Kolumne Daily Dope: Bloß nicht über Radler reden

Fußballer dopen nicht. Weil das so ist, erscheinen sie zur Urinabgabe, wann es ihnen gerade passt.

Man geht ja mit bestimmten Erwartungen in einen Ligaspieltag, der jüngste etwa ließ annehmen: Hertha BSC, der defensivstarke Überraschungserste, würde beim heimstarken VfL in Wolfsburg am ehesten remis spielen; Bayern würde zu Hause gegen Köln gewinnen, weil das eben so ist; und da sich auch Hoffenheim mit sich selbst auf Alltagsfußball geeinigt hat, war nicht ausgemacht, dass ein TSG-Auftritt Überraschendes bieten würde.

Nichts von dem ist eingetreten, und überall war Irrtum im Spiel. Bayern wurde ein reguläres frühes Tor nicht anerkannt. Hertha verlor durch ein spätes irreguläres Tor nach einem Stürmerfoul. Und Hoffenheims Spiel in Stuttgart war doch aufsehenerregend - nicht mehr so schön wie TSG-Spiele der Hinrunde, aber torreich. Es war allerdings ein Irrtum des Trainers Rangnick schon beim Elfmeterpfiff in der Schlussminute anzunehmen, aus einem 3:3 werde nun ein Sieg. So wie es mindestens der Irrtum diverser Hoffenheimer gewesen sein muss, dass Spieler zur Dopingkontrolle irgendwann erscheinen können, wenns gerade in die Gruppendynamik passt. Vorgegeben ist, dass direkt nach Spielschluss getestet wird. Die Sache ist ja die: Radfahrern glaubt man längst nicht mehr, dass sie nach Wettkampfende und vor der Kontrolle im Wohnwagen nur schnell ein Gläschen Prosecco trinken wollen würden.

Es gab während des atemberaubenden Hoffenheimer Hinrunde Spötteleien, diese Kicker seien so schnell und so gut, die müssten gedopt sein. Es war ein Scherz zur Verarbeitung der überwältigenden Realität, ähnlich dem, dass Jungminister Zehn-Vornamen-zu-Guttenberg in seinen mimischen Fähigkeiten und fränkischen Reden eine frappierende Verwandtschaft zu Lothar Matthäus aufweist. Irgendwie muss man mit menschlichen Bedrohungen ja fertig werden.

Und: Niemand will, dass Fußballer dopen. Vor allem aber will es niemand wissen. Gerade kann man mangels konkreter, öffentlich bekannter Fakten nur spekulieren, wieso nach dem Spiel in Gladbach vor zwei Wochen die zur Kontrolle ausgelosten Hoffenheimer dachten, sie könnten erstmal eine Teamsitzung mitmachen. Vielleicht hatte man bei Hoffenheim vergessen, dass auch ein Neuling nur Teil des Betriebs ist, der sich Regularien, auch bürokratischen Strangularien nicht entziehen kann. Selbst als Überfliegerspitzenteam.

In dieser Spitze der Liga belauern sich ja gerade alle in etwas eigenwilliger Defensivtaktik, so wie ein Klumpen Radfahrer im Steherrennen. Niemand will vorpreschen, keiner seine Kräfte zu früh verschleißen. Aber wir wollen hier nicht zu viel von Radlern sprechen, das schürt nur Panik. Denn wir wissen doch in treuem Glauben: Fußballer dopen nicht, sie sind allenfalls dusselig.

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