Weniger Geld für Schulhelfer: Finanziell behindert
Der Senat gibt weniger Geld für Menschen, die behinderten Kinder im Unterricht helfen. Eltern sind empört.
Eigentlich hatte sich die sechsjährige Anna auf ihre Einschulung gefreut. Im August soll das Mädchen, das unter einer schweren Atemwegserkrankung leidet, auf die Grundschule auf dem Tempelhofer Feld gehen. Ein Schulhelfer sollte das Mädchen, begleiten und medizinisch betreuen. Doch jetzt steht Annas Einschulung auf der Kippe, weil der Senat der Schule von 24 beantragten Helferstunden nur zehn bewilligt hat. Schulhelfer betreuen Kinder mit teils schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Sie gewährleisten, dass die Kinder regelmäßig ihre Medizin bekommen, und helfen ihnen bei der hygienischen Versorgung.
"Ich bin verzweifelt", sagt der Leiter der Tempelhofer Grundschule Olaf Garbe. "Letztes Jahr hat die Schule zwölf Helferstunden bewilligt bekommen. Dieses Jahr haben wir mit Anna einen Neuzugang und bekommen nur zehn Stunden." Wie Garbe ergeht es vielen Schulen in Berlin. Im Bezirk Friedrichhain-Kreuzberg wurden insgesamt 849 Schulhelferstunden beantragt. Lediglich die Hälfte wurden vom Senat bewilligt.
Dabei hatte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) noch vor wenigen Wochen erklärt, dass die Finanzierung dieses Jahr mit 8 Millionen Euro gesichert sei. Bereits im vergangen Jahr wollte der Senat anfangs nur 8 Millionen Euro ausgeben. Erst nach zahlreichen Protesten der Eltern wurden weitere 1,5 Millionen nachbewilligt. Diese Geld fehlen jetzt wieder.
Wie viele Helferstellen für das kommende Schuljahr entfallen, ist noch unklar. "Unser Budget für das nächste Schulhalbjahr ist um 16 Prozent gekürzt worden", sagte Klaus Sprenger der Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft Tandem, die Berlins größter freier Träger in diesem Bereich ist.
Während an den Schulen bereits über Notfallpläne und mögliche Unterrichtskürzungen für behinderte Kinder nachgedacht wird, gibt man sich in der Senatsverwaltung optimistisch. "Wir gehen davon aus, dass die Schulen zum neuen Schuljahr so ausgestattet sein werden, dass behinderte Kinder selbstverständlich teilnehmen können", sagt Erhard Laube, Abteilungsleiter in der Bildungsverwaltung. Die Notwendigkeit, Geld nachzubewilligen, sieht Laube noch nicht.
Als einen "absoluten Skandal" bezeichnet dagegen die Kinder- und familienpolitische Sprecherin der Grünen, Elfi Jantzen, das Verhalten der Bildungsverwaltung. "Ich verstehe nicht, dass der Senat die Problematik nicht in den Griff bekommt. Schließlich ist er verpflichtet, den Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen."
Das Recht auf eine gute Bildung fordern auch die Eltern der betroffenen Kinder: "Sollte der Senat kein Geld nachbewilligen, werden wir auf die Straße gehen", sagte die Elternschaftsvertreterin der Schule am Stadtrand in Spandau, Heike Heldt. Dem Sonderpädagogischen Zentrum im Bezirk Spandau waren von 119 beantragten Stunden nur 20 bewilligt worden. "Das stinkt zum Himmel", sagt Held, die selbst Mutter eines behinderten Kindes ist. Gemeinsam mit anderen Eltern will sie für die Versorgung ihrer Kinder kämpfen: "Zur Not setzten wir unsere Kinder in die Senatsverwaltung, dann verstehen die vielleicht, warum unsere Kinder die Schulhelferstunden benötigen."
Kerstin Grähn, die Mutter der sechsjährigen Anna, glaubt nicht mehr an Gelder vom Senat. Sie hat schon mal umdisponiert: "Wenn Anna im August in die Schule kommt, werde ich vermutlich meinen Beruf aufgeben. So kann ich sicher sein, dass meine Tochter richtig betreut wird."
"Ich werde meinen Beruf aufgeben, damit meine Tochter richtig betreut wird"
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