piwik no script img

ARD-Granden fetzen sich öffentlichZoff ums Sommerloch

Im Blog der Tagesschau ist ein heftiger Streit über die Saure-Gurken-Zeit entbrannt - zwischen dem Leiter des Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, und Chefredakteur Kai Gniffke.

Wichtig oder unwichtig? ARD-Chefs zoffen sich öffentlich um die Inhalte der Tagesschau. Bild: dpa

Weltweit kämpfen Redaktionen derzeit gegen das große Ungetüm namens Sommerloch. In Deutschland stürzen sich Journalisten dankbar auf das S-Bahn Chaos in Berlin und die Provinzposse in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus ist die Themenfindung und -auswahl oft schwierig – trotz des nahenden Wahlmarathons.

Das ist bei Deutschlands Vorzeigenachrichtensendung, der ARD-Tagesschau, nicht anders. Die Macher gehen das Thema offensiv an: Tagesschau-Chefredakteur Kai Gniffke schrieb im Tagesschau-Blog am Dienstag: „Doch heute öffnete das Sommerloch erstmals für diese Saison sein sonnendurchflutetes Maul“ und gab freigiebig zu, dass man „jedes unserer heutigen Themen auch hätte sein lassen können“. Schleswig-Holstein, Nachterstedt, Arnold Schwarzenegger und die Mathe-Olympiade – alles nur „Kann-man-machen-Nummern“. Bis dahin schon überraschend genug.

Auch Ulrich Deppendorf, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, schien überrascht und machte seinen Unmut am Mittwoch – ebenfalls im Blog – öffentlich. „Wie schön, dass Sie gestern fast jeden Beitrag der Tagesschau um 20 Uhr für entbehrlich hielten. Das hätten Sie uns ja dann auch schon etwas früher mitteilen können“, schrieb Deppendorf am Mittwoch.

Er hält nach eigenem Bekunden keines der Themen für überflüssig und reagiert mit Sarkasmus: „Nun warten wir jeden Tag auf Ihre Einordnung, was entbehrlich ist. Heute vielleicht Porsche, Opel oder Afghanistan?“, schreibt Deppendorf. Er rät Gniffke zudem zu „mehr Selbstvertrauen“ im ständigen Vergleich mit den heute-Nachrichten im ZDF.

Gniffke ließ es sich nicht nehmen, das neue Nachrichtenstudio der Kollegen des ZDF mit Häme zu überziehen. „Habe schon gewitzelt, ob wir im Erklärraum heute ein 3D-Modell des Sommerlochs sehen“, schrieb er. Auch das findet Deppendorf gar nicht witzig und warnt seinen Kollegen vor „zu viel Hochmut“.

So vertreiben sich also die Kollegen der ARD die harte Zeit des Sommerlochs. Während in anderen Redaktionen derartige Dispute in internen Foren oder persönlichen Gesprächen ausgetragen werden, lassen uns die ARD-Oberen an ihrer Auseinandersetzung teilhaben. Danke dafür!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!