piwik no script img

Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der Staat wird verbankt, Kölsch wird gerettet und der Oskar geht an die SPD, aber nicht an Politgigolo Schröder.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Im Interview2Inews: 

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Friedrich Küppersbusch: Permanenzkarnevalist Phillip "Hüfte" Mißfelder schießt seine Chance ab, NRW-Verkehrsminister zu werden.

Was wird besser in dieser?

Hartz-Empfänger wählen Miß Felder. Zu Miß Gemany.

Bankenverstaatlichung, Enteignung, sind wir auf dem Weg in den Sozialismus?

Derzeit plündern die Banken den Staat. Hier wird keine Bank verstaatlicht, sondern der Staat verbankt: Unter vorgehaltener Massenentlassung stürmen Banker die Parlamente und fordern "Hände hoch!" zu bizarren Vorlagen und gestümperten Gesetzen. Die Notlage, der HRE qua Gesetz Enteignung androhen zu müssen, rührt zum Beispiel daher, dass die ersten Staatszahlungen ohne jede Garantie oder Beteiligung ausgereicht wurden.

Laut einer Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen dafür, dass der Staat bei Opel einsteigt - bei Schiesser war das Mitleid nicht ganz so groß. Ist das Auto doch des Deutschen liebstes Kind?

Märklin, AEG, die komplette Unterhaltungselektronik von Grundig bis Saba und Agfa, Optoelektronik und so fort: Dass wir aus eigenem Unvermögen scheitern können, ist inzwischen gelernt. Bei Opel hingegen kann man sich die schöne Geschichte erzählen, dass es der deutsche Ableger ohne den US-Vormund schaffen könnte. Das trifft einen tiefsitzenden Argwohn - der sich bei weitem nicht nur auf Autofabriken bezieht. Das hat neben dem Nationalfetisch Auto auch zu tun mit der Gefühlshaltung, mit der wir etwa Bushs Kriege nicht mitgemacht haben.

Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder. Hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen alles richtig gemacht?

Jetzt sie privat? Nachdem ihre Experten "1,37 Kinder pro Frau" als aktuellen deutschen Standard verkündet haben, liegt sie offenkundig persönlich recht ordentlich und reißt drei Gebärunwillige mit raus. Von der Leyen selbst wies darauf hin, dass 40 Prozent der Alleinerziehenden - zuallermeist Frauen - in der Sozialhilfe leben, also über 600.000 Mütter und über eine Mio Kinder. Mit vier Jahren ganztags in den Hort ist, als obligate staatliche Regelung, in Deutschland nicht durchsetzbar. Hätte ich für meine Kinder auch nicht gewollt. Frankreich verzeichnet unter anderem damit eine deutlich höhere Geburtenrate.

Der Politische Aschermittwoch naht: Wird es dieses Jahr bei der CSU besonders gesellig?

Als ich die ersten Fotos von und zu Guttenberg sah mit der Unterzeile "… wird Wirtschaftsminister …", war ich schon erleichtert. Alle deutschen Clubs haben Angst vor Lothar Matthäus als Trainer, und in der närrischen Verkleidung isser im Kabinett einigermaßen sicher verwahrt.

Norbert Röttgen, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Bundestag, stellt am Donnerstag in Berlin sein Buch vor: "Deutschlands beste Jahre kommen noch". Hat er recht?

Ja. Und ich bin Gott.

Die Unesco-Sprachpolizei warnt: Kölsch und Bayerisch sind vom Aussterben bedroht. Müssen wir was tun?

Ja, Kölsch retten.

Im weiten Atlantik sind ein britisches und ein französisches Atom-U-Boot zusammengestoßen. Muss es uns beunruhigen, dass Frankreich und Großbritannien jetzt schon auf diese Art aufeinander losgehen?

Ich weiß eh nicht, wen die abschrecken wollen … Spongebob? Flipper?

Apropos: Die russische Marine versenkt vor der Pazifikküste Russlands einen chinesischen Frachter. Was war da los?

Gut, dass sie mich fragen.

Altkanzler Gerhard Schröder hat am Samstag in Teheran den iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad getroffen. Als Privatmann, wie er betont. Wie privat können solche Reisen sein?

Wie Sie sehen und er weiß: gar nicht. Das Benehmen des Politgigolos Schröder stellt die Begründung für die Altersversorgung infrage: Die Apanage soll Ehemalige von der Not entbinden, hinterher anschaffen zu müssen. Tun sie es doch, geht es auf ihren Deckel. Als Emissär Putins und eines Energiekonzerns ist seine Reise nicht politisch, nicht privat, sondern peinlich. Blüm, Geißler, andere nutzen ihr Altenteil für Reisen in Menschenrechtsfragen.

Nach Park Avenue ist mit Vanity Fair jetzt auch das zweite Hochglanzmagazin-Großprojekt der vergangenen Jahre eingestellt. Fehlt den Deutschen der Glamour?

Was ist Glamour? Belanglosigkeit mit einer hübschen Schleife dran?

In Los Angeles wurden vergangene Nacht zum 81. Mal die Oscars verliehen. Wem würden Sie gerne mal einen überreichen?

Der SPD, einen mit "k", in der Kategorie "bestes Rumpelstilzchen".

Und was machen die Borussen?

Schlagen Schalke auch in dieser Höhe verdient 1:1 und bringen mit einem Punkt aus Gelsenkirchen schon ein Viertel der Mindesternte dieser Saison ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen