Sieg gegen England: Deutsche U-21 ist Europameister
Erneut steigert sich das Team von Horst Hrubesch – und besiegt England hochverdient. Damit gewinnt der DFB die dritte Junioren-EM in Folge.
MALMÖ dpa/taz | Die deutschen U-21-Fußballer können verdient ihren ersten EM-Titel feiern. Mit der besten Turnierleistung bezwang die taktisch exzellent eingestellte Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch am Montag die favorisierten Engländer deutlich mit 4:0 (1:0).
Der Leverkusener Gonzalo Castro (23. Minute) brachte die Deutschen nach einem wunderschönen Zuspiel von Mesut Özil in Führung. In der ersten Halbzeit waren die Engländer mindestens ebenbürtig. Die "Three Lions" kamen dann entschlossen aus der Kabine und hatten auch die erste große Chance.
Doch in der dritten Minute nach der Halbzeit erzielte Özil mit einem Freistoß aus 35 Metern bereits das 2:0 – mit Hilfe des englischen Torwart Scott Loach, der den flatternden Ball falsch einschätzte. Noch immer drängten die Engländer, aber die Deutschen stellten den Raum sehr gut zu. Als schließlich die Engländer auf machen mussten, wurden sie zweimal ausgekontert: Zweitliga-Stürmer Sandro Wagner schloß jeweils in der 79. und 84. Minute ab.
Damit machten die Nachwuchs-Stars nach den EM-Titeln von U-17 und U-19 das Junioren-Triple für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in diesem Sommer perfekt. Die U-19 war ebenfalls von Hrubsch zum Titel geleitet worden.
Fast hätten die neuen EM-Helden sogar noch den Pokal vergessen. UEFA-Präsident Michel Platini musste die DFB-Elf zur Übergabe zurückrufen, nachdem die Spieler auf der Ehrentribüne an der Trophäe vorbeigewandert waren. Um 22.47 Uhr stemmte Kapitän Sami Khedira vom VfB Stuttgart das begehrte Stück in die Höhe.
Deutschland - England 4:0 (1:0)
Deutschland: Neuer (FC Schalke 04) - Beck (1899 Hoffenheim), Höwedes (FC Schalke 04), Boateng (Hamburger SV), Boenisch (Werder Bremen) - Hummels (Borussia Dortmund - 83. Aogo/Hamburger SV) - Fabian Johnson (TSV München 1860 - 69. Schwaab/SC Freiburg), Castro (Bayer Leverkusen), Khedira (VfB Stuttgart), Özil (Werder Bremen - 89. Schmelzer/Borussia Dortmund) - Wagner (MSV Duisburg)
England: Loach - Cranie (80. Gardner), Richards, Onuoha (46. Mancienne), Gibbs - Cattermole, Muamba (77. Rodwell), Noble - Milner, Walcott, Adam Johnson
Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 20.000
Tore: 1:0 Castro (23.), 2:0 Özil (48.), 3:0 Wagner (79.), 4:0 Wagner (84.)
Gelbe Karten: Boenisch, Wagner / -
Beste Spieler: Hummels, Özil / Cattermole, Richards
"Wir haben alles richtig gemacht", sagte Hrubesch. "Das war schon klasse." Schon nach dem vorentscheidenden 2:0 stürmten die Spieler auf ihren scheidenden Coach zu und begruben ihn unter sich.
Der sonst so besonnene und ruhige Hrubesch dirigierte seine Elf von der ersten bis zur letzten Minute lautstark von der Bank – und reckte um kurz nach halb elf stolz, erleichtert und erledigt die Arme in den schwedischen Abend-Himmel über Malmö. Der 58-Jährige kehrt nach seiner vollbrachten Titel-Mission zur U-20 zurück und wird von Rainer Adrion beerbt.
Die große Feier jedoch hatte schon vor dem Schlusspfiff begonnen. In den letzten Sekunden bespritzten die Ersatzspieler ihren Coach mit Wasser. "Wir haben das umgesetzt, was der Trainer gesagt hat", sagte Özil, der zum "Spieler des Spiels" gewählt wurde.
"Jetzt haben wir uns eine schöne Feier verdient", sagte der starke Dortmunder Mats Hummels, während seine Teamkollegen auf dem Rasen im Kreis um Hrubesch herum tanzten und "Oh, wie ist das schön" sangen.
Im zweiten Turnier-Duell mit den Engländern hatte Hrubesch erstmals die taktische Formation verändert. Statt des 4-4-2 setzte Hrubesch auf ein 4-1-4-1 mit dem Duisburger Wagner als einziger Spitze und Hummels als "Sechs". Als dritter Neuer im Vergleich zum glücklichen Halbfinal-Sieg gegen Italien kehrte Khedira zurück.
Auch wenn die Engländer in den ersten Minuten mehr Ballbesitz und durch Arsenal-Angreifer Theo Walcott auch die erste Chance (3.) hatten, erwies sich die neue taktische Ausrichtung als kluger Schachzug.
Defensiv standen die Deutschen sicher - und der erste geniale Spielzug fand in der verdienten Führung seine Vollendung. Einen feinen Pass von Özil lupfte Castro über Loach hinweg ins Netz.
Loach vertrat den gesperrten Joe Hart, der im Halbfinale gegen Schweden im Elfmeterschießen zum zweiten Mal Gelb gesehen hatte. Bereits in der Gruppenphase hatte Deutschland gegen England antreten müssen, und hatte etwas glücklich ein 1:1 gehalten.
Das Final-Team von Trainer Stuart Pearce hatte personell mit der britischen B-Elf aus dem Vorrunden-Spiel wenig gemein – nur zwei Spieler vom 1:1 standen in der Startformation. Eigentlich hätte das Spiel für die Deutschen also ungleich schwerer ausfallen müssen.
Aber vielleicht galt auch bei den Engländern das, was schon in vielen Turnieren beobachtet werden konnte: Das nämlich schon qualifizierte Teams, die im letzten Gruppenspiel ihre Stars schonen, häufig ihren Rhytmus verlieren. Zudem hatten die Engländer im Halbfinale gegen die Schweden in die Verlängerung gehen müssen.
Allerdings trat die Hrubesch-Elf auch deutlich besser auf, als in ihrem ersten England-Spiel: In ihren roten Trikots ging die DFB-Auswahl aggressiv und bissig zu Werke – und verloren nie ihre Ordnung. So stand die Defensive extrem sicher.
Trotzdem müsste die DFB-Auswahl nach dem Wechsel noch zwei brenzlige Situationen überstehen. Lee Cattermole traf die Latte (58.), Adam Johnson (61.) scheiterte per Hacke an Neuer.
Wagner hingegen verpasste vor dem englischen Tor eine hundertprozentige Chance bevor er dann in der 79. Minute das 3:0 machte – und sich die "Three Lions" in ihr Schicksal ergaben.
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