Spekulationen um GM-Zukunftsmodell: Opel zu verschenken?
Immer neue Gerüchte unterstellen General Motors verschiedenste Taktiken im Umgang mit Opel. Selbst eine kostenlose Übertragung soll nicht mehr ausgeschlossen sein.
RÜSSELSHEIM taz | Der US-Autokonzern General Motors (GM) soll bereit sein, einen Anteil an seiner deutschen Tochter Opel kostenlos abzugeben. Das meldet die Financial Times unter Berufung auf "Verhandlungskreise". Einzige Bedingung seien demnach staatliche Garantien für eine dann neue Gesellschaft Opel Europa, der auch der in Insolvenz befindliche schwedische Autobauer Saab angehören soll. Bislang hieß es - ebenfalls aus Verhandlungskreisen -, dass GM für seine Anteile an Opel wenigstens eine halbe Milliarde Euro haben wolle; als Startkapital für Opel Europe.
"Nebelkerzenwerferei" nennt der Hochschullehrer und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen solche fast täglich zu registrierenden kurzen Statements zur Zukunft von Opel. Von den Medien auch weltweit aufgegriffen, werden sie spätestens am Tag nach ihrer Weiterverbreitung wieder dementiert.
Am Wochenende erst hatte die US-Fachzeitschrift Automotive News unter Berufung auf "Insider" berichtet, dass der italienische Autobauer Fiat Interesse an einer Allianz mit den europäischen und den südamerikanischen Tochtergesellschaften von GM habe. Das Dementi aus Italien kam fast zeitgleich. Auch Autoexperte Dudenhöffer glaubt, dass eine solche Fusion "keinen Sinn" mache: "Es spricht nichts dafür, dass der selbst kriselnde Konzern Fiat Anteile von Opel übernimmt."
Am Freitag hatte der neue GM-Chef Fritz Henderson von gleich sechs "ernsthaften Interessenten" an Opel gesprochen. Internationale Investorengruppen und Staatsfonds seien dabei; und auch Mitbewerber aus der Branche. Namen wollte Henderson nicht nennen. Und deshalb wird weiter spekuliert.
In Rüsselsheim sehen viele schon die grüne Fahne des Propheten auf dem Stammwerk wehen - "wenn der Araber kommt, und der kommt", wissen die Opelrentner beim Morgenkaffee im Bäckerladen zu berichten. "Die Scheichs" aus Abu Dhabi oder Oman wüssten doch gar nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Dementiert wurden entsprechende Gerüchte jedenfalls noch nicht. Und auch nicht die von Dudenhöffer favorisierte "China-Variante". Die Shanghai Automotive Industry Corporation sei der ideale Partner für Opel, glaubt er zu wissen. In Sachen Investor ist Opel-Betriebsratschef Klaus Franz denn auch "frohen Mutes" - und wirbt weiterhin auch für eine Staatsbeteiligung an Opel nach dem VW-Modell.
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