TSG 1899 Hoffenheim gegen Hannover 96: Seuche im Kader
Bei Hoffenheim verletzen sich noch zwei Spieler. Das Remis gegen Hannover gerät darüber zur Nebensache.
1899 Hoffenheim: Hildebrand - Beck, Jaissle (56. Fabricio), Compper, Ibertsberger (16. Terrazzino) - Weis (78. Wellington), Vorsah, Luiz Gustavo - Teber, Carlos Eduardo - Sanogo
Hannover 96: Enke - Pinto, Andreasen, Eggimann, Rausch - Bastian Schulz (90.+1 Lala), Balitsch - Stajner (90. Krzynowek), Bruggink, Rosenthal - Forssell (81. Hanke)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft); Tore: 1:0 Teber (20./Foulelfmeter), 1:1 Balitsch (22.), 1:2 Eggimann (74.), 2:2 Wellington (84.)
SINSHEIM taz Die Pressemitteilung Nummer 32 der TSG 1899 Hoffenheim - noch in der Nacht zum Sonntag verschickt - klang nüchtern und doch schwang eine ordentliche Prise Panik mit. Die "schlimmsten Befürchtungen" hätten sich bewahrheitet, hieß es. Verteidiger Matthias Jaissle habe sich einen Kreuzbandriss zugezogen. Vorne links. Er wird monatelang ausfallen. Zuvor hatte sich nach dem 2:2 gegen Hannover 96 eine Spur Ratlosigkeit in der Rhein-Neckar-Arena breitgemacht. Manager Jan Schindelmeiser zählte die Liste der Verletzten rauf und runter und musste Andreas Ibertsberger als Neuzugang erwähnen. Der Österreicher zog sich einen Innenbandriss im Knie zu. "Das kann keine Mannschaft der Welt verkraften", stöhnte Trainer Ralf Rangnick. Nun seien endgültig alle Mannschaftsteile von der "Seuche" befallen. Neben Vedad Ibisevic, Chinedu Obasi, Sejad Salihovic und Demba Ba, den Offensiven, fehlen nun die zwei Abwehrspieler.
Der Aufsteiger muss sich nun fragen lassen, ob die Strategie des kleinen Kaders - man ging mit etwa 25 Profis in die Saison - überdacht werden sollte, weil sie sich zu einer kleinen Personalkrise auswächst, die am Ende den Platz im internationalen Wettbewerb kosten kann. "Den Kader größer zu gestalten, widerspricht unserer Philosophie, sich um jeden einzelnen intensiv zu kümmern", sagte Schindelmeiser. "Ein großer Kader birgt auch Gefahren." Die des zu kleinen, lernt 1899 gerade kennen. Bei Obasi, Ba und Salihovic aber besteht immerhin Hoffnung, dass sie in 14 Tagen gegen den HSV wieder dabei sein können. Der U-23-Nachwuchs, etwa Marco Terrazino, ist noch nicht so weit, trotz der intensiven Jugendförderung bei 1899. In der Tabelle aber ist Stuttgart bis auf zwei Punkte herangerückt.
Die neue Gefahr vom Neckar scheint sich in Sinsheim noch nicht herumgesprochen zu haben. Es gab warmen Beifall für den Sieg der Schwaben über Hertha BSC. Anders als die Anhänger wissen Schindelmeiser und Trainer Ralf Rangnick, die Träume aus der Vorrunde, als es um Champions League und die Meisterchance ging, sind vorerst geplatzt. Fortan ist der Uefa-Cup das Maximalziel.
Obwohl sich Schindelmeiser und Co., die immer vor zu hohen Erwartungen gewarnt hatten, nun bestätigt fühlen dürfen, bricht deshalb keine Freude im Kraichgau aus. Was auch an Luiz Gustavo liegen wird. Der ist zwar nicht verletzt, aber womöglich bald gesperrt. Der Kontrollausschuss des DFB hat Ermittlungen aufgenommen. Gustavo verpasste Arnold Bruggink einen Ellbogencheck (36.) und hatte Glück, nicht die rote Karte zu sehen. Schiedsrichter Wolfgang Stark nahm den "Vorfall nicht wahr".
Die sportliche Situation nach dem siebten Spiel ohne Sieg bot genug Diskussionsstoff, aber angesichts der Personalnot wollte Rangnick nicht übers Ergebnis reden. Ebenso wenig über das Comeback von Torwart Timo Hildebrand, der nach langer Verletzungspause zurückkehrte und sein drittes Spiel machte. Gesprochen wurde über den Elfmeter, den Selim Teber zum 1:0 (19.) nutzte. Oder man wird über das 1:1 in der 22. Minute reden, als Hanno Balitsch den Ball nach einem Freistoß von Bruggnik nicht mehr berührte und trotzdem als Torschütze gefeiert wurde, obwohl er im Abseits stand. Der Treffer hätte folglich nicht zählen dürfen. Mario Eggimann gelang das 2:1 per Kopf und Wellington der späte Ausgleich (86.).
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