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Atomrenaissance in SkandinavienSchweden will Atomkraftwerke bauen

Die Regierung in Stockholm macht den fast 30 Jahre alten Beschluss zum Atomausstieg rückgängig. Ihr Argument: Klimawandel. 2020 will Schweden unabhängig sein vom Öl.

Pannenreaktor: Das AKW Ringhals in Schweden. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Ende nächsten Jahres sollte eigentlich der letzte schwedische Atomreaktor vom Netz gehen. So hatte es eine Volksabstimmung 1980 bestimmt. Die soll jetzt nicht mehr gelten.

"Das Gesetz zum Atomausstieg wird zurückgezogen", erklärte der schwedische Ministerpräsident am Donnerstag. Gleichzeitig öffnete seine bürgerliche Vierparteienkoalition den Weg für den Bau neuer AKWs. Der war in Schweden bislang verboten. Der Schwenk war von langer Hand vorbereitet. Die Industrie hatte Anfang des Jahres eine PR-Kampagne für neue Atomkraft gestartet. Auch Gewerkschaften aus Branchen mit hohem Energiebedarf ließen sich einspannen. In den letzten Wochen hatten die Zentrumspartei und die Christdemokraten, die beide 1980 noch für den Atomausstieg gekämpft hatten, ihre Positionen gewechselt.

Der Vorsitzende der Christdemokraten, Göran Hägglund, meinte, man habe vor 29 Jahren nicht ahnen können, wie schlecht es um die Erde bestellt sei und welche Probleme der Klimawandel mit sich bringe. Der "Kompromiss", auf den sich Atomfreunde- und kritiker in der Koalition nun geeinigt haben: In Schweden dürfen in Zukunft jeweils nur an den vorhandenen Standorten und auch dort nur zur Ausmusterung anstehende Altreaktoren durch Neubauten ersetzt werden. Die Zahl von zehn Reaktoren, die es derzeit gibt, soll nicht überschritten werden.

In der Praxis heißt das: Ausgediente Reaktoren mit einer Leistung zwischen 500 und 900 Megawatt werden durch nun übliche Neubaumodelle von 1.600 bis 2.000 Megawatt ersetzt. Schweden würde sich damit noch mehr als jetzt von Atomstrom abhängig machen, der heute knapp die Hälfte der Stromproduktion ausmacht. Folge wäre ein massives Überangebot von Elektrizität, für die man allenfalls Abnehmer im Ausland finden könnte. Stockholm will nämlich gleichzeitig den Stromverbrauch im Land durch verschiedene Effizienzmaßnahmen reduzieren. Berechnungen zeigen, dass eine Halbierung der Strommenge bis zum Jahre 2030 realistisch wäre. Gleichzeitig mit dem Atombeschluss wurde ein umfassender Ausbau der Windkraft bis 2020 angekündigt. Zusammen mit der vorhandenen Wasserkraft bliebe dann eigentlich kein Bedarf mehr für auch nur einen einzigen Atomreaktor. Das Verbot zum Bau neuer AKWs findet sich in einem "grünen" Energie- und Klimapaket, das Wirtschaftsministerin Maud Olofsson selbst als das "ambitionierteste Europas und der ganzen Welt" lobte. Ab 2020 will Schweden unabhängig von Erdöl sein.

Linkspartei, Grüne und Sozialdemokraten verurteilten den Atombeschluss: Kapital für neue Elektrizitätsproduktion solle besser in erneuerbare Energien fließen. Lars G. Josefsson, Chef des staatlichen Energiekonzerns Vattenfall, begrüßte dagegen den Schwenk. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass Vattenfall in den nächsten zwei bis vier Jahren Neubauprojekte beschließe.

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26 Kommentare

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  • BG
    Bürger G.

    @Lasse: Was willst Du denn damit andeuten, wenn Du die Frage nach der Zusammensetzung der SSI stellst? Lobbyismus?! Also hör mal! Welche anderen Behörden und "Organisationen" vor Ort meinst Du denn? Die Spendeneintreiborganisation Green"peace"?! Willst sagen, dass GP die Wahrheit sagt? Das sagt sie seit BrentSpar nicht mehr ;-)

     

    Wenn Du dich schon nicht mit "Einzelheiten" belasten willst, wäre es doch nett, diese mal offen zu legen, denn dann sprechen wir endlich mal über Fakten und nicht über Lügen!

     

    Dass Du deine Landsmänner als uninformiert und damit als dumm darstellst, ist dein problem, ich halte die Schweden für ein schlaues Volk und den umfagen zu folge sind selbst bei den Grünen 40 % für Kernkraft!! Die schwedischen Grünen sind damit für mich ehrlich und vernünftig!

  • L
    Lasse

    @Bürger G.

    Also vielleicht solltest Du Dich ein wenig darüber informieren, wer im SSI und anderen Organisationen und Behörden hockte und hockt. Ich habe mit örtlichen Behördenmitarbeitern gesprochen. Die sehen das dann doch etwas anders.

    Die Hysteriker und Ideologen sind nicht die Atomkritiker. Ich finde es schon bemerkenswert, mit welcher nachgerade aggressiven Verbissenheit hier diesem Unfug das Wort geredet wird. Ich will hier nicht auf Einzelheiten eingehen, das ist alles nachzulesen.

    Fest steht, dass die Atomenergie ein nicht abschätzbares Restrisiko generiert, nicht bezahlbar und die Müllfrage nicht geklärt ist. Dass eine Mehrheit meiner Landsleute inzwischen einen Ausstieg aus dem Ausstieg befürworten soll, hat mit vielen Dingen zu tun, aber ganz bestimmt nicht damit, dass sie informiert sind. Das ist leider so.

  • BG
    Bürger G.

    zu annes "argumentation" brauch man wohl nichts mehr sagen... wo keine argumente sind wird kraftig polemisiert... danke, kenne ich von dir

     

    @wanja "...hat die Industriegesellschaft viele Probleme überhaupt erst in diesem Ausmaß..."

    ja und die Industriegesellschaft und besonders schlaue Bürger lösen die Probleme auch wieder! sei doch nicht so fantasielos und engstirnig, wir haben das waldserben gelöst, wir haben die wilde deponierung von Müll gelöst, wir haben die automobile und haushaltsgeräte effizienter gemacht, wir können plastikprodukte recyclen etc. p.p.

  • W
    wanja

    @ Bürger G: Dank ignoranter Gefahrenverharmloser, die sich für besonders schlaue Bürger halten, hat die Industriegesellschaft viele Probleme überhaupt erst in diesem Ausmaß.

  • A
    Anne

    Was Bürger G. für widerlegt hält oder behauptet ist es noch lange nicht !

     

    Und wer hier was nicht versteht, ist jeder Person klar, die noch klar denken kann (naja, das ist freilich nicht immer die Mehrheit).

  • BG
    Bürger G.

    ach anne, deine ausführungen zu den kerntechnischen unfällen sind leider zu tiefst unseriös und mehrfach widerlegt! Nur weil du gerne die 100.000 toten glauben möchtest wird es nicht wahrer und ist zu höchst unfair den wirklichen opfern gegenüber!

     

    zu den abfällen: dann sollten wir doch für konventionelle abfälle (im übrigen werden jährlich soviel gefährlicher sondermüll in untertagedeponien verbracht wie der gesamte müll der nutzung der kerntechnik in gorleben eingebracht werden soll) die gleichen maßstäbe ansetzen: also neue endlager suche, dann auch in norddeutschland, störfallsicher und für mrd. jahre sicher, da keine halbwertszeiten etc.pp...

    ...warum kämpfst du denn nicht mit gleichem elan dagegen und verbietest die Chemieindustrie, die Müllverbrennung (regenerativ!)(deren filterstäube kommen nämlich in die Untertagedeponien) etc....

     

    ...also auf deinem niveau zu diskutieren bringt nichts, wenn du die gesamtzusammenhänge einer industiegesellschaft nicht verstehen kannst

  • A
    Anne

    Übrigens muss ich einen Fehler zugeben: Das Ökoinstitut hat offenbar tatsächlich in der CO2- Bilanz ein bisschen was für die "Endlagerung" kalkuliert. Aber hierzu finde ich den Einwand von Archimedes treffend, dass CO2 aquivalente Emissionen ja mitnichten das einzige ist, was es zu reduzieren gilt (was ja Bürger G. selbst sagt)

     

    Und noch zum Argument von Bürger G. auf den Hinweis von Archimedes: Ja leider gibt es auch andere schwerwiegende Fälle des allgemeinen Müllproblems. Dadurch wird aber der Atommüll nicht harmloser. Im Gegenteil, es ist ja schon schlimm genug mit dem Müll, wenn dann auch Atommüll noch dazu kommt, wie es der Fall ist, dann ist die Lage noch umso schlimmer!!!!!!

  • A
    Anne

    Was Leute wie Bürger G. für die Wahrheit halten ist wahrscheinlich eine der grotesken Verharmlosungen, die von der Atomindustrie und deren Lobby (z.B. in der IEA) immer wieder in die Welt gestreut werden.

     

    Nach Windscale (na, wann war das?) wurde z.B. die Milch aller Landwirte der ganzen Umgebung beschlagnahmt - allerdings dann in die irische See gekippt. Die radioaktiven Dämpfe haben sich über ganz GB verbreitet, weshalb man leider schlecht eindeutig nachweisen kann, wer in den Folgejahren aufgrund dieses Unfalls an Krebs erkrankt ist, oder aus anderen Gründen.

     

    Harrisburg (jährt sich am 28. März zum 30. Mal) hätte ja gar nicht passieren dürfen, denn angeblich war ja Windscale ein dummer Unfall, und so etwas kommt ja nieeeeee wieder vor (hieß es schon damals). Und schließlich sind "wir" ja auch nicht in "Russland" oder so ähnlich. ... Hunderte Krebstote, nein natürlich nicht wegen der "sauberen sicheren neuerdings auch klimafreundlichen Kernkraft".

     

    Und während die Atmolobby die Toten nach Tschernobyl unverschämterweise auf die Zahl 4.000 reduziert - kommen verschiedene unabhängige Institutionen zu Zahlen, die um die 70.000 bis 90.000 liegen, also 20 x so viele.

     

    Und die Studie zu Krebserkrankungen im Umfeld von Atomanlagen vor einigen Jahren konnte "natürlich" keine "eindeutigen" Ursachen ermitteln, warum denn diese merkwürdige Korrelation besteht - die in anderen Ländern natürlich unbekannt ist, weil sie dort nie erforscht wurde ...

     

    Naja, schon Sherlock Holmes wusste: Die perfidesten Verbrechen sind oft die, die nicht so leicht "eindeutig" beweisbar sind.

  • BG
    Bürger G.

    @archimedes: höre bitte auf mit deinen übertreibungen zu harrisburg und tschernobyl! Sicher gab, gibt und wird es krebserkrankungen auf Grund von Tschernobyl geben, aber bleibe bei der wahrheit!

  • BG
    Bürger G.

    "Es ist schon erschreckend, wie wenig Ahnung klug daherkommende "Bürger" von Atmommüll offensichtlich haben." ach ja? dann erkläre mir bitte genau, welchen unterschied es macht, an einer Quecksilber-Vergiftung, an einem Dioxin induzierten Krebs oder an erhöhrter Strahlung zu sterben und erkläre mir, wie wir bei konventionellen sondermülluntertagedeponien die unbedenklichkeit für mrd von Jahren sicherstellen!... bevor du mich ahnungslos und unwissend nennst! ;-)

  • A
    archimedes

    Kurzer Nachtrag: Angesichts der vorhandenen Alternativen (Energiesparen, Ausbau regenerativer Energieeerzeugung etc.) und angesichts der Risiken der AKW sind alle CO2 Argumente hinfällig - dabei ist es dann völlig egal, welches "Endlagerszenario" irgen ein Institut kalkuliert. Nach Windscale hieß es "ach das war nur ein Unfall, wird nie wieder vorkommen". War ja nur eine alte Anlage und menschliches Versagen. So hieß es auch nach allen anderen Unfällen von Atomanlagen, mit Hunderten ( Harrisburg ) bis Zehntausenden ( Tschernobyl ) Krebserkrankungen in den Folgejahren (auch wenn sie natürlich nicht 100% exakt bezifferbar sind). Und sogar gemäß der beschönigenden Berechnungen der Atomindustrie findet statistisch wahrscheinlich z.B. in Europa alle 40 Jahre ein GAU statt, der so wahrscheinlich ist, wie eine 1 zu würfeln - und dabei sind die Faktoren "menschliches Versagen" und "Terroranschläge" sogar noch unberücksichtigt! - Was für eine unglaubliche menschenverachtende Ignoranz!

  • A
    archimedes

    Es ist schon erschreckend, wie wenig Ahnung klug daherkommende "Bürger" von Atmommüll offensichtlich haben. Die Verharmlosung des allgemeinen Müllproblems (von dem Atommüll ein schwerwiegender Sonderfall ist) passt dazu.

     

    Leider dürfte dieses Unwissen dem allgemeinen Durchschnittswissensstand nahe kommen, obwohl es da zum Glück bemerkbare Verbesserungen in den letzten Jahren gibt.

  • BG
    Bürger G.

    zum CO2 "über dem für AKWs angenommenen günstigsten Wert" Günstigsten wert ist einfach Falsch, denn das ÖkoInst gibt eine Spanne an vom verschiedenen Uranerzeugunsvarianten und verschiedenen Rückbau und endlagerungsvarianten an. Insofern sind die Aussagen von Anne und Zarathustra falsch und hier mehrfach widerlegt, sorry, die wiederholung von unwahrheiten langweilt

     

    zur Endlagerung: Die Endlagerung radioaktiver Stoffe ist genauso nachsorgefrei wie die Endlagerung von Sondermüll (der keine Halbwertszeit hat und auch in Süddeutschland Untertage endgelagert wird) und hat damit keinen CO2 Ausstoß!

     

    zu Subventionen: Die gibt und gab es nicht... mehrfach belegt. Wenn Ihr die 15 Mrd Anschubfinanzierungen meint, dann haben die EE diese Marke schon bei weitem überschritten und werden in die 100 Mrd gehen, was man ja für den tollen Ökostrom gerne in kauf nimmt ;-)

     

    @Anne: Welche behauptungen über Tschernobyl sind bitte unwahr! Willst Du ernshaft behauten, dass das Unglück KEIN mißratener Versuch des Militärs war?! Willst Du wirklich behaupten, dass in Europa so unverantwortlich mit dieser Technik umgegangen wird? Dann tut es mir leid, dass du soweing vertrauen hast

  • A
    Anne

    Bürger G. beweist wieder einmal, dass bei diesem Thema bei ihm die Logik versagt: 1. Aus seinen Behauptungen über Tschernobyl folgt weder, dass sie wahr sind, noch dass es eine annähernde Garantie im verantwortbaren Verhältnis zum Risko gibt, dass nicht auch in einem anderen AKW durch Fahrlässigkeit oder durch einen Anschlag ein großer Unfall passieren kann, noch folgt daraus, dass damit das Problem des Atommülls gelöst sei.

     

    Die Krebsrate in Schweden in entsprechenden Gebieten steigt nur deshalb nicht erkennbar signifikant an, weil die Leute so vernünftig sind, gezwungenermaßen nun darauf zu verzichten, in jenen Gebieten viele Beeren und Pilze zu sammeln u.s.w.

     

    Die Aussagen des Freiburger Ökoinstituts beziehen sich nur auf CO2 und sind auch darin falsch! z.B. werden alle Maßnahmen, die zur Sicherung des Atommülls in den nächsten 1,1 Mio Jahren entstehen , nicht berücksichtigt, zumal die ja nicht absehbar sind. Es werden aber nicht einmal versch. mögliche Szenarien kalkuliert. Außerdem ist Bürger G.s Interpretation der Werte falsch, sie als statisch/unveränderlich zu nehmen, denn die CO2-Äquivalenz-Bilanz erneuerbare Energiesysteme (z.B. Solaranlagen) verbessert sich in zunehmendem Maß, mit dem die Energie für ihere Herstellung selbst regenerativ erzeugt wird (und die Sättigungsgrenze dieser Kurve ist noch lange nicht annähernd erreicht).

  • J
    jol

    Wenn Schweden, wie in dem Artikel auch erwähnt, seine Windkraft ausbauen will, dann braucht es keine AKWs, die als Grundlast-Kraftwerke kaum regelbar sind, sondern Kraftwerke die anti-zyklisch zum Windstrom gefahren werden können und Spitzen abdecken können - also Wasser- und Gaskraftwerke.

  • JH
    Jürgen H. Oberst

    Es genügt eben nicht, sich auf vertragliche Zusagen und Unterschriften einer opportunistischen und von ungetrübter Gier geleiteten Energiewirtschaft zu verlassen. Viel wirksamer wäre es, die finanziellen Lasten dieser Energieform auch wirklich den Betreibern aufzubürden. Also Wegfall der offenen und verdeckten Subventionen, wie der steuerfreien Rückstellungen und der Kostenübernahme von staatlichen Massnahmen (Polizeischutz der Cstor-Transporte etc.). Im Gegenzug die klare Pflicht zu sicherheitstechnischen Nachrüstungen selbst bei geringster Reststrommenge sowie die Belastung mit den regulären Entsorgungskosten des verstrahlten Mülls. Also Gewinnabschöpfung und Regulierung. Leider sind die Parteien hier korrumpiert, wie das Beispiel der Asse jetzt wieder deutlich gemacht hat. Es fehlt nicht an Möglichkeiten, wohl aber am politischen Willen. Dennoch bleibt beim Thema auch für die Reihen der Atomkraftbefürworter aus CDU und FDP ein Restrisiko. Ein einziges schweres Ungück (weltweit jederzeit möglich, wie ausgerechnet die Schweden es unlängst vorgemacht haben), würde den ungehemmmten Pro-Atom-Wahlkampf einer industriegesteuerten Meinungslobby in sich zusammenbrechen lassen. Eine tödliche Unwägbarkeit, die der politischen Schildkröte Merkel sicher bewusst sein wird.

  • Z
    Zarathustra

    Nun - es ist sehr richtig, das es weder ökologisch noch innovativ ist Kohlekraftwerke zu betreiben und neue zu bauen. Das selbe gilt aber leider auch für die Atomkraft. Beim Erdgas sieht es schon etwas anders aus, denn je nach System liegt der CO2-Ausstoß nur unerheblich über dem für AKWs angenommenen günstigsten Wert. Die Probleme der Endlagerung und das Gefahrenpotential während des Betriebes entfallen. Die Zukunft liegt u.a. in der dezentralisierten Energieerzeugung, bei der nur die Energiemenge erzeugt wird die benötigt wird und vor allem im schonenden Umgang mit den Ressourcen. Innovationen werden meist aus der Not heraus geboren etwas Neues zu benötigen. Der einfachste Weg ist nicht immer der Beste.

  • V
    vic

    Jedes Atomkraftwerk das hinzukommmt und jedes das nicht abgeschaltet wird,

    ist verantwortungslose Geschäftemacherei, und schlichtweg Betrug.

    Auch die CDU kündigt unverhohlen an, nach einem Wahlsieg die Laufzeiten aller "sicheren Atommeiler" zu verlängern. Man kann sich vorstellen wieviel das sein sein werden.

    Wir erinnern uns: Es gibt noch immer einen gültigen Ausstiegsbeschluss, der auch von der CDU unterzeichnet wurde.

    Aber offenbar betrügt in diesem Land nur Andrea Ypsilanti. Hier jedoch wird die Medienmeute seltsamerweise nicht losgelassen.

    Ich denke, in beiden Fällen sind und waren wirtschaftliche Überlegungen, bzw. Zuwendungen der Anlass.

  • A
    archimedes

    Mit den im Artikel erwähnten Effizienzmaßnahmen, Umbau vieler Gebäude als Passiv- oder sogar fast Nullenergiegebäude (das geht auch in Schweden, v.a. bei Neubauten) Nutzung neuer Erdwärmetechnik (vgl. z.B. http://www.trust-energy.de ), die in Schweden v.a. im Winter viel Heizenergie (und damit z.B. Öl) einsparen kann, und Ausbau von Wind und offshore Wellenkraft (z.B. http://www.wavedragon.net ), Biogas + die schon bestehenden Wasserkraftanlagen etc. könnte Schweden ab 2020 den gesamten Strom regenerativ erzeugen. Elektroautos sollten natürlich leichter (und daher auch kleiner) sein, als die heutigen Durchschnitts-Pkw. Zusätzlich könnte z.B. Norwegen mit Wellenkraft, Osmosekraft / Salzkraft u.s.w. einen Überschuss erzeugen, der z.T. auch nach Schweden gehen könnte.

     

    Allg. sollte Nordeuropa die offshore Wellenkraft sowie erwähnte oberflächennahe Geothermie (für alle Gebäude) stark ausbauen. Südeuropa v.a. die Solarenergie (aber auch Wind- und Wellenkraft, v.a. offshore).

  • TJ
    Tim Jesper

    Wer der Meinung ist, der Ausstieg aus dem Ausstieg sei auch in Deutschland nötig ist entweder Atomlobbyist oder hat keine Ahnung!

    Wie eine Studie des Umwelt Bundesamtes belegt, ist der Ausstieg ohne eine zu erwartende Energielücke zu schaffen! Auch ohne des Bauen von umweltunfreundlichen Kohlekraftwerken!

    Wer sich selber überzeugen möchte:

    http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2008/pd08-023.htm

  • T
    tramm

    Ein absolut vernünftiger Schritt der Schweden.

    Deutschland wird bald folgen.

  • BG
    Bürger G.

    zu Lasse: "Laut Angaben des schwedischen Strahlenschutzinstitutes SSI kann auch heute noch erhöhte Strahlung gemessen werden; Personen, die besonders häufig Wild, Fisch, Pilze und Beeren aus betroffenen Regionen [Grävle] genießen, würden sich langfristig einer etwas erhöhten Strahlenbelastung aussetzen. Eine Häufung von Krebsfällen sei jedoch nicht zu beobachten. Gleichzeitig sinkt der Gehalt von radioaktivem Caesium beständig" Dass Tschernobyl ein fahrlässig herbeigeführtes Unglück (Durchführung eines Tests bei absichtlicher Übergehung aller Sicherheitsvorschriften)war, wird immer wieder gerne vergessen!

     

    zu Martin: "Ein potentieller Unfall oder die realen Abfälle jedoch sind global eine Katastrophe"

    -> quod erat demonstrandum

     

    zu "sprach" Zarathustra: "die Behauptung, das es sich bei Atomstrom um Ökostrom handele; indes sind der beträchtliche CO2-Ausstoss zur Uran-Gewinnung und die anfallenden giftigen Schlacken alles andere als "Ökö"."

    -> Vergleiche hierzu die Aussagen des Öko-Instituts im vergleich zu "regenerativen" Energiequellen!!!

  • J
    Jakobus

    Insgesamt vernünftige Entscheidung, die im übrigen schon viele andere Länder in den letzten Jahren getroffen haben. Das hat nicht viel mit Atomlobby zu tun, sondern eher ist der deutsche Alleingang auf die starke Anti Atom Lobby zurückzuführen. Wind und Sonne, so schön die Vorstellung, können (momentan) einfach nicht den gigantischen Energiehunger in Deutschland befriedigen. Stattdessen werden in Deutschland Kohle und Gaskraftwerke neu gebaut. Das ist Fakt und sicherlich weder ökologisch noch besonders innovativ.

  • Z
    Zarathustra

    Da wird sich Deutschland mit Sicherheit in einem Jahr einreihen. Die Lobbyisten freuen sich schon.

    Etwas mehr "kategorischer Imperativ" wäre wünschenswert. Nur leider ist die Moral dieser Leute derart, das quasi alles als "Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung" verstanden wird, sofern es der Bereicherung dient. Besonders bemerkenswert ist die Behauptung, das es sich bei Atomstrom um Ökostrom handele; indes sind der beträchtliche CO2-Ausstoss zur Uran-Gewinnung und die anfallenden giftigen Schlacken alles andere als "Ökö".

     

    Sic transit gloria mundi!

  • M
    Martin

    Generell ist die Atomkraft eine größere Gefahr als der Klimawandel.

    Zudem ist die CO2-Einsparung eines einzelnen AKWs global gesehen bedeutungslos. Ein potentieller Unfall oder die realen Abfälle jedoch sind global eine Katastrophe.

  • LD
    Lasse Dudde, Stockholm

    Bleibt noch anzumerken, dass dies ein absoluter Betrug am Wähler ist, da die Koalition vor der Wahl versprochen hatte, NICHT am Ausstiegsbeschluss zu rühren. Und: Ein ordentlicher Teil der Ostküste, beispielsweise die Gegend um Gävle, ist nach Tschernobyl immer noch derart verstrahlt, dass Wild und Beeren ungenießbar blieben...