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Wahlen in PanamaSúper-Chef wird Staatsoberhaupt

Wirtschaftsboss Ricardo Martinelli hat die Wahlen gewonnen. Eine Wende in der Linkstendenz Lateinamerikas, wie der Konservative selbst verkündete. Doch er verspricht den Armen Hilfe.

"Mit Geld oder ohne Geld, ich mache, was ich will, und mein Wort ist Gesetz", singt Martinelli voller Inbrunst nach seinem Wahlsieg. Bild: ap

SANTO DOMINGO taz | Bei den Präsidentschaftswahlen in Panama hat der konservative Unternehmer Ricardo Martinelli nach dem vorläufigen Endergebnis 60,4 Prozent der Stimmen erreicht. Die Kandidatin der regierenden Mitte-links-Koalition, Balbina Herrera, erhielt 37,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 70 Prozent.

Frenetisch feierten am Sonntagabend die Anhänger des 57-jährigen Besitzers der größten Supermarktkette Súper 99 den Sieg. "Mit Geld oder ohne Geld, ich mache, was ich will, und mein Wort ist Gesetz", sang Martinelli lauthals im Chor seiner Gefolgsleute von der Partei des Demokratischen Wandels. Seine Wahl bedeute eine Wende in der lateinamerikanischen Linkstendenz, hatte der Multimillionär, der über eine Imperium aus Supermärkten, Banken und Finanzunternehmen verfügt, schon vor der Wahl verkündet.

Die 3,3 Millionen Einwohner Panamas fürchten sich wohl eher vor den Folgen der internationalen Wirtschaftskrise. Zwar betrug das Wachstum in den letzten Jahren durchschnittlich 8,7 Prozent. Aber dem Finanzzentrum der Region droht ein Abschwung von 3 bis 4 Prozent. Die Einnahmen aus dem Betrieb des Panamakanals versprechen ein gutes Finanzpolster. Aber von dem Wohlstand hat die Mehrheit der Bevölkerung trotz eines sozialdemokratischen Staatschefs Martín Torrijos nichts abbekommen. Er durfte gemäß der Verfassung nicht für eine zweite Wahlperiode antreten.

Nach wie vor lebt ein Viertel der Einwohner Panamas am Rande oder unterhalb der Armutsgrenze. Kleinere Korruptionsskandale und die leeren Haushaltskassen in den Armenvierteln hat die Mehrheit für die Versprechungen eines Wirtschaftsbosses votieren lassen. Martinelli hatte seinen Wählern nicht nur die Senkung der Lebensmittelpreise versprochen, sondern will auch für über 70-Jährige eine monatliche Rente von 100 US-Dollar (rund 75 Euro) einführen.

HANS-ULRICH DILLMANN

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