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Ausbau des Frankfurter FlughafensJetzt kommen die Kettensägen

Die Polizei hat das Hüttendorf im Kelsterbacher Wald geräumt. Die Gegner des Ausbaus des Frankfurter Flughafens räumten ohne Widerstand das Feld. Jetzt soll dort die Rodung beginnen.

Muss aus seinem Hüttendorf jetzt ausziehen: Waldbesetzer in Frankfurt. Bild: dpa

Das hat gepasst. Zeitgleich mit der Regierungserklärung von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) an Mittwoch im Hessischen Landtag räumte die Polizei für die Frankfurter Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG das Hüttendorf der Flughafenausbaugegner im Kelsterbacher Wald. Und während Koch in Wiesbaden noch einmal über die Notwendigkeit von Ausbau und Arbeitsplätzen sprach, holte im Wald die Polizei Aktivisten der Umweltschutzorganisation "Robin Wood" von den Bäumen.

Bis in den Nachmittag hinein hätten Spezialisten der hessischen Polizei Ausbaugegner in luftigen Höhen von den Plattformen und aus den Baumhäusern geholt und die Kletterseile gekappt, ließ "Robin Wood" verlauten. Die Bewohner des Camps am Boden wurden schon am Morgen aufgefordert, ihre Behausungen zu verlassen. Die Polizei war gegen 7.40 Uhr mit einem Großaufgebot am Hüttendorf vorgefahren; jeder Waldbesetzer hatte bald darauf seinen "eigenen" Beamten. Zu Widerstand sei es nicht gekommen. Allerdings seien einige Medienvertreter daran gehindert worden, das umzäunte Campgelände zu betreten, berichtet "Robin Wood".

Die Räumung ist "friedlich verlaufen", so auch die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Hessischen Landtag, die Landtagsabgeordnete Ursula Hammann, zur taz. Hammann hatte - ebenso wie vier Landtagsabgeordnete der Linksfraktion - trotz der ersten Plenarsitzung in der neuen Legislaturperiode den Weg in den Bannwald am Flughafen gefunden, um dort gegen die Räumung und die bevorstehenden Rodungsarbeiten zu protestieren. Leider, so Hamann zur taz, sei "nur ein Häuflein Aufrechter" in den Wald gekommen, um die Waldbesetzer zu unterstützen. "Es hätten", so Hammann, "ruhig ein paar mehr Menschen sein können." Hammann kritisiert, "dass mit der Räumung endgültig vollendete Tatsachen geschaffen werden, ohne die juristische Entscheidung im Hauptsacheverfahren abzuwarten". Im Eilverfahren waren die Klagen von Bürgern und Kommunen gegen das Großprojekt im Forst bereits im Januar zurückgewiesen worden.

"Robin Wood" erinnert zudem daran, dass der Kelsterbacher Wald nicht Fraport, sondern immer noch der Stadt Kelsterbach gehöre. Gegen den Beschluss des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, den Wald an die Fraport AG zu verkaufen, sei schließlich ein Bürgerbegehren eingeleitet worden. "Mit der Räumung des Walddorfes zeigt die Fraport, dass sie das Votum der Kelsterbacher fürchtet und es nicht länger erträgt, dass es im Wald einen gemeinsamen Treffpunkt des Widerstandes von Anwohnern, Bürgerinitiativen und Umweltschützern gibt", sagte Monika Lege, Verkehrsreferentin der Organisation.

Auch im Landtag kritisierten die Grünen die Räumung und wiesen auf sinkende Fluggast- und Frachtzahlen hin. Dass Lufthansa Cargo Kurzarbeit angemeldet habe, zeige doch, "dass kein Grund für übereilte Maßnahmen besteht". Dass die Fraport AG jetzt räumen ließ, hängt wohl mit dem Beginn der Vegetationsperiode zusammen. Bis Ende Februar müssen die Bäume dort gefällt sein; dann greift das Rodungsverbot. Für den Abend wurde zu einer Demo im Wald gegen die Räumung des Camps aufgerufen.

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2 Kommentare

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  • BG
    Bürger G.

    wanja hat ein Allheilmittel und die Weltformel zugleich endeckt: Die Regenerativen Energien!

     

    LOL

  • W
    wanja

    Solange Flugzeuge nicht mindestens annähernd so umweltfreundlich sind wie z.B. dieses Modell:

    http://de.youtube.com/watch?v=tPbu5UeW4uk zumindest wenn deren Energie zu 100% aus umweltbewussten Energien stammt wie Geothermie, Solarenergie etc., mindestens so lange sind Flughafenausbauten dieser Art in ethischer Hinsicht ein V e r b r e c h e n gegen diese und künftige Generationen der Menschheit, evtl. mit der Einschränkung, dass Befürworter eigentlich dermaßen verblendet sind, dass man bei solcher Dummheit schon von Unzurechnungsfähigkeit sprechen könnte und damit bei solchen Flughafenausbauten nicht Verbrechen, sondern eher die Taten von speziell mental "gestörten" Personen mit verminderte Schuldfähigkeit vorliegen.