piwik no script img

Interplanetarische ArchitekturHeimwerker für den Mond

Astronomen nehmen an, dass bald eine Raumstation auf dem Mond gebaut wird. Die Experten überlegen schon, welche Materialien für den Hausbau geeignet sind.

Wird der Mond in Zukunft wohnlich gemacht? Der erste IKEA wird wohl nicht mehr lange auf sich warten. Bild: dpa

Der Mond ist wieder in Mode gekommen unter den raumfahrenden Nationen. Knapp 40 Jahre, nachdem Neil Armstrong den ersten Schritt auf den Erdtrabanten setzte, fand in dieser Woche in Kaiserslautern ein Internationales Symposium über künftige Missionen zum Mond statt.

Zu "Lunar Base - bauen für ein Leben auf dem Mond" hatte die Technische Universität Kaiserslautern Architekten, Bauingenieure, Mediziner, Geologen und natürlich Astronomen eingeladen. Interdisziplinär wurden die Möglichkeiten einer ständig besetzten Raumstation auf dem der Erde nächstgelegenen Himmelskörper ausgelotet.

Johann Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) schränkte ein, dass die Verwirklichung der vorgestellten Pläne noch einige Jahre dauern werde. Allerdings prognostizierte er, dass der Mond, nachdem er Jahrzehnte ein wissenschaftliches Schattendasein fristete, in den nächsten 20 Jahren ein zentrales Forschungsobjekt der Astronomie werde.

Eine Station dort sei die konsequente Fortführung der bemannten Raumfahrt nach MIR und der Internationalen Raumstation ISS, so Wörner.

Tilman Spohn vom Institut für Planetenforschung des DLR erklärte, warum nun wieder der Mond ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Seine genaue Erforschung lasse Rückschlüsse auf die Geschichte der ersten Milliarden Jahre unseres Planeten zu. Nach einem Zusammenstoß mit einem marsgroßen Himmelskörper, so glaube man zu wissen, seien Erde und Mond entstanden.

Während aber die Entwicklung auf der Erde viele Spuren vernichtete, sei der Mond durch das Fehlen einer Atmosphäre mit entsprechenden Witterungseinflüssen noch in einem ursprünglicheren Zustand.

Aber es gibt noch einen anderen, weniger wissenschaftlicheren Grund, wieder zum Mond fliegen zu wollen, erklärt Spohn. Technisch sei das Vorhaben inzwischen relativ einfach zu bewerkstelligen, so dass viele Nationen wie China, Indien und Japan, die erst vor kurzem Weltraummissionen starteten, an solch einem Projekt interessiert sind. "Sogar wir Deutsche könnten zum Mond", sagt der Wissenschaftler. Eine weitere Motivation entstehe durch ein wachsendes touristisches Interesse. Es gebe einige Erdbewohner, die für eine Mondfahrt einen achtstelligen Betrag bezahlen würden.

Zunächst aber müssen viele technische Details geklärt werden. Wie kann ein Haus auf dem Mond aussehen? Die hohen Transportkosten sprechen dafür, leichte Materialien wie zum Beispiel Kohlenstofffasern zu benutzen. Allerdings bieten diese nicht genug Schutz vor der Weltraumstrahlung. Blei, das hier schützen könnte, ist aber sehr schwer.

So untersuchen die Forscher Möglichkeiten, unter der Mondoberfläche zu bauen oder dort vorhandene Materialien einzusetzen. Zumindest einen Vorteil haben die Bauvorhaben auf dem Erdtrabanten. Die Kräne haben es nicht so schwer wie auf Erden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!