Milliardenhilfe-Zusagen aus Russland: Kirgistan schließt US-Militärbasis
Die USA haben einen strategisch wichtigen Luftwaffenstützpunkt für die Einsätze in Afghanistan verloren. Binnen sechs Monaten müssen sie die Basis in Kirgistan räumen.
BERLIN taz Das kirgisische Parlament kündigt den USA. Bei nur zwei Gegenstimmen beschlossen die Volksvertreter des zentralasiatischen Landes am Donnerstag die Schließung der US-amerikanischen Luftwaffenbasis "Manas". Die Basis dient zur Versorgung der US-Truppen in Afghanistan. Nach der Unterschrift des kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew unter den Parlamentsbeschluss müssen die US-Truppen in 180 Tagen das Land verlassen. Vielleicht lasse sich Bakijew damit aber auch noch mehr Zeit, vermuten einige Beobachter.
"Militärische Mittel haben in Afghanistan keinen Erfolg", begründet der kirgisische Parlamentarier Kabai Karabekow die Entscheidung. Dagegen warnte der Abgeordnete Sainiddin Kurmanow, dass Kirgisien sich durch den Beschluss in eine geopolitische Sackgasse begebe.
Bakijew hatte in Moskau Anfang Februar die Schließung des US-Stützpunktes angekündigt. Im Kreml erhielt er ein lukratives Angebot. Russlands Präsident Dimitri Medwedjew versprach dem Kirgisen 2 Milliarden US-Dollar für zinsgünstige Kredite und Investitionen in den Ausbau der Wasserkraft.
Zurück in Bischkek, betonte Bakijew, dass Kirgisien von den USA ein stärkeres wirtschaftliches Engagement erwarte. Aber Washington blieb stur. 2005 war das anders. Damals hatte Bakijew das erste Mal den Abzug der US-Truppen aus Zentralasien gefordert. Sofort eilten der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Außenministerin Condoleezza Rice nach Bischkek und besänftigten den Staatschef. Nun reagieren die USA mit eisigem Schweigen. Der kirgisische Außenminister beklagte im Parlament, dass die USA noch nicht mal ein neues Angebot gemacht hätten. Kirgisiens Parlament und Regierung vertrauen lieber den russischen Zusagen. Die Duma hat die Vereinbarungen mit Kirgisien trotz der schwächelnden Wirtschaftskraft in Russland abgesegnet.
Schon 2004, als die russische Wirtschaft noch boomte, hatte der damalige Präsident Wladmimir Putin versucht, mit einer 2-Milliarden-Dollar-Zusage Kirgisiens Nachbarn Tadschikistan enger an Moskau zu binden. Putin versprach der tadschikischen Führung Investitionen in Wasserkraftwerke und Aluminiumfabriken. Daraus wurde nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Protest in Unterwäsche im Iran
Die laute Haut
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“