Kirchen verhindern Riesen-Christus: Keine Pilgerstatue im Allgäu

In Kaufbeuren sollte die größte Christusstatue der Welt entstehen. Mit einem Pilgerhotel direkt nebenan. Doch die Kirchen waren dagegen. Rio de Janeiro kann aufatmen.

Christliche Insignien hat das Allgäu ja durchaus genug zu bieten. Bild: ap

Spektakulär hat es begonnen - still hat es geendet: Der geplante Bau einer 55 Meter hohen Christusfigur samt Pilgerhotel im bayerischem Kaufbeuren wurde durch das Veto der evangelischen und katholischen Kirchen endgültig ad acta gelegt. Das Vorhaben hatte eine hitzige Diskussion in der 44.000-Einwohner-Stadt ausgelöst.

Vor einigen Tagen sollte der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) bei einer Veranstaltung im Stadtsaal in einem Internetaufruf sogar mit Tomaten begrüßt werden. Doch Bosse hatte vorsorglich Mozzarella mitgebracht.

Dass es im lieblichen Ostallgäu zu derart heftigen Attacken überhaupt kommen sollte, liegt an Jesus. Denn nach mehreren Standort-Flops für eine geplante Riesen-Christus-Statue sollte das 55-Meter-Ungetüm - knapp 20 Meter höher als der berühmte Jesus vom Zuckerhut in Rio de Janeiro - im Allgäu Fuß fassen, neben der Fatima-Kapelle von Kaufbeuren.

Im mittelfränkischen Wassertrüdingen und in Bad Reichenhall gab es für den Künstler und eine Investorengruppe um Organisator, den Hamburger Immobilienmakler Harry Vossberg bereits Absagen.

Aber Oberbürgermeister Bosse erwärmte sich für die Idee und verkündete im Stadtsaal, es sei doch ein reizvoller Gedanke, Standort für die weltgrößte Christusstatue zu werden. Er werde sicher keinen Cent Steuergelder dafür ausgeben. Und rechtlich handle es sich bei dem Riesenchristus um einen Kirchenbau, denn die Statue würde auf ein Kirchenhaus aufgesetzt. Dafür müsste allerdings eine große christliche Glaubensgemeinschaft gefunden werden, die den Kirchenbau betreibt.

Die katholische Kirche zeigte sich beim Besuch der Christus-Planer in Kaufbeuren schon mal interessiert. Allerdings müsse der Künstler flexibel sein, was die geplante Höhe von 55 Metern angeht. Das machte die Generaloberin des Kreszentia-Klosters deutlich, ohne sich weiter festzulegen. Doch das Bistum Augsburg erteilte dem Vorhaben nun eine generelle Absage.

Bosse, der wohl von einem Erfolg ausging, versprach, sollte es tatsächlich zu einer entsprechenden Bauvoranfrage kommen, "dann werden wir die Bürger entscheiden lassen" durch ein Ratsbegehren, also einen vom Stadtrat initiierten Bürgerentscheid. Einige der Zuhörer forderten, sich gar nicht erst mit einem solchen Vorhaben auseinanderzusetzen. Dem widersprach der Oberbürgermeister und überreichte einem der Initiatoren eines weithin beachteten Fasnachtsstreiches ein Zehn-Liter-Bierfass. "Zehn Liter deshalb, weil die eine Zehn-Meter-Statue in der Freinacht errichtet haben. Eine richtig gute Idee, um eine lebendige Diskussion zu führen." An dieser Freinachts-Statue liegt jetzt ein Gästebuch und das wächst beständig an.

Die meisten Einträge sprechen sich deutlich gegen den Riesenchristus von Kaufbeuren aus. Die Probeversion soll noch bis kommenden Sonntag neben der Fatima-Kapelle stehen bleiben, dann wird der Freinachtsstreich wieder abgebaut. Zumindest Rio de Janeiro braucht sich jetzt keine Sorge mehr zu machen, seine Touristen an Kaufbeuren zu verlieren.

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