Finanzhilfe für Programmkinos: Filmriss bei der Digitalisierung

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Berliner Kinos von analoger auf digitale Technik umstellen. Ohne finanzielle Hilfe stünden vor allem kleine Programmkinos vor dem Aus, warnt die SPD.

In Berlin gibt es 98 Kinos, davon sind 58 Programmkinos, die sich dem anspruchsvollen Film verschrieben haben. Daraus ergibt sich die größte Dichte an Programmkinos in Deutschland. "Die Filmtheater in der Stadt vermitteln Kultur und liefern einen wichtigen Beitrag zur Filmbildung und Medienerziehung", freut sich Eva Matlok, Geschäftsführerin der AG Kino-Gilde, dem Verband der deutschen Arthouse-, Programm- und Filmkunst-Kinos.

Doch diese Vielfalt der Berliner Kinolandschaft ist bedroht. Einer der Gründe: Kinos müssen von analoger auf digitale Technik umstellen. Frank Zimmermann, medienpolitischer Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, warnt deshalb vor einem Kinosterben in der Hauptstadt: "Die Kinos können bei der herkömmlichen Technik nicht stehen bleiben, sonst sind sie nicht wettbewerbsfähig." Außerdem würden in naher Zukunft bestimmt keine analogen Kopien mehr hergestellt werden.

Die Umstellung auf digitale Technik kostet allerdings rund 70.000 Euro pro Leinwand. Darin sind die höheren Betriebskosten etwa für teure Lüftungen oder Lampen noch nicht enthalten. "Es fallen Kosten an, welche die Kinos allein nicht tragen können."

Das sieht auch Suzan Beermann vom Eiszeit Kino so: "Das Ganze wird zwar noch ein paar Jahre dauern. Ich hoffe aber, dass wir eine Förderung bekommen. Falls es die nicht gibt, dann gibt es uns auch nicht mehr."

Derzeit wird auf Bundesebene noch über ein Gesamtbranchenmodell zur Kinoförderung verhandelt. Laut Zimmermann seien aber auch die Länder gefragt. "In Bayern oder Nordrhein-Westfalen funktioniert die Förderung der Kinos und ihrer Anpassung an moderne, technische Standards bereits." Der Medienpolitiker appelliert deshalb "eindringlich an den Senat und das Medienboard Berlin-Brandenburg, auch in der Region die Umstellung auf digitale Technik zu fördern."

Damit das Medienboard Berlin-Brandenburg den Kinos bei der Umstellung unter die Arme greifen kann, müsste es aber eine grundsätzliche Richtlinienänderung bei der Medienboard-Filmförderung geben. Die ist aber erst in der Diskussion. Unklar ist auch noch, ob die vorhandenen Gelder in Höhe von 29,2 Millionen Euro nur umverteilt oder auch aufgestockt werden sollen.

Zu den Programmkinos, die bereits auf digital umgestellt sind, gehört das Kino International der Yorck Kino Gruppe. Für Christian Bräuer, den Geschäftsführer der Yorck Kino GmbH und Vorstand der AG Kino-Gilde, hat sich der Aufwand gelohnt: "Die komplette Umstellung auf digitale Technik machte Sinn, weil es aufgrund der Nutzungsvielfalt als Berlinale-Kino, für Festivals, Premieren und Sonderveranstaltungen dem modernen Anspruch gerecht werden musste."

In den anderen elf Kinos der Yorck Kino Gruppe ist an eine solche Digitalisierung aber noch nicht zu denken. Bräuer: "Das ist wahnsinnig teuer, für kleine Kinos rechnet sich das einfach nicht. Es muss eine Lösung für die gesamte deutsche Kinobranche her, sonst halbiert sich die Zahl der Kinos in den nächsten zehn Jahren."

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