Kommentar Opels Zukunft: Die zweitschlechteste Lösung

Fiat will Mehrheitsaktionär bei Opel werden. Doch ein hochverschuldeter Konkurrent, der fast die gleiche Modelpallette wie Opel bedient, ist kein Traumpartner.

Sollte Fiat tatsächlich Mehrheitsaktionär bei Opel werden, wäre das nach einem Konkurs die zweitschlechteste Lösung für die Rüsselsheimer. Ein hochverschuldeter Konkurrent, der fast die gleiche Modellpalette wie Opel bedient, ist nicht gerade ein Traumpartner. Zumal sich beide Unternehmen ja bereits im Rahmen einer Kooperation kennengelernt haben und man zumindest bei Opel heilfroh über das Ende der Zusammenarbeit war. Zu unterschiedlich waren die Unternehmenskulturen. Deshalb würde es nicht gerade von Sachverstand zeugen, wenn Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg tatsächlich, wie am Donnerstag kolportiert, diese Lösung vorantreibt und nicht zum Beispiel auf den Einstieg des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna setzt. Der soll auch gemeinsam mit dem russischen Autohersteller GAZ Interesse an einem Einstieg haben, was abenteuerlich klingt, aber allen Partnern Entwicklungsmöglichkeiten brächte. Opel könnte neue Märkte bedienen, die Wolgas bekämen neue Technik und Magna hätte sichere Abnehmer für seine Produkte.

Doch es geht um mehr als um reine Betriebswirtschaft. Opel ist zwar in der Krise, weil vor allem das Management in der GM-Konzernzentrale in Detroit viel zu lange auf die falschen Produkte gesetzt hat. Aber der bevorstehende Zusammenbruch des Konzerns ist auch die Chance für einen Neuanfang. Und den sollte die Politik nicht zu schnell dem Markt überlassen. Denn dort läuft alles wie nach einem PC-Absturz noch im abgesicherten Modus, der keinen Raum lässt für langfristige und zukunftsfähige, weil nachhaltige Strategien.

Genau die sind aber jetzt gefragt, bei Opel wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen. Die Notfallmaßnahmen wie Staatsgarantien, strengere Kontrollen der Finanzmärkte sind überlebensnotwendig, für eine langfristige Gesundung ist aber mehr nötig als Krisenmanagement. Opel könnte der erste grüne Automobilkonzern werden und als solcher eine Vorreiterrolle übernehmen. Und wenn statt eines anderen Autokonzerns die Mitarbeiter, die Händler und der Staat die Anteile an dem Unternehmen halten, könnte auch das mehr sein als nur eine Notlösung. Der Staat hat sich eingemischt bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise, das war richtig. Er sollte nicht zu früh wieder den Rückzug antreten und das Feld dem freien Markt überlassen.

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