. Fazit: In einem Sixpack Eier stecken umgerechnet 1.178 Gramm Kohlendioxid. Zum Vergleich: Wer eine Trommel Wäsche wäscht, verbraucht im Schnitt 700 Gramm Kohlendioxid.

Und bei der Tiefkühltagliatelle mit Öko-Wildlachs von Frosta wurde für die Wissenschaftler klar: Die Herstellung und die Zubereitung machen zusammen mehr als 80 Prozent des Klimagasausstoßes aus. Wieder ist weniger ausschlaggebend, wie weit das Fertiggericht etwa per Laster durch die Welt gekarrt wird.

Die Forscher nahmen auch Erdbeeren, Toilettenpapier, das Internet und Waschmittel unter die Lupe. Sie wollen dafür sorgen, dass Unternehmen die Klimabilanz ihrer Produktpalette stärker berücksichtigen. In den nächsten zwei Jahren wollen die Forscher einen Weg finden, wie Klimabilanzen auf Verpackungen berücksichtigt werden können. Der private Konsum ist für mehr als 40 Prozent der Pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen verantwortlich.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • D
    derMagdeburger

    Liegt wohl daran, dass CO2 und verbrauchtes Spaltmaterial chemisch verschiedene Stoffe sind.. ist doch strahlenklar, dass dadurch AKWs kaum CO2 absondern ^^

  • A
    archimedes

    Ich stimme Matthias Bauer zu. Was ebenfalls ausgeblendet wird, ist die Nichteinhaltung von ILO Standards an vielen Stellen der Produktionskette, auch bei Tchibo - trotz sogenannter Selbstverpflichtungen. Das ist zwar nicht Aufgabe eines Ökoinstituts, aber zumindest am Rande sollte doch darauf hingewiesen werden. Übrigens sind die Zahlen des Institutes oft fragwürdig berechnet, nicht nur weil sie Durchschnittswerte angeben, es aber große Abweichungen gibt (je nach verwendeten Maschinen etc. oder ob jmd. eine Wärmerückgewinnungspumpe im Haus hat u.s.w.). Am peinlichsten aber finde ich vom Ökoinstitut bisher in einer anderen Studie die CO2 Angaben zur Atomenergie. Da wird nämlich z.B. so getan, als gäbe es keinen Atommüll. Extrem peinlich sowas!

  • FP
    Franz Peters

    Liebe Autorinnen,

     

    CO2 wird nicht verbraucht, sondern verursacht.

  • MB
    Matthias Bauer

    So etwas kommt heraus, wenn man nur noch nach dem Treibhausgasausstoß geht. Man sollte den Kollegen vom Ökoinstitut zur Strafe die Kaffeekanne wegnehmen und sie einen Tag in den Gotthardtunnel stellen. Danach müssen sie "Ressourcenschutz für unseren Planeten" von Michael Angrick auswendig lernen.

  • S
    saalbert

    "Zum Vergleich: Wer eine Trommel Wäsche wäscht, verbraucht im Schnitt 700 Gramm Kohlendioxid." Das wäre schön, nicht wahr? Und wir hätten kein Problem mit dem Klima, wenn Wäschewaschen Kohlendioxid nicht produzieren, sondern verbrauchen würde.