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Leitungswechsel beim kleinsten ARD-SenderKennedy für Bremen

Jan Metzger vom ZDF soll neuer Intendant der ARD-Anstalt werden. Er wird sich ums Binnenklima kümmern müssen.

Steht vor dem neuen Bremer Funkhaus: Die Skulptur "Der Rufer". Schreit er nach Hilfe von außen, weil die Stimmung bei Radio Bremen so schlecht ist? Bild: dpa

Beim ZDF war er zuletzt als Redaktionsleiter des heute-journals der Mann hinter den blauen Augen Claus Klebers - jetzt soll Jan Metzger selbst in die erste Reihe aufrücken: Der 53-jährige Journalist ist einziger Kandidat, wenn der Rundfunkrat von Radio Bremen im Mai den neuen Intendanten der kleinsten ARD-Rundfunkanstalt wählt.

Metzger wird den umstrittenen Heinz Glässgen ablösen, dessen Führungsstil vielen im Funkhaus an der Weser viel zu autokratisch war. Die zur Intendantensuche eingesetzte Findungskommission hatte als eines der ersten Kriterien deshalb auch Kollegialität als Wesensmerkmal ins Anforderungsprofil geschrieben; Metzger, so heißt es, bringe das mit.

Es sind immer wieder die großen Namen, die genannt werden, wenn von Radio Bremen die Rede ist. Die kleinste und älteste ARD-Anstalt brachte Leute wie Rudi Carrell und Hape Kerkeling hervor, produzierte Loriots Sendungen und erlangte selbst mit ihren Regionalnachrichten "buten un binnen" Kultstatus - zumindest im Umland des Stadtstaates, das eigentlich fest in der Hand des NDR ist. Lange vorbei, und zuletzt machte Radio Bremen vor allem mit Geschichten rund um Glässgen von sich reden - nur selten zum Besten des Senders. Glässgen, seit 1995 im Amt, parteilos, aber konservativ, schrieb schroffe Briefe an die Mitarbeiter, der Personalrat attestierte ihm - intern "Heinz die Eins" genannt - ein Denken im "Freund-Feind-Schema"; er habe ein Angstklima erzeugt, in dem keine Kritik mehr geübt werde.

Zur Posse wurde die Personalie, als Glässgen der Vorsitzenden des Rundfunkrates im September 2008 einen Brief schrieb und dafür warb, dass der chronisch unterfinanzierte Sender gerade wegen der Verhandlungen über den ARD-internen Finanzausgleich einer starken Führung bedürfe, er selbst aber bereits im Dezember 2008 von seinem bis Herbst 2009 laufenden Vertrag zurücktreten wolle. Der Brief konnte nur als Hilferuf gedeutet werden, zumal die ihm zugeneigte Lokalzeitung darauf drängte, nun müsse Glässgen vom Rundfunkrat zur Wiederwahl gebeten werden. Da hatte der Intendant bei der rot-grünen Regierungskoalition längst den Rückhalt verloren. Er durfte weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Nun ist es so weit: "Einmütig", verkündete die Vorsitzende des Rundfunkrats, Eva-Maria Lemke-Schulte (SPD), habe sich die Findungskommission auf Metzger geeinigt. Der soll bei seiner Vorstellung bekannt haben, dass er zwar parteilos sei, aber einer alten sozialdemokratischen Familie entstamme: Metzger ist das südhessische Synonym für Kennedy; Vater und Großvater des zukünftigen Intendanten waren Oberbürgermeister von Darmstadt und saßen für die SPD im Bundestag, seine Schwägerin ist die in der Hessen-SPD als Nestbeschmutzerin bekannte Dagmar Metzger.

Die Findungskommission störte das nicht. Sie sah in dem studierten Historiker den Mann, der den Sender innovativ und kollegial führen könne. Für Metzger sprach wohl auch, dass er aus der ARD kommt: Das journalistische Handwerk erlernte er als Volontär beim Hessischen Rundfunk (HR), berichtete für den Sender aus Madrid und Prag und leitete vor seinem Abgang zum ZDF vor drei Jahren die Fernsehsparte des HR. Susan Mittrenga, die für die Grünen im Rundfunkrat sitzt, bekannte sich voller Euphorie nur zu einem Makel: Der neue Intendant hätte eigentlich eine Intendantin sein sollen, aber die Frauen, die man gefragt habe, hätten alle nicht den Mut dazu gehabt.

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