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Debatte WirtschaftskriseKartell der Krawalljournalisten

Kommentar von Albrecht von Lucke

Kein führender Journalist hat die ökonomische Großkrise rechtzeitig erkannt. Trotzdem überbieten sich die breitbeinigen Meinungsmacher weiter in analytischer Haltlosigkeit.

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10 Kommentare

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  • DI
    Denk ich an...

    deutsche Medien in der Nacht, schlafe ich sofort ein. Jedes Volk kriegt die Presslümmel, die es verdient.

     

    Übrigens, auch wenn Wahrheit manchmal weh tut: Man braucht weder "links" noch "rechts", um als Journalist einen Standpunkt zu haben. Und ihn ab und an zu wechseln, ist auch nicht ethisch-moralisch verwerflich.

     

    Die Analyse geht von der falschen Prämisse aus, daß der deutsche Journalismus nach 1945 über Jahrzehnte nicht durch und durch korrupt gewesen sei.

     

    Recherchiert doch einfach mal, warum zum Beispiel beim "Spiegel" über Jahrzehnte - mit einer frühen, einmaligen Ausnahme - die Tabakindustrie, Rauchen und Risiko ein Nicht-Titelthema war, auch lange nach den Zigarettenanzeigen. Und wer sich daran eine goldenen Nase verdient hat.

     

    Ganz spannendes Thema für einsatzfreudige Nachwuchsreporter.

  • MR
    Martin Rath

    Ich dachte, Stefan Aust habe mittlerweile einen Vollzeit-Job in der Pferdezucht. Wie er sich da noch mit Schirrmachers Frank und dem Diekmanns Kai die Bälle zuspielen soll, ist mir schleierhaft.

    Matussek ist auch schon seit ein paar Tagen degradiert und Henryk M. Broder würde ich erst dann wieder lesen, wenn die EMMA ihn zum Chefredakteur machte, was er jetzt so schreibt ist einfach zu leicht vorauszusehen. - Will sagen: Das ist keine wirklich spannende, wirklich aktuelle Analyse, oder?

  • P
    panne

    Der Bild-Chefredakteur heißt "Diekmann", Sie Nase.

  • C
    Colorado

    Sehr geehrter Herr Lucke,

    offenbar ist Ihnen bei Ihrer Pauschalkritik die Wirtschaftswoche entgangen. Deren Chefredakteur wurde gerade wegen der besonders frühen Berichterstattung zur Krise als "Wirtschaftsjournalist des Jahres" ausgezeichnet.

  • T
    Tim

    Gerade bei diesem Thema muß man sich doch auch den US-Journalismus anschauen. Es gab rechtzeitig Warnhinweise von Leuten, die den Krediterleichterungen der Clinton-Regierung skeptisch gegenüberstanden. Hier ein Beispiel von 1999:

    http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C0DE7DB153EF933A0575AC0A96F958260&sec=&spon=&pagewanted=1

     

    Im Jahr 2003 wollte dann die Bush-Regierung gegensteuern, ist aber später von der demokratischen Mehrheit ausgebremst worden:

    http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9E06E3D6123BF932A2575AC0A9659C8B63&sec=&spon=&pagewanted=all

  • HB
    Herbert Braun

    Ja, die Journalisten sind die Bösen und die Doofen. Auf die Medien einzudreschen ist ja noch einfacher, als die Habgier der Manager oder die Inkompetenz von Politikern zu geißeln.

    1) Wenn die mit ungleich besseren Informationen versorgte, mit ungleich höherer Verantwortung belastete und ungleich besser bezahlte Wirtschaftselite die Krise nicht vorhergesagt hat, wieso sollte es dann den Journalisten gelingen?

    2) Abgesehen davon erinnere ich mich an Artikel aus der Zeit von 2007, die durchaus in diese Richtung gingen - das müsste man aber nachprüfen, bevor man hier Pauschalurteile verbreitet.

    3) Wetterwendische Journalisten wie Schirrmacher sind schlecht, sture Journalisten wie Broder sind schlecht. Wenn Sie eine Rückkehr zum Grabenkampf-Journalismus der 70er-Jahre fordern, müsste Ihnen letztere Haltung doch eigentlich gefallen.

    4) Wenn Sie im Journalismus die scharfen Gegensätze zwischen links und rechts vermissen, liegt das möglicherweise daran, dass diese Gegensätze auch in Politik und Gesellschaft ziemlich verwaschen sind. Ein Glück, es gibt wichtigere Fragen auf der Welt.

    5) Und generell gilt: Jede Gesellschaft hat die Medien, die sie verdient.

  • F
    Flo

    Vielen Dank für den hervorragenden Artikel!

    Jetzt muss nur noch eine Lösung gefunden werden für diese katastrophale Situation. Das ist leider nicht ganz einfach. Es sei denn, der Markt bereinigt sich ob des immer offensichtlicher werdenden Qualitätsverfalls selbst. Ein Konkurs aller Mainstream Blätter ist aber wohl eher unrealistisch und zudem auch nicht gerade eine verlockende Aussicht. Die Frage ist: Wie bekommen wir wieder demokratische, seriöse und qualitativ hochwertige Berichterstattung?

  • H
    harri

    Machen wir uns doch nichts vor! Die Journalisten sind zur Journaille eines verkommenen Regimes verkommen. Seit Jahren segnen sie die kriminellen Aktivitäten verschworener Protagonisten - Verschwörungstheorie!- eines extrem kapitalismusfreundlichen Politzirkuses ab, der keine ethischen Regeln oder gar Beschränkungen mehr kennt! Das gilt für SÄMTLICHE der etablierten Parteien, die nur manchesmal zur Volkstäuschung Kreide fressen. Dass sie gegebene Versprechen nicht halten halten, gehört gewissermaßen zum guten Ton der Politmafia!

  • CG
    Christian G. Christiansen

    ...ein erfrischend ehrlicher Artikel über die fortschreitende Erosion der vierten Gewalt.

    Journalisten und Intellektuelle verallgemeinernd zusammen zu schmeissen, Beispiel Broder und Biermann, scheint mir doch sehr gewagt! Der politische Journalismus verliert immer mehr an Kontur; "die Presselandschaft wandelt sich spürbar. Der Verkauf von Anzeigen erscheint zunehmend wichtiger als die Veröffentlichung unabhängiger und kritischer Inhalte..."

    Zur Erhaltung der Pressefreiheit heisst es so in einer Eigenzeige der Blätter für deutsche und internationale Politik (08/08).

    Garnicht so falsch.

    Christian G. Christiansen, Berlin

  • MP
    M. P. Krapp

    Sehr geehrter Herr Lucke,

     

    schön, dass es mal jemand ausspricht, der auch zur klassischen journalistischen Zunft gehört.

    Sonst sind es meistens die sog. Netzjournalisten oder Blogger, welche, durchaus auch aus ganz eigenem Interesse, Medienkritik in dieser Form betreiben.

    Sicherlich bin ich nicht der einzige, der damit rechnet, dass man nach dieser Krise stillschweigend wieder zur Tagesordnung übergehen will, nicht nur in journalistischer Hinsicht.

    Es ist, neben der erstaunlichen, sicherlich freiwilligen „Gleichschaltung“ der Printmedien und ihrer Internetpendants, auch ein starker Hang zur Verbrüderung der Redaktionen untereinander, und damit einhergehend, ein Mangel an externer wie interner Kritik zu beobachten.

    Die Frage ist hier allerdings, wie man dem begegnen kann. Das diese Kartellbildung zumindest unter den interessierten und (teilweise) aufgeklärten Lesern kein Geheimnis mehr ist, löst das Problem leider nicht. Es ist deshalb schön, dass Sie sich, neben den Augsteingeschwistern und den erwähnten Bloggern, dieses Problems angenommen haben.

    Bleibt zu hoffen, dass Sie hier nicht alleine bleiben. So ist es an uns allen, die wir das hier lesen, und die wir uns für das Problem interessieren, diese berechtigte Kritik zu unterstützen. Sei es durch Leserkommentare, Briefe an die Redaktionen, Blogs oder direkte Beteiligung an dem „Medienzirkus“ (Sehr schön auf www.Freitag.de möglich). Man mag an der Größe der Aufgabe und der eigenen medialen Bedeutungslosigkeit verzweifeln, doch soll das kein Grund sein, es nicht wenigstens versucht zu haben.

     

    Hochachtungsvoll,

     

    M. P. Krapp