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UmweltschutzSenat hat nichts gegen Dreckstrom

Der Senat lobt sich dafür, Ökostrom für die eigenen Verwaltungen einzukaufen. Umweltschützer sprechen allerdings von einem Etikettenschwindel. Und bei der BSR soll es bei konventionellem Strom bleiben.

Der Senat bestellt grünen Strom aus alten Schläuchen, die BSR will nicht mal das Bild: dpa

Siehe auch

taz vom 7. April: Die Umwelt ist der BSR zu teuer

taz vom 10. Februar: Die Umweltlügen von Rot-Rot

taz vom 16. Januar: Senat schreibt die Umwelt ab

Der Senat wird nicht darauf drängen, dass die Berliner Stadtreinigung BSR Ökostrom für ihre Gebäude bezieht. Eine Sprecherin von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) erklärte gegenüber der taz: "Als Aufsichtratsmitglied ist die Senatorin nicht befugt, derart in das operative Handeln der Geschäftsführung einzugreifen." Das sieht auch Harald Wolf (Linkspartei) so, der als Wirtschaftssenator ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt.

Auch in der "Klimaschutzvereinbarung" zwischen der Umweltsenatorin und der BSR steht nichts zum Thema Ökostrom. Lompschers Sprecherin: "Das Ziel der Klimaschutzvereinbarung besteht nicht darin, Vorgaben für das operative Handeln der Geschäftsführung zu machen, sondern gemeinsame Ziele und Handlungsfelder für den Klimaschutz zu vereinbaren."

Die BSR benötigt 18,5 Gigawattstunden Strom pro Jahr; das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von gut 5.000 Privathaushalten. Bei der europaweiten Ausschreibung des Auftrags für die Jahre 2010 bis 2012 hatte die BSR keine ökologischen Zuschlagskriterien vorgegeben, mit denen Ökostrom eine gute Chance hätte. "Wir handeln damit im Sinne der Gebührenzahler, die die Mehrkosten sonst bezahlen müssten", so BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Der Grünen-Abgeordnete Michael Schäfer findet: "Die BSR zeigt gerade mit dem Bau einer umweltfreundlichen Gasanlage für Biomüll, dass sie sich in die richtige Richtung bewegt. Da ist es unverständlich, warum die Stadtreinigung sich hier sperrt."

Der Senat selbst wird in den Jahren 2010 bis 2012 dagegen Ökostrom von Vattenfall beziehen. Pro Jahr sind das voraussichtlich 915 Gigawattstunden Strom, unter anderem für Verwaltungsgebäude, Straßenlaternen und Verkehrsampeln. Dafür prognostiziert die Umweltverwaltung auf Basis der aktuellen Marktpreise Kosten von 103 Millionen Euro pro Jahr. Der Zuschlag für Ökostrom liegt bei 150.000 Euro - das sind lediglich 0,15 Prozent.

Der Senat rechnet vor, dass er mit dem Ökostrom im Vergleich zu jetzt 460.000 Tonnen CO2 pro Jahr einspart. Doch Vattenfall liefert dem Land Berlin keinen Ökostrom aus eigenen Anlagen, sondern seinen üblichen Strommix, in dem auch Atom- und Kohlestrom enthalten ist. Zusätzlich kauft Vattenfall sogenannte EECS-Zertifikate. Die stammen etwa von den Betreibern uralter Wasserkraftwerke in Skandinavien. Der Deal: Der Strom aus Wasserkraft wird den Kunden in Skandinavien nicht als Ökostrom angeboten, sondern als Normalstrom. Das Öko-Label dieses Stroms wird dann per Zertifikat nach Deutschland verkauft und auf dem hiesigen Vattenfall-Strom angepappt. Unter dem Strich hat sich der Strommix dadurch nicht verändert - es wird keine einzige Kilowattstunde Ökostrom zusätzlich produziert.

Ulf Sieberg vom Bund für Umwelt und Naturschutz spricht daher von einem "Billig-Dumping-Stromangebot, das zu keiner neuen Kohlendioxideinsparung führt". Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, Ökostrom aus Anlagen einzukaufen, die erst wenige Jahre alt sind.

Michael Schäfer, Grüne

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3 Kommentare

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  • T
    thiotrix

    Grünes Gefasel

     

    Langsam hängt mir das Gerede über „Dreckstrom“ und das ganze Klimaschutz-Geschwafel zum Hals ´raus. Die hochgelobten sauberen erneuerbaren Energien können doch nur eingesetzt werden, weil die stark schwankende Energieabgabe von Wind- und Solarkraftwerken durch Kohle- Kern- und Gaskraftwerke ausgeglichen werden. Was passiert bei Windstille (kommt gar nicht so selten vor) und bei Dunkelheit – oder gar bei Windstille und Dunkelheit (oder auch nur bei bewölktem Himmel und Windstille)? Strom muß erzeugt werden, wenn er benötigt wird – eine Speicherung in großem Umfang für längere Zeit ist nicht möglich!

    Und was den Klimaschutz anbetrifft: Hier hat Deutschland schon seit Jahrzehnten vorgearbeitet: seit 30 Jahren ist der Primärenergieverbrauch nicht mehr gestiegen und kaum ein anderes Land nutzt Energie so effizient wie Deutschland. Gegenwärtig werden pro Jahr weltweit 28 Milliarden t CO2 durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausgestoßen. Der Anteil Deutschlands an der globalen CO2-Freisetzung beträgt gegenwärtig 3,2 % oder in absoluten Zahlen 880 Millionen t pro Jahr. Ob der Senat pro Jahr 460.000 t CO2 einspart oder ob in China ein Sack Reis umfällt dürfte für das Weltklima ungefähr die gleiche Bedeutung haben!

  • T
    thiotrix

    Grünes Gefasel

     

    Langsam hängt mir das Gerede über „Dreckstrom“ und das ganze Klimaschutz-Geschwafel zum Hals ´raus. Die hochgelobten sauberen erneuerbaren Energien können doch nur eingesetzt werden, weil die stark schwankende Energieabgabe von Wind- und Solarkraftwerken durch Kohle- Kern- und Gaskraftwerke ausgeglichen werden. Was passiert bei Windstille (kommt gar nicht so selten vor) und bei Dunkelheit – oder gar bei Windstille und Dunkelheit (oder auch nur bei bewölktem Himmel und Windstille)? Strom muß erzeugt werden, wenn er benötigt wird – eine Speicherung in großem Umfang für längere Zeit ist nicht möglich!

    Und was den Klimaschutz anbetrifft: Hier hat Deutschland schon seit Jahrzehnten vorgearbeitet: seit 30 Jahren ist der Primärenergieverbrauch nicht mehr gestiegen und kaum ein anderes Land nutzt Energie so effizient wie Deutschland. Gegenwärtig werden pro Jahr weltweit 28 Milliarden t CO2 durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausgestoßen. Der Anteil Deutschlands an der globalen CO2-Freisetzung beträgt gegenwärtig 3,2 % oder in absoluten Zahlen 880 Millionen t pro Jahr. Ob der Senat pro Jahr 460.000 t CO2 einspart oder ob in China ein Sack Reis umfällt dürfte für das Weltklima ungefähr die gleiche Bedeutung haben!

  • V
    vic

    Eine linke Umweltsenatorin in Berlin, eine Grüne in Hamburg.

    Beide lassen Dreckstromkonzernen freie Hand. Weshalb also sollte man Rot oder Grün wählen, wenn sich nichts ändert?