Zukunft der Warenhäuser: Jahrmarkt der Lieblingsideen

Die Rettung von Arcandor ist längst zur Staatssache geworden - egal, ob es nun Beihilfen gibt oder nicht. Schließlich geht es um zehntausende Jobs. Ein Überblick über die Optionen.

Karstadt-Filiale in Düsseldorf - bald Teil einer Deutschen Warenhaus AG? Bild: dpa

BERLIN taz | Eine Krisensitzung jagt die andere: Erst trifft Metro-Chef Eckhard Cordes SPD-Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier und CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dann darf Arcandor-Betriebsratschef Hellmut Patzelt rein. Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick verabredet sich direkt mit Cordes. Und hinter den Kulissen wird erst recht unter Hochdruck gerechnet, beantragt und geprüft. Denn bis zum 12. Juni muss Arcandor genug Geld aufgetrieben haben, um ablaufende Kredite über 650 Millionen Euro zu refinanzieren. Möglich sind:

Staatsbürgschaft: Im Lieblingsmodell von Arcandor-Chef Eick übernimmt die Bundesregierung über den aktuellen Krisenfonds eine Bürgschaft über die 650 Millionen Euro. Dann wäre laut Eick auch die Privatwirtschaft dabei: Die Bankiersfamilie Oppenheim, der rund ein Drittel der Arcandor-Aktien gehören, würde "an einer Kapitalzufuhr von 100 Millionen Euro mitwirken", noch einmal 40 Millionen die italienische Bank Mediobanca beitragen. Lieferanten, Vermieter und andere Geschäftspartner könnten angeblich rund 250 Millionen springen lassen. Das soll dem Konzern Zeit verschaffen, sich selbstständig umzustrukturieren. Eick will unter anderem 10 bis 12 "nicht zum Kerngeschäft gehörende" Luxuswarenhäuser wie das Berliner KaDeWe sowie Verlust schreibende Filialen mit rund 12.500 Beschäftigten in eine eigene Gesellschaft auslagern.

Rettungsbeihilfen der EU: Statt Hilfen aus dem Deutschlandfonds könnte Arcandor sogenannte Beihilfen zur Rettung und Umstrukturierung von Unternehmen in Schwierigkeiten beantragen. Die EU-Leitlinien dazu sehen jedoch harte Auflagen vor. So müsste der Konzern bis zu einem Drittel Kapazitäten abbauen, das entspräche rund 17.000 Stellen.

Deutsche Warenhaus AG: Zur Lieblingsidee der SPD avanciert ist eine Fusion der Karstadt-Warenhäuser mit den Kaufhof-Filialen der Metro AG zur Deutschen Warenhaus AG, die auch Metro-Chef Cordes forciert. Denn so könnte er Doppelstandorte abbauen und die Wettbewerbssituation der überlebenden Häuser verbessern. In 32 Städten machen sich Kaufhof und Karstadt derzeit Konkurrenz. Bei einer Fusion sollen 10 Kaufhof- und 30 Karstadt-Häuser sowie die Karstadt-Zentrale geschlossen oder an Elektro-Großmärkte verkauft werden. Laut Cordes fielen dann rund "5.000 Vollzeitstellen" weg. Branchenexperten halten 20.000 Stellen für realistischer. Damit beide Konzerne "auf Augenhöhe verhandeln" können, fordert die SPD für Arcandor einen Überbrückungskredit der KfW über 100 Millionen Euro.

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