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ArchitekturWelterbe droht zu verfallen

Nun ist es offiziell: Die Hufeisensiedlung ist Weltkultur. Doch das Erbe bröckelt, Geld für die Sanierung fehlt. Eine Anwohnerinitiative sucht nach Lösungen.

Es gibt nur Kleingeld Bild: AP

Seit Sonntag gehört die Hufeisensiedlung in Britz offiziell zum Weltkulturerbe. Für das Hufeisen und fünf weitere Berliner Wohnsiedlungen der Moderne hatte Francesco Bandarin, Direktor des Unesco-Welterbezentrums, im Roten Rathaus die entsprechenden Urkunden überreicht. So weit die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass mit der Auszeichnung weder ausreichend Gelder noch konkrete Konzepte vorliegen, um die marode Siedlung aus den 1920er-Jahren zu sanieren. Das Hufeisen, 1925 bis 1933 gebaut als Wohnquartier im Bauhausstil mit viel Licht, Luft und Sonne, droht zu verfallen.

Die Bausubstanz der dreistöckigen Reihenhäuser, die in Form eines Hufeisens gestaltet sind, und auch die der sich anschließenden Häuser mit rund 1.000 Wohnungen, bröckelt. Durch die bunt bemalten Fensterrahmen und Türen zieht es. Die Treppe zum Teich im Zentrum der Siedlung ist gesperrt, Stufen wanken.

Trotz Denkmalschutz und schöner Weltkultur-Urkunde sowie anschließendem Bürgerfest sprießt das Unkraut zwischen den Pflastersteinen. Lutz Gering, Anwohner in Britz, ärgert sich über den "miserablen Zustand der Häuser". Margot Witter, die seit 50 Jahren in der Hufeisensiedlung lebt, schimpft gar über die noble Auszeichnung. Davon hätten weder die Bewohner noch die baufälligen Häuser etwas. Stattdessen seien die Mieten gestiegen oder die Fenster weiter kaputtgegangen.

Die Ursachen für den Zustand liegen im Sanierungsstau sowie in den komplexen Eigentumsverhältnissen in der Hufeisensiedlung. Gehörte das von Bruno Taut und Martin Wagner entworfene Ensemble bis 1998 der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gehag, so ist seit 2007 die börsennotierte Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen die Eigentümerin. Diese verkauft die Wohnungen an private Nutzer weiter, von denen manche gar keine Gelder für Renovierungen aufwenden, andere wiederum von einer denkmalgerechten Sanierung, klaren Formen und Farben nichts wissen wollen und munter Plastikfenster und anderes eingebaut haben.

Die Denkmalbehörde ist, trotz Auflagen, oft machtlos. Mit einer Bürgerinitiative wollen nun Anwohner zwischen den privaten Eigentümern, der Deutschen Wohnen und dem Denkmalamt vermitteln. Nötig sei ein Gesamtkonzept für den Erhalt sowie öffentliche und private Mittel für den Denkmalschutz und die Eigentümer. Sven Buschfeld, Mitglied der BI, ist für eine originale Wiederherstellung der Fassaden, Fensterrahmen und Türen. Die Hufeisensiedlung müsse ein Ausdruck des "Brückenschlags zwischen den Ideen des Bauhausstil und Gartenstadt" bleiben.

Die Denkmalbehörde hat ihre Unterstützung für das Vorhaben der Initiative signalisiert.

Für die Eigentümer existiert das Problem derzeit sowohl baulich als auch noch als betriebswirtschaftliche Größe. Zwar spricht Bernhard S. Elias, Sprecher der Deutschen Wohnen, die sich maßgeblich für den Welterbestatus engagiert hatte, "von der Verantwortung für den denkmalgeschützten Gebäude- und Freiraumbestand". Elias konstatiert aber auch einen beachtlichen Investitionsstau. Viele der meist kleinen Wohnungen seien noch im Originalzustand. Nur Stück für Stück könne die Siedlung modernisiert werden, für eine Komplettsanierung fehlten die Summen.

Denn es gibt nur Kleingeld: Berlin hat vom Bund gerade 13 Millionen Euro zur Sanierung seines Weltkulturerbes erhalten, wie die Denkmalbehörde der taz bestätigte. Doch die Mittel müssen zwischen allen "Erben", von der Museumsinsel über die Schlösser und Gärten bis hin zu den Siedlungen, verteilt werden. Wie viel da etwa für Britz bleibt, ist noch unklar.

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