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Regierender Bügermeister beim taz-KongressWowereit beklagt Druck von Springer

Der Regierende Bürgermeister kritisiert rabiates Vorgehen der "Bild"-Redaktion, Kampagnen der Springer-Blätter gegen Rot-Rot und das Engagement von Günther Jauch für "Pro Reli".

Unzufrieden mit dem Haupstadtjournalismus: Klaus Wowereit Bild: ap

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat auf dem taz-Kongress die Arbeitsweise der Bild-Zeitung beklagt. Es gebe Medien, "die arbeiten immer mit der Methode: Entweder Du kooperierst, oder wir vernichten Dich", sagte Wowereit am Samstagabend im Gespräch mit taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Es gebe "ja so eine Zeitung mit den großen Bild-Buchstaben, die das zur Politik macht, die das ja sogar mit Chefredakteuren von anderen Zeitungen so macht, die unter Druck zu setzen", sagte Wowereit vor gut 150 Zuhörern im Haus der Kulturen der Welt.

Das ganze Gespräch im Internet

Eine Videodokumentation des Gesprächs zwischen Klaus Wowereit und Bascha Mika findet sich hier.

Wowereit konstatierte zudem eine "massiven Kampagne" von den Zeitungen des Axel-Springer-Verlages zu den Volksentscheiden. Zwar sei es im Prinzip "nachvollziehbar, dass eine konservative Verlagsgruppe auf den rot-roten Senat einschlägt". Doch "die Frage ist immer: Wo ist Journalismus noch als Journalismus erkennbar?" Bei dem Volksentscheid zu Tempelhof habe es "eine monatelange Schlagzeilenkampagne in allen drei Blättern" gegeben, also in Bild-Zeitung, Morgenpost und Welt. "Ich glaube, das hat es in dieser Stadt, so lange ich mich politisch erinnern kann, noch nie gegeben".

Auch bei dem Volksentscheid zu "Pro Reli" habe es zu Jahresbeginn so eine Kampagne gegeben, die sich mittlerweile etwas gelegt habe. Die Berichterstattung der Blätter aber sei "schon eindeutig und das ist schon dann auch insgesamt problematisch". Wenn "so eine massive Kampagne gemacht wird und die selbe Zeitung gibt eine Umfrage in Auftrag und da schneidet Wowereit um zwei Prozent und die SPD auch nochmal um ein Prozent schlechter ab, dann ist die Kampagne ja erfolgreich gewesen", sagte der Bürgermeister unter dem Gelächter der Zuhörer.

Auch mit den Plakaten und Werbespots von Pro Reli ist Wowereit nicht einverstanden. "Das finde ich einen Skandal, dass hier kluge Menschen wie auch mein Freund Jauch sich hinstellen und im Spot sagen, es geht hier um Freiheit." TV-Journalist Günther Jauch wirbt derzeit auf Großflächenplakaten für die Ziele des Volksbegehrens - mit den Worten: "In Berlin geht's um die Freiheit. Sagen Sie nicht, Sie hätten keine Wahl gehabt." Wowereit hält dagegen: "Die haben doch noch nicht begriffen, was Freiheit ist! Wer Wahlfreiheit haben will, der muss mit Nein stimmen, weil sonst kann er nicht Ethik und Religion haben."

Er jedenfalls sei nicht dafür zuständig, "die Debatte der Kirchen mit ihren Kirchenmitgliedern zu führen, oder der Eltern mit ihren Kindern, wie wichtig ist es, am bekennenden Religionsunterricht teilzunehmen". Wenn die Eltern "es schaffen, ihre Kinder zum Ballettunterricht zu bringen, dann werden sie es wohl noch schaffen, dass sie aus Überzeugung zu ihrem Glauben stehen und in den Religionsunterricht gehen."

Aber auch jenseits des Axel-Springer-Verlages wundert sich Wowereit, dass die Journalisten, die über Landespolitik berichten, "so wenig von Politik verstehen, und so wenig, wie Politik funktioniert." Er stelle fest, "dass die simpelsten Abläufe von Politik oft nicht erkannt werden"

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6 Kommentare

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  • HM
    H. Martin

    Auch der Tagesspiegel macht seit mindestens einem halben Jahr eine unsägliche Propaganda für Pro Reli. Fast jeden Tag wird über das Thema, oft tendenziös, "berichtet". Viele Kommentare sind nichts als dümmliches Wiederbeten der Pro-Reli-Parolen. Bleibt in Berlin fast nur noch die taz, die dem Klerus nicht auf den Leim geht.

  • D
    Daniel

    L.V.: "wer beispielsweise das Archiv der Berliner Morgenpost durchforstet, wird zum Thema Pro-Reli keine Hetz-Kampagnen sondern vielmehr Standpunkte und Statements beider Seiten finden"

     

    Wenn die MoPo am Wochenende schreibt, dass die Zustimmung in der Bevölkerung angeblich bei 50% liegt, aber die Wahlbeteiligung wohl zu gering sein wird, um das Quorum zu erreichen, dann kann man das schon als Aufruf an die Unterstützer von ProReli verstehen, auch zur Abstimmung zu gehen, So nach dem Motto: wir sind genug, wir müssen nur hingehen.

  • IN
    Ihr Name J. Kröner

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    Die Erklärung Wowereits kingt plausibel: Relgion muss für Kinder und Jugendliche plausibel sein. er vergleicht RU mit der Attraktivität des Balletunterrichts. Damit kommt Religion an Schule der Status der absoluten Freiwilligkeit zu - eine AG am Nachmittag.

    Und wenn schon Ballett: Dann könnte man den Sportunterrricht ja auch freiwillig machen und er sollte sich als zusätzliches Fach am Nachmittag wählbar sein.

    Im Übrigen bin ich für einen religionsfreien-säkularen Ethikunterricht, egal ob Pflicht oder wählbar. Religiöse Themen jeder Art sollen nur in Reli Platz haben.

  • V
    verBILDet

    Nicht zu vergessen die Berliner Schwester der "großen" Zeitung. Allein die allgegenwärtige Titelseite reicht meist für einen Brechreiz.

  • LV
    L. V.

    Den gesamten Springer-Konzern zu kritisieren ist ein bissche undifferenziert. Klar, dass Wowereit die Blätter der Verlagsgruppe über einen Kamm schert, aber wer beispielsweise das Archiv der Berliner Morgenpost durchforstet, wird zum Thema Pro-Reli keine Hetz-Kampagnen sondern vielmehr Standpunkte und Statements beider Seiten finden. Und was die BILD-Zeitung ebtrifft erzählt Herr Wowereit uns nichts Neues.

  • S
    Solitaire100

    Wowereit ist schon ein Spaßvogel der besonderen Art: Wenn es um die Interessen seiner Partei geht, hat er wohl gegen die zum Teil unverschämten Machenschaften des Springer-Verlages nichts einzuwenden. Im umgekehrten Falle schon. Inzwischen müsste es eigentlich jeder begriffen haben, dass zumindest Bild gnadenlos über jeden her zieht, der auch nur ein Interview mit dem Laden ablehnt. Die Volksverdummung ist bei Bild offenbar Konzept.