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press-schlagDas Hirn ein Fußball

Fußball ist lange schon keine Nebensache mehr. Gut, dass es Menschen gibt, die dafür sorgen wollen, dass das so bleibt

I rgendwas mit Lamm geht immer. Und den Nachtisch bringen die Nachbarn mit. Es sollte ein schöner Abend werden. Sie macht irgendwas mit Theater und auch er scheint ein gebildeter Typ zu sein. Sein Bücherregal ist beeindruckend und er sieht nicht so aus, als wäre er einer von denen, die Bücher antiquarisch kaufen, damit sie sie nicht selbst lesen zu brauchen. Das könnte passen. Ein interessanter Abend zu viert, so war es geplant. Was sie wohl sagt zur Auswahl der Stücke für das Theatertreffen? Was er wohl von der Jury hält, die über den Deutschen Buchpreis bestimmen soll?

Und dann ist er gekommen. Ein Überraschungsbesuch. Klar, der kann auch mitessen, ist doch ein netter Kerl. Und wann sieht man sich schon mal? Jahre ist das her. Vielleicht würde es ja ganz nett werden. Hoffentlich redet er nicht den ganzen Abend über Fußball. Gittlob, es wurde natt. Ganz anders als geplant - aber nett. Gut, dass die Nachbarin keine von denen ist, die die Augen verdrehen, wenn über Fußball gesprochen wird.

Natürlich ging es um Hertha und Hoffenheim. Um die Bayern sowieso. Aber auch historisches Fachwissen war gefragt an diesem Abend. Einer wusste nicht, dass Fortuna Köln tatsächlich mal in der ersten Liga gespielt hat. Sogar der Überraschungsgast musste beinahe eine Minute lang überlegen, in welchem Jahr Eintracht Braunschweig gleich wieder Meister geworden ist. Sogar gelacht wurde. Erinnerungen an großen Fußballerlebnisse wurden ausgetauscht. Namen fielen. Der Uwe Bein, der hat doch mal. Genau. Und der Uli Stein war auch nicht übel. Und wie war das mit Ente Lippens? Es wurde immer mehr gelacht. Die größte Pointe des Abends: Detlef Olaidotter, der lustigste Spielername der Bundesligageschichte, da waren sich alle einig. Sogar die Theaternachbarin hatte den schon mal gehört.

Die Angst davor, dass der Überraschungsbesuch, dessen Hirn schon immer nichts anderes als ein riesengroßer Fußball war, den Abend sprengen könnte, sie erwies sich als unbegründet. Kein Gejammere über die Qualität subventionierter Hochkultur, keine Jubelarien über immer akademischer werdende Post-DDR-Literatur. Einfach Fußball.

Und doch kam am Ende eines Abends am Fuße einer der letzten Flaschen Rotwein an diesem Abend auch ein wenig Angst auf. Hoffentlich geht der große Fußball mit der großen Krise nicht unter. So lange es solche wie den Hopp in Hoffenheim gibt, da waren sich alle sicher, wird das nicht passieren. Wie sagte Wolfgang Niersbach, der Generalsekretär des Deutschen Fußballbunds diese Woche: "Wir sollten froh sein, dass er sein Geld nicht in Museen und Kunsthallen steckt, sondern unter anderem in den Fußball." Nicht auszudenken!

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das

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