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Bildung im Web 2.0Das Ende des Frontalunterrichts

Studieren mit Blogs, YouTube und Twitter: Michael Wesch revolutioniert Seminare. Jay Cross weiß, dass Klassenzimmer und Hörsäle ausgedient haben.

Der Hörsaal verkommt zur reinen Networking-Plattform - Gelernt wird im Netz. Bild: ap

Die Revolution hat stattgefunden. Und keiner war dabei. Das Web 2.0 teilt die Gesellschaft entlang der Altersgrenze dreißig in zwei Teile. Während die meisten Älteren sich des Internets nur für Einkauf, E-Mails und Recherche bedienen, kreiert die nächste Generation eine digitale Welt jenseits dieser Welt, die weit mehr ist als Second Life. Sie betrifft diese Welt. Seit elektronische Lesegeräte den Markt erobern, erreicht die Digitalisierung von Texten endlich das öffentliche Bewusstsein. Doch auch jenseits des E-Buchs bietet das Internet eine kaum fassbare Daten-, Informations- und Kommunikationsfülle.

Lernen 2.0

Wikipedia, YouTube, Twitter und Blogs verändern das Wissen der Menschen - und ihr Lernen. Die taz-Bildung beleuchtet in loser Folge das Lernen 2.0.

Der erste Beitrag stammte von Ulrich Klotz über die gesellschaftlichen Auswirkungen des Web 2.0. Danach schrieb Meike Laaff, wie Blogs zur Zukunft des Lernens werden. Es folgen Reportagen aus Laptop-Klassen, Porträts und Interviews mit Vordenkern des neuen Lernens.

Beim taz-Kongress wird es ein http://30jahre.taz.de/programm/events/23.de.html geben: Schulen im Aufbruch zu einem neuen Lernverständnis, Ideen und Kontakt: lernen2.0@taz.de. CIF

Einer der Pioniere, der den "digital turn" rechtzeitig und richtig zu nutzen wusste, heißt Michael Wesch und ist ganze 33 Jahre alt. Sein YouTube-Video "Web 2.0 … The Machine is Us/ing Us" entwickelte sich in kürzester Zeit zum beliebtesten Video der Blogosphäre. Über 8 Millionen Zugriffe. Wesch ist Professor für Anthropologie an der Kansas State University. Wesch ist in den USA "Professor of the Year".

Seine Erkenntnisse über das Medienwesen und dessen Einfluss auf zwischenmenschliche Interaktionen wurden längst für preiswürdig befunden. Das Konzept "Text" hat sich verändert. Was bedeutet das für unser Leben, Lehren und Lesen?, fragt er.

Michael Wesch nutzt neue Medien als Möglichkeit, Studenten dort abzuholen, wo sie ohnehin sind: im Internet. Mittels YouTube-Videos erweitert er das Spektrum, Ethnografien zu präsentieren. Doch jenseits der ansprechenden visuellen Aufarbeitung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse ist vor allem sein viel gerühmtes Projekt "World Simulation" bemerkenswert. In diesem vereint Michael Wesch das Erlernen des Umgangs mit neuen Medien mit dem klassischer Inhalte der Ethnologie. Man stelle sich einen Einführungskurs Ethnologie mit über 200 Erstsemestlern vor. Diese erlernen das Grundwissen der Ethnologie, indem sie im Seminar eine Welt kreieren, die unsere reale Welt simuliert.

Die simulierte Welt beginnt anno 1450. Die Kontinente erhalten fiktive Namen, mit dem Antlitz der Erde wird gespielt. Die 200 Studenten teilen sich in mehrere Gruppen auf, für jeden Kontinent eine. Innerhalb der Gruppen entstehen Kleingruppen, die sich über die Entwicklung der Kontinente im Laufe der Jahrhunderte informieren. Eines der Lernziele besteht darin, für alle aufkommenden Phänomene eigene Experten heranzuziehen. Sie sollen mehr über das Thema wissen als der Lehrer. Dieser "Experte" wird den anderen Studenten sein Wissen nahebringen.

Das ist die Innovation: Der Experte dehnt nicht, wie an deutschen Universitäten üblich, das monotone 20-Minuten-Referat zu einer einschläfernden One-Man-Show aus, nein, die Experten speisen ihr Wissen in das eigens für das Projekt eröffnete Internetportal ein. Andere Studenten bedienen sich der Informationen, um ihre Erkenntnisse zu vertiefen und auszudifferenzieren. Fachjournale und Online-Bibliotheken werden einbezogen, auch Facebook und Twitter finden sich auf dem Portal.

Was Studenten sonst vom Lernen ablenkt, sollen sie bei Wesch für den Erwerb des Stoffs nutzen. Statt Klatsch und Tratsch twittern sie Unterrichtsinhalte, Literaturhinweise, Thesen. Nicht nur Studenten im Klassenraum profitieren so von den Erkenntnissen, junge Ethnologen weltweit kommunizieren miteinander. Dabei lernen sie sowohl das Filtern und Einordnen des Stoffs, als auch das Erlernte druckreif und nachvollziehbar wiederzugeben. Neuer Text entsteht. Ganz ohne Printmedien wird akademisches Wissen zugänglich gemacht. Um das "Weltgeschehen" im Klassenraum sinnvoll ablaufen lassen zu können, müssen die Studenten auf Standardwerke der Ethnologie zurückgreifen - auch das online. Die Exzerpte werden wiederum ins Portal gesetzt.

Ein nicht enden wollendes Spiel entsteht, im Idealfall ergibt sich ein Gesamtbild von Ursache und Wirkung, und wie nebenbei wird die Networking-Fähigkeit ausgebaut.

Doch was hat das alles mit Lernen zu tun? Wird hier nicht die nächste Generation weltfremder Computerfreaks herangezüchtet? Michael Wesch hat solche Einwände bedacht. Die von ihm erwünschte Interaktivität endet deshalb nicht vor dem Rechner. Die neu erworbenen Informationen werden als Rollenspiel im Klassenraum umgesetzt. Spielerisch und erlebnisorientiert wird so Wissen erfahrbar gemacht. Der Klassenraum ähnelt eher einem Jahrmarkt denn der gängigen Stuhl-Tisch-Tafel-Anordnung. Der Lauf der Geschichte wird erschreckend schnell reproduzierbar, sobald man das Gedankengut in die Menschen einspeist: Ressourcenbesitz, Ressourcenaneignung, Kriege als Folge. Die Studenten erschaffen und erleben selbst, was sie sonst nur durch Newsticker erfahren: Informationen an Gefühle koppeln, eine der wichtigsten und effektivsten modernen Lernstrategien und für gewöhnlich ein Argument gegen den Einsatz neuer Medien.

Dieser Unterrichtsansatz fordert konventionelle Lehr- und Lerntugenden heraus. Selbst das Sprichwort, das einst als Angriff auf das Wissensgedächtnis galt, wirkt in Anbetracht dieser Veränderungen wie ein Berechtigungsschein fürs Altenheim: "Man muss es nicht wissen, man muss nur wissen, wo es steht". Denn mittels "tagging" finden Suchmaschinen den interessierten Anwender von selbst. Recherchen in Bibliotheken sind somit passé. Der Schüler oder Student von heute filtert im Netz die erwünschten Quellen und Suchbegriffe, die Informationen werden ihm zugeführt.

Im Internet erscheint jährlich so viel Textmaterial wie in 58.000 Bibliotheken zusammen stehen. Je eher die Studenten verstehen, dass ein Text nicht mehr in Büchern stehen muss und dass sich die Art und Weise verändert, wie Informationen publiziert werden, desto eher werden sie in der Lage sein, sich auf der Höhe der Zeit an der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu beteiligen.

"Gesellschaftliches Zusammenleben" scheint ohnehin das Stichwort schlechthin für das Web 2.0. Verlässt man den universitären Bildungssektor in Richtung Corporate Identity, so spielt auch hier das neue, sogenannte informelle Lernen und Web 2.0 eine große Rolle. Jay Cross, einer der Vorreiter auf diesem Gebiet, verdankt seine heutige Arbeit der Rückständigkeit seiner ehemaligen Vorgesetzten. Vor zehn Jahren sagte er die Rolle des Internets für den Wirtschaftssektor bereits voraus und wünschte dieses produktiv für die Firma zu nutzen, in der er arbeitete.

Seinen Arbeitgebern klang das zu futuristisch. Jay Cross wurde gefeuert. Heute leitet er Workshops für Elitefirmen wie IBM, HP oder gar die CIA. Er weist Arbeitnehmer und Vorstände in innovatives Lernen ein. Cross Ansatz ist radikaler als der Weschs. Aus der formalen Lernweise sei in unserem Zeitalter nichts mehr zu gewinnen, so Cross. Man könne keinen Leithammel vor eine Horde selbstständig denkender Menschen stellen und dabei ein sinnvolles Ergebnis erwarten.

"Sinnhaftigkeit" ist ein weiteres Lieblingsstichwort der E-Learning-Gurus. Jay Cross könnte auch gut den Großvater im Ruhestand mimen. Doch Ruhe sei nicht das, wonach der Mensch strebe, vielmehr sei Leben, Lernen und Kommunikation der Schlüssel zum Wissenserwerb. Lebenslanges Lernen, auch das nichts ganz Neues. Lebenslanges E-Learning hingegen ist erst seit der Erfindung des Web 2.0 in der von Jay Cross gewünschten Form möglich. Denn das Web 2.0 ermöglicht einen weltweiten Austausch. Der Glaube an informelles Lernen geht so weit, dass Jay Cross dem Pausenhof mehr Lernpotenzial zutraut als dem Klassenzimmer.

Das Web übernimmt die Rolle eines weltweiten Pausenhofs. Spezialisten und Interessierte können dank modernen Medien ihr Wissen zusammenführen, man muss nur ein Forum erschaffen, das die Richtigen zusammenbringt. Firmen lösen so ihre Probleme, oft kostenlos, da sich Spezialisten aus Freude an ihrem Gebiet austauschen.

Internetplattformen als Bücherersatz? Es gehe vor allem darum, die blockierenden Erinnerungen an die starre Schulzeit abzustreifen und das Interesse an der Welt neu zu befördern. Dass Cross die Tugenden des alten Lernens und Wissenserwerbs für komplett überholt hält, bringt ihm nicht nur Zuspruch ein. Ein komplett neuer Bildungsansatz rüttelt am Ego der meisten Menschen, die einst mühevoll die Schulbank drückten. Wissen soll auch ohne harte Arbeit erlangbar sein? Das, so scheint es, möchte man nicht einmal den eigenen Kindern gönnen. Das Web 2.0 wurde zur wichtigsten Innovation seit der Gutenberg-Bibel erklärt. Michael Wesch und Jay Cross werden dem beipflichten.

Ohne das Web 2.0 hätten wir einen McCain als Präsidenten, insistiert Jay Cross. Nur dank der globalen Vernetzung seien Obama und die Welt dort, wo sie jetzt sind. Nicht umsonst war einer der engsten Berater des neuen Präsidenten einer der großen Köpfe von Google. Die heutige Welt wird von Informationen bestimmt. Wie man sie verbreitet und wen sie erreichen, ist das Schlüsselprinzip. Demokratisch sei das allemal, basisdemokratisch, würden radikale Verfechter behaupten, und natürlich verlangt Letzteres einen mündigen Bürger. Einen, wie ihn Michael Wesch zu erziehen versucht.

Jonathan Harris, Jahrgang 1979, ist ein hochbegabter Sprössling dieser Internetgeneration. Zweifellos ein genialer Programmierer, Datensammler und Kommunikator. Eines seiner erfolgreichsten Projekte ist die Sondierung der Gefühlslagen dieser Welt, indem er alle im Netz veröffentlichten Gefühlsäußerungen filtert und zusammenführt. Unzählige Daten, hübsch bebildert, darüber, wann und wo Menschen traurig, glücklich, angenervt, verlassen und betrogen werden. Die Gefühlslagen sind gekoppelt an zahllose weitere Informationen wie Wetter, Alter, Geschlecht. Das Universum eines jeden. Für jeden zugänglich.

Natürlich wirft das Fragen auf für unsere Demokratie, für Transparenz und Privatsphäre. Michael Wesch fordert in seinem YouTube-Video dazu auf, alte Konzepte neu zu überdenken. Eigentlich gibt es keine Wahl. Doch Deutschland liegt im Winterschlaf. Weder die Nutzung der Medien in Schulen noch die Aussagen der Medienwissenschaftler vermögen der Gesellschaft das Ausmaß dieser Neuerungen nahe zu bringen. Webgenies wie James Harris erheben Datenverwertung zu virtueller Kunst. Wir sollten sichergehen, dass uns niemand Äpfel für Birnen verkauft - doch dafür müsste man sich mit beidem auskennen.

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3 Kommentare

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  • VE
    Viva Espana

    Leider teile ich ihren Enthusiasmus nicht. Aber ich muss zugeben, dass sie mich fast "umgehauen" hat mit ihren Argumenten. So wie sie das beschreibt hört sich das alles total klasse und mega-spannend an, was sie da über diese neuen Internet-Gurus schreibt. Hat mich ein bisschen an "yes we can" erinnert. Wäre echt toll, wenn das auch alles so wäre.

     

    Ich für meinen Teil jedoch bin da viel skeptischer. Nicht weil ich das Internet verteufele und generell gegen neue Ansätze und Lehrmethoden wäre, sondern weil ich der Meinung bin, dass der Frontalunterricht nicht so schlecht ist wie man ihn darstellt.

     

    Natürlich gebe ich Frau Marinic recht, wenn sie sagt, dass man die Jugend mehr "heranführen" muss an die neuen Medien usw...

     

    Ganz ersetzen kann und darf es m.E. jedoch weder den Frontaluntericht noch das "gute alte Buch".

     

    Ich persönlich bin der Meinung, dass das Internet lediglich eine weitere Möglichkeit sein sollte um an Informationen zu gelangen. Es sollte eine Alternative zu den klassischen Standard-Methoden sein.

     

    Denn m.E. geht es in Schulen nicht nur um reine Wissensvermittlung. Ein Lehrer steht doch da vorne nicht nur rum und quatscht die Schüler mit Daten und Fakten voll.

     

    Naja, ich weiß ja nicht was ihr alle für Lehrer hattet. Natürlich gibt es da draußen auch viele Pfeiffen und typische Berufsbeamte die keine Ahnung davon haben, wie man den Stoff richtig an die Schüler vermittelt, und die sehnsüchtig auf das Läuten um 13 Uhr warten.

     

    Aber ich persönlich hatte auch sehr viele, die auf meine Persönlichkeit eingewirkt haben. Die (trotz 34 Schüler in einer Klasse) auf mich "eingegangen" sind, die mir in schwierigen Lebenslagen versucht haben zu helfen, und die meinen Charakter "geformt" haben. Aber nicht so, dass sie mir versucht hätten ihre Sicht der Dinge aufzudrücken, sondern in der Art und Weise, dass sie mir beibrachten, dass man immer und überall alles Hinterfragen sollte. Question everything! Der Leitgedanke der Aufklärung eben!

     

    Der Lehrer wirkt eben auch mit seiner ganzen Persönlichkeit auf die Schüler ein. Das darf man nicht vergessen und auch niemals unterschätzen! Er beeinflusst die jungen Menschen direkt oder indirekt, mittelbar oder unmittelbar mit seiner ganzen Einstellung, seinem Charakter, seinem Lebensgefühl und seiner Fachkompetenz. Wenn dem nicht so wäre, wäre die Diskussion, ob ihnen das Tragen von Kopftüchern erlaubt sein sollte oder nicht, völlig überflüssig.

    Das betont auch das Bundesverfassungsgericht immer wieder.

     

    Übrigens war das auch an der Uni (jedenfalls bei mir) nicht anders. Und ich war nur einer von 500 Studenten im Hörsaal.

    An der Uni hat man uns stets gelehrt, dass es nicht so sehr auf die "richtige" oder "falsche" Antwort ankommt, sondern auf eine saubere Argumentation mit stichhaltigen Argumenten. Dann, so hieß es, sei jede Meinung erlaubt und jeder Lösungsweg vertretbar. Und das hat man uns bis zum abwinken eingetrichtert. Wichtig war jedoch stets das selbständige Denken und das selbständige Erarbeiten des eigenen Lösungsweges.

     

    Dies alles habe ich jedoch nie mit dem Internet gelernt, weil dort m.E. zuviel Bullshit upgeloaded wird. Meine Quellen waren stets die guten alten Bücher. Nicht weil ich total der Konservative wäre, der jede Neuerung ablehnen würde, sondern weil man leider immer wieder sehen und erkennen muss, dass im Netz einfach auch zu viel Unfug publiziert wird (neben zugegebenermaßen auch guten Quellen).

     

    Aber wer garantiert mir, dass das, was da in irgend so einem Forum steht auch tatsächlich seriös und gut recherchiert ist? Mein kleiner Bruder (Jahrgang 1988) hat häufig Referate mit dem Internet für die Schule vorbereitet. Seine Angaben und Quellen (angeblich irgendwelche Doktorarbeiten und Fachaufsätze) waren nicht nur schief, sie waren schlichtweg grottenfalsch!

    Aber er musste halt noch schnell am Abend vor der Abgabe irgendetwas zusammen-googeln.

    Seine Note war dementsprechend schlecht.

     

    Junge Menschen neigen eben auch dazu, diese Texte nicht kritisch zu hinterfragen. Wenn’s im Internet steht wird´s scho stimmen. Auch erkennt man bei vielen Jugendlichen den Drang der Zeit, alles müsse eben schnell gehen. Man ist dazu geneigt kurze und bündige Informationen eher abzurufen als dicke Schinken in irgendwelchen Stadtbibliotheken zu konsultieren.

     

    Wenn ich Frau Marinic richtig verstanden habe, ist sie sich dieser Gefahr selbstverständlich auch bewusst. Sie möchte wahrscheinlich nur anregen, dass doch die Fachleute, seriösen Experten und Professoren, die von ihnen herausgebrachte Fachliteratur doch auch mal in derartigen modernen Medien anbieten könnten, und sich eben auch an einer weltweiten Diskussion und einem globalen Informationsaustausch beteiligen könnten, so dass auch ein viel größeres Publikum von ihrem Fachwissen profitieren könnte.

     

    Da hat sie natürlich vollkommen Recht. Das finde ich auch gut. Und natürlich hat sie Recht, wenn sie sagt, dass man aufpassen muss, dass man nicht Äpfel für Birnen verkauft bekommt, man dazu aber erst einmal lernen muss, wie diese Medien funktionieren um dies einschätzen zu können.

     

    Aber:

     

    Wie wollen sie feststellen, ob ihnen jemand im Internet Äpfel für Birnen verkauft? Das wissen sie doch nur dann, wenn sie einen Apfel und eine Birne mal in der Hand hatten und ihn in der realen Welt mal angebissen und gekostet haben. Dazu gehört eben auch einmal, dass man in den sprichwörtlichen sauren Apfel beißt, um differenzieren zu können, ob der Apfel gut oder schlecht ist. Und zum Heranreifen eines Jugendlichen gehören eben auch solche Erfahrungen!

     

    Konkret gesprochen:

    An staatlichen Schulen und Hochschulen habe ich die Gewähr dafür, dass staatlich geprüfte Lehrer und Professoren mir nicht nur fachlich anerkanntes Sachwissen präsentieren, sondern auch das komplette Repertoire an Wissen das man benötigt in einer dafür vorgesehenen Zeit vermitteln.

     

    Nehmen wir einen Augenblick mal an, an sämtlichen Schulen und Hochschulen würden nur derartige Internet-Sitzungen existieren. Lehrer gebe es nur noch irgendwo im Netz auf der anderen Seite der Welt. Wie viele Stunden würde man als Schüler oder Student tatsächlich benötigen, um sich in allen Gebieten eines Faches, nehmen wir mal in Geschichte die Französische, die Russische, die Industrielle Revolution, oder bei einem Ingenieurs-Studiengang die Regelungstechnik, die Mechanik, die Chaoslehre, die Elektrotechnik usw...., um all dieses von anderen Schülern und Studenten vorgekaute und vorgetragene Wissen nachzulesen und zu studieren oder sich an Diskussionen zu beteiligen? Das wäre in der Praxis kaum realisierbar.

    Ich glaube, ein Schüler oder Student würde sich nur das rauspicken, was ihm auch liegt und gefällt. Dann würde er vielleicht ein Experte auf dem Gebiet der Russischen Revolution, aber er hätte gar nicht die Zeit, die franz. Revolution genauso zu lernen, und den übergeordneten Zusammenhang der beiden Revolutionen zu erkennen und zu begreifen. Ja er würde, weil es zeitlich gar nicht machbar ist, all die anderen Fächer wie Mathematik, Deutsch usw.... vernachlässigen.

    Ich kann mir schwer vorstellen, dass alle Schüler die Motivation und die Disziplin hätten, sich stets auch in anderen Fächern, die ihnen eben nicht so gefallen, an ausgiebigen Internet-Diskussionen und Foren zu beteiligen.

     

    Wenn mir jedoch im Frontalunterricht eine andere Person physisch gegenübersteht und ich weiß, von 9 bis 10 hab ich Mathe, von 10 bis 11 Deutsch usw..., dann hab ich einen strengen und klar vorgegebenen Ablauf an den ich mich halten muss. Dadurch wird gewährleistet, dass ich eben in einem bestimmten Schuljahr alle Gebiete abdecke. Und mir diese Person eben auch mal „in den Arsch tritt“, wenn ich meine Hausaufgaben nicht gemacht habe, und ich mich dafür sogar noch vor dem Lehrer rechtfertigen muss, warum wieso weshalb, dann wirkt das eben ganz anders auf einen jungen Menschen, als wenn er irgendwo anonym beteiligt ist an einer Internet-Diskussion oder –Unterricht.

     

    Dieses psychologische und erzieherische Element des Frontalunterrichtes darf man nicht unterschätzen.

     

     

    Nicht vergessen darf man auch einen weiteren Aspekt:

     

    Schauen sie, ich schreibe ihnen hier gerade einen Kommentar. Kein Mensch weiß, wie ich heiße, oder wer ich bin, oder woher ich komme, wie alt ich bin usw... Ich bin völlig anonym im Netz.

     

    Man braucht sich nur einmal die Berichte der Bundes- oder Landeskriminalämter oder auch des Verfassungsschutzes durchzulesen. Es gibt dort extra Abteilungen, die das Internet durchforsten.

    Im Netz tummeln sich so viele Idioten, die den letzten Schund verbreiten. Das ganze Internet ist, (jedenfalls als ganzes und global betrachtet) ein rechtsfreier Raum.

     

    Es gibt weltweit sehr viele Menschen oder Organisationen, die ein sehr großes Interesse an der Teilnahme an derartigen Unterrichtsformen hätten und haben. Eben weil man die Jugend und auch Akademiker problemlos erreichen könnte, um sie eventuell mit ihrem Gedankengut zu infiltrieren.

     

    Nun wird Frau Marinic sicherlich zu Recht kontern und sagen, diese Leute könnte man ja aus diesen Foren entfernen.

     

    Nur bin ich mir da nicht so sicher, ob dies so einfach ginge. Schauen sie sich doch nur mal Wikipedia an. Lange Zeit standen dort Texte, die den Völkermord der Türken an den Armeniern negierten oder verharmlosten. Irgendwelche Laien stellen da irgendwas ins Netz von dem sie keine Ahnung haben. Und wenn sich keiner findet, der das richtig stellt.....

     

    Im Frontalunterricht haben sie einen Lehrer vor sich, der gesetzlich daran verpflichtet ist, sich an den staatlichen Lehrplan zu halten, der wiederum vom Kultusministerium abgesegnet wird. Ja es existiert sogar über den Kultusminister und die Landesregierung eine mittelbare demokratische Legitimationskette zum Wahlvolk. Es kann demnach stets kontrolliert werden, was gelehrt wird und was nicht.

     

    Im Internet ist das alles nicht gewährleistet. Ein Professor aus den USA kann dort z.B. etwas ins Netz stellen, was in seiner Hochschule erlaubt und vielleicht sogar anerkannt ist, nehmen wir nur mal die Negierung der Darwinschen Evolutionstheorie, die von einigen Ultrareligiösen propagiert wird.

     

    Auch wäre es sehr leicht für eine Organisation oder eine Person, sich derartige Foren zu eigen zu machen oder sich über einen Teilnehmer einzuklinken. Ja sie sogar zu „tarnen“. Sie müsste nur geschickt die eigene fanatische oder die eigene Mindermeinung „verpacken“. Häufig wird dadurch sogar der Eindruck erweckt ihre Meinung sei die herrschende usw..

    Nehmen wir mal Scientology, die in den USA als Kirche anerkannt ist, während sie hier vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

     

    Natürlich kann man jetzt kontern und sagen, dass ein „Leiter“, z.B. der Professor des Forums o.ä. dem vorbeugen könnte und diese Meinungen aus dem Forum rausschmeißen könnte.

     

    Aber auch das ist in der Praxis ein bisschen schwierig, weil jeder Diskussionsteilnehmer sich auf seine Meinungsfreiheit berufen würde. Aber es reicht ja schon, wenn diese Leute eine öffentliche Plattform und ein Forum hätten, auf dem sie ihre Ansichten verbreiten könnte.

     

    Der Hinweis, dass diese Leute doch sowieso schon im Internet vertreten sind, ist nicht geeignet, denn der Knackpunkt ist der, dass sie einen direkten bzw. indirekten Zugriff auf das deutsche Bildungssystem hätten.

     

    Ich weiß, ich klinge schon wie der Schäuble.J

    Aber diese Gefahren gibt es nun mal.

     

     

    Abgesehen davon:

     

    Die Welt ist eben viel komplexer als es uns ein Youtube-Video weiß machen will und kann.

    Die gute alte Bibliothek und das gute alte Buch müssen m.E. Standard bleiben. Und erst daneben können uns als Ergänzung derartige Medien dienen.

     

    Die besten Autoren und Koryphäen stellen eben ihre dicken Fachbücher nicht ins Netz. Sondern sie schreiben Bücher. Nun könnte man sagen, dass wenigstens ihre Fachaufsätze online gestellt werden sollten und Diskussionen drumherum entstehen könnten.

    Mag schon sein, aber ich glaube kaum, dass die Mehrheit der Schüler auf diese zurückgreifen würde. Schüler lesen sich nämlich ehrfahrungsgemäß lieber kurze und leicht verständliche Texte durch. Namhafte Experten schreiben jedoch nicht im Schülerslang sondern benutzen anständiges Deutsch und verwenden unter anderem so „krasse“ Modi wie z.B. den Konjunktiv, der von vielen Jugendlichen gar nicht mehr verstanden wird.

     

    Ich habe ein Drittel meines Lebens in Bibliotheken verbracht und ich kann nur positives darüber berichten. Ein differenziertes Bild über ein Problem entsteht nun einmal erst dann, wenn man die ganze Bandbreite eben dieses Problems gesichtet, erkannt und verstanden hat. Das dauert eben seine Zeit. Das Internet kann hierzu selbstverständlich eine große Hilfe sein. Aber es kann niemals das alte und bewährte System komplett ersetzen.

     

    Frau Marinic schilderte, wie durch die neuen Internet-Lehrmethoden versucht wird, den Schülern das Filtern und Einordnen der Informationen, die aus dem Internet bezogen werden, beizubringen, und danach das Erlernte druckreif und nachvollziehbar wiederzugeben.

     

     

     

    Es mag ja sein, dass in einigen Fachgebieten durchaus eine Fülle von seriösen Materialien im Internet erhältlich sind. Doch trifft das m.E. auf die meisten anderen Gebiete nicht zu.

    Ich würde mich z.B. nie auf das zusammengegoogelte Material hinsichtlich eines Themas verlassen, das einer meiner Mitschüler ausschließlich aus dem Internet bezogen hat.

    Eben aus den oben genannten Gründen (Verlässlichkeit der Quellen usw...)

     

     

     

    Darüber hinaus erwähnte Frau Marinic in ihrem Artikel in der TAZ Jay Cross, der Workshops in „Innovativem Lernen“ für Elitefirmen wie IBM, HP oder dem CIA leitete. Seines Erachtens „könne man keinen Leithammel vor eine Horde selbständig denkender Menschen stellen und dabei ein sinnvolles Ergebnis erwarten“.

     

    Ich teile diese Auffassung nicht. Man muss aus jungen Menschen nämlich erst einmal selbständig denkende Menschen machen. Darum geht es ja gerade. Wie bekommt man das hin?

     

    Und ich bin der Meinung, dass dies ausschließlich durch das Internet nicht zu Erreichen ist.

     

    Selbständiges Denken und Arbeiten wird m.E. nicht allein durch das Auffinden von Literatur oder Literaturhinweisen und Thesen aus dem world wide web gefördert.

     

    Womit ich nicht sage, dass es nicht gut ist, den Schülern zu zeigen, wie man an gute Quellen kommt und anhand welcher Kriterien man erkennt, ob es sich um seriöse oder unseriöse Quellen handelt.

     

    Denn man zeigt den Schülern dadurch lediglich, wo sie suchen sollten. Um jedoch einschätzen zu können, ob der Inhalt des Gefundenen auch etwas taugt, bedarf es mehr als nur des „Wissens wo etwas steht“. Man braucht dazu eine gewisse Erfahrung und breites Sachwissen, dass man wiederum nur aus staatlich anerkannten Schulbüchern oder Fachbüchern, die man nun einmal nur aus der Bibliothek bekommt, erhält.

     

    Denn sonst bin ich als Schüler zu einem „Sammler“ degradiert, der sich an das, was ihm im Internet angeboten wird, halten muss. Ich will mich aber vielleicht gar nicht an den dort vorgegebenen Maßstäben orientieren, das annehmen, was mir irgend ein HansWurst im web als Wahrheit vorgaukelt. Und diese Garantie bekomme ich nur dann, wenn ich meine Nase in das „langweilige“ Schulbuch stecke, oder, falls mir das nicht passt, in die Bib gehe und dort namhafte Standard-Fachbücher zu Rate ziehe. Dort habe ich die Garantie, dass das was ich lese auch eine anerkannte Meinung ist.

     

    Warum muss also immer das „Neue“, „Moderne“ usw. immer zwangsläufig das „Bessere“ und „Zeitgemäßere“ sein?

     

     

    Ein Lehrer kann eben immer noch etwas, was das Internet nicht kann, er kann mir helfen, die gefundenen Zitate, Fundstellen (aus Fachbüchern! Oder Zeitungsartikeln namhafter Tageszeitungen) richtig einzuschätzen und einzuordnen, diese Stellen mit mir gemeinsam „durchzugehen“ und zu interpretieren.

     

    Wenn ein Schüler im Internet z.B. Informationen über das Ozonloch und den Klimawandel für ein Referat sucht, wird er zweifellos auch sehr viele Autoren finden, die der Auffassung sind, dass das alles ja nur Panikmache sei, und das es in der Erdgeschichte ja schon seit jeher Klimaveränderungen gab, und dies alles demnach völlig normal sei usw.

    Ein Erdkunde-Lehrer kann mir hingegen schon von vornherein eine Buchliste mit unterschiedlichen aber namhaften und anerkannten Meinungen zeigen bzw. diese vorher mit mir besprechen. Und er kann mir zeigen, welche Meinung herrschend ist.

    Dies ist meines Erachtens zudem viel effektiver und zeitsparender, da man im Internet als Schüler aufgrund der Flut an Informationen gar nicht mehr „sondieren“ kann, was nun geeignet ist und was nicht. Man verliert doch schnell den Überblick.

     

    Naja, jedenfalls ist das meine Meinung.

     

     

     

     

     

    Zum Schluss möchte ich noch etwas zu diesen E-Books sagen:

     

    Auch dieses moderne Medium wird m.E. überbewertet. Natürlich ist es eine tolle Idee und ein Fortschritt. Aber auch diese Neuheit wird niemals das gute alte Buch völlig ablösen und ersetzen können, genauso wie die Email auch nie völlig den guten alten Brief ersetzt hat.

     

    Wenn man z.B. verliebt ist und das Herz einer Frau erobern möchte, schickt man sich dann etwa Emails oder SMS ?! Nein, man benutzt einen Füller und schönes Papier und sprüht das ganze dann schön ein mit viel Parfüm, schiebt es in das Kuvert und schickt es an die Liebste. Ich kenne keine Frau, die das nicht beeindrucken würde.

    Aber warum ist das so?

    Weil es eben viel persönlicher ist als eine Nachricht im virtuellen Posteingang. Und weil es etwas sehr Individuelles ist, ein Stück von einem selbst, „von mir für dich!“.

     

    Wenn man im Urlaub ist verschickt man schöne Postkarten, über die sich dann jeder Empfänger wahnsinnig freut. Warum?

    Weil das ein Beweis dafür ist, dass derjenige an einen gedacht hat und sich die Mühe gemacht hat eine Karte auszusuchen, Briefmarken zu kaufen und zur Post zu laufen. Dann bekommt man ein schönes Bild mit einer Sehenswürdigkeit oder einem schönen Strand und der Empfänger bekommt das Gefühl dabei gewesen zu sein bei dieser Reise. Es erweckt vielleicht sogar Träume und Sehnsüchte.

    Wenn man ne Email oder ne SMS bekommt spürt der Empfänger nichts dergleichen.

     

    Ähnlich ist es mit Büchern. Ein Buch ist mehr als nur eine Ansammlung von Papier und von Informationen. Buchliebhaber wissen das. Und da es diese Gott sei Dank noch gibt wird das Buch nie aussterben.

    Ein Buch muss nämlich nicht unbedingt immer handlich und klein sein und nur der Information dienen. Es gibt viele Menschen, die nicht stets zum Taschenbuch greifen, sondern sich auch einmal eins mit einem schönen Einband kaufen. Damit´s eben auch schön aussieht, wenn´s im Regal steht.

    Und außerdem kann man ein Buch auch an einen Freund verschenken. Dann schreibt man eine schöne Widmung rein und das ganze ist dann etwas sehr Persönliches.

     

    Ein E-Book hat zwar den Vorteil, dass man sehr viele Bücher darin speichern kann. Aber man möchte ein Buch vielleicht auch mal am Strand lesen, ohne Strom oder Akku-Aufladen oder Aufpassen-Müssen, dass es einem am Strand nicht geklaut wird usw...

    Oder man möchte es einem Freund ausleihen (was man bei einem teuren Gegenstand nicht tun würde). Natürlich wird man dann in der Zukunft Bücher per Knopfdruck „verschicken“, das ist mir auch klar.

    Aber das ändert nichts daran, dass man dann dennoch nichts mit Textmarker im Buch anstreichen und markieren kann. Wichtige Stellen, die man jederzeit im herkömmlichen Buch, das im Regal steht, wiedergefunden hätte, könnte man sich nicht mehr so schnell ins Bewusstsein hervorrufen.

     

    Und so weiter und so weiter....

     

    Deswegen können Ebooks die Bücher nicht ersetzen.

     

     

     

     

    Nichtsdestotrotz hat Frau Marinic ein Thema angesprochen, über das es sich lohnt nachzudenken und zu diskutieren.

  • CS
    Christian Schmitt-Kilb

    Ihre Begeisterung für das Lernen im Netz in Ehren, für das sie einen 1A-Werbeartikel (warum nicht blog?) geschrieben haben - aber nun mal wieder ein wenig Dampf aus dem Kessel: Die Vorstellung von Studis, die sich auf dem „weltweiten Pausenhof“ Internet tummeln und dabei wertvolles Wissen im Schweinsgalopp anhäufen, ist mächtig naiv, der Begriff des Leithammels für Lehrer/Seminarleiterinnen und der ihnen folgenden Horde ebenso. Kennen Sie nur solche Lehr- und Lernsituationen? Wenn man sich, auf irgendeinem Fachgebiet, mal aus einer halbwegs informierten Warte angeschaut, welches Wissen da von vielen immer wieder gequirlt wird, um „Sinnhaftigkeit“ zu produzieren, wird' gnz schön duster. Mal ganz abgesehen von der sprachlichen Form, in die dieses Wissen dann oft gebracht wird. Diejenigen, die differenziert denken und ein wissenschaftliches Argument von einer Meinung unterscheiden können, kommen damit klar. Die vielen anderen produzieren auf ihrem Weg durch die ihnen „zugeführten Informationen“ einen solch witz-, ideen- und gedankenlosen Wissensmüll, dass einem die Haare zu Berge stehen und man nur den Schluss ziehen kann, jede Auseinandersetzung mit nur einem einzigen wissenschaftlich seriösen Text (von denen es jede Menge auch im Internet gibt, das stimmt) ihnen mehr gebracht hätte. Aber wer den Lauf der Geschichte, wie Sie es preisen, gerne „erschreckend schnell“ (in der Tat!) auf „Ressourcenbesitz, Ressourcenaneignung, Kriege als Folge“ reduzieren möchte, der darf auch weiterhin einen Bogen um die Bibliothek machen und surfen. Dass man, wie im letzten Satz beteuert wird, dabei den Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen kennen lernt, wage ich zu bezweifeln.

  • M
    Mentor

    Wenn das Beschriebene tatsächlich eintreffen sollte, würde es richtig Spaß machen, im Alter noch einmal zu studieren oder zumindest mit der Entwicklung Schritt zu halten. Wenn auf unserer Welt leider vieles den Bach hinunter geht, so zeigt zumindest die Informations- und Kommunikationstechnologie Perspektiven auf, die Individuen und Gruppen bei angemessener Nutzung neue Horizonte eröffnen können.