SKURRILES WETTRENNEN UM DEN POSTEN DES GOUVERNEURS: Kandidatin von Gott gesandt
NEBENSACHEN AUS BANGKOK
Die Lautsprecherwagen nerven: Jeden Tag ziehen Wahlkämpfer durch Bangkoks Straßen und bringen plärrend ihre Botschaften unters Volk, so dass man mitunter aus dem Bett fällt. Am 3. März wird in Thailands Hauptstadt der Gouverneur bestimmt, und es dominieren wieder die „Großkopferten“: Die Zentralregierung hat mit Pongsapat Pongcharoen einen ehemaligen nationalen Vize-Polizeichef ins Rennen geschickt. Dieser soll den bisherigen Amtsinhaber Sukhumbhand Paribatra ablösen.
Der 2009 gewählte Sukhumbhand ist Mitglied der oppositionellen „Demokratischen Partei“. Diese hat bei Bangkoker Gouverneurswahlen zwar gewöhnlich die Nase vorn, musste sich aber bei Parlamentswahlen stets dem gegnerischen politischen Lager um Ex-Premier Thaksin Shinawatra geschlagen geben.
Sukhumbhand gilt jedoch als angezählt: Als während des Hochwassers 2011 die Kritik am Krisenmanagement der Zentralregierung unter Thaksins Schwester Yingluck Shinawatra immer lauter wurde, versuchte Sukhumbhand dies für sich auszunutzen. Er forderte, die Bangkoker sollten nur auf ihn hören. Er wurde öffentlich gerüffelt.
Das Konkurrenzgehabe der beiden Lager ist der eher langweilige Part des Wahlkampfes. Farbe hinein bringen einzig die unabhängigen Kandidaten. Eine verkündete, sie nehme nur auf göttliche Weisung am Rennen ums Gouverneursamt teil. Sie werde weder Kampagnen bestreiten noch Wahlplakate mit ihrem Konterfei aufstellen lassen, so Torranee Ritthithamrong, die in einem ornamentengeschmückten Kleid und in Begleitung von Kindern vor die Presse trat. Sie überlasse es dem Himmel, ob sie gewählt werde.
Ein weiterer Herausforderer ist ein DJ und Musikproduzent, und manch einer lässt die Bevölkerung wissen, dass er nur Stimmen „ehrlicher“ WählerInnen akzeptieren werde. Oft scheint eine PR-Show vor Inhalten zu kommen: Kandidaten veranstalten ein Teetrinken für Frühaufsteher, versuchen sich als Eisverkäufer oder radeln rund um die Hauptstadt – soweit das in überschaubarer Zeit überhaupt zu schaffen ist.
Alle beschwören, das Beste für die Zukunft zu wollen, wobei Slogans wie „Liebt Bangkok, macht es zu einer Metropole für alle“ keinen Wähler wirklich vom Hocker reißen. Ein Kandidat soll gar von Bangkok als künftiger „Hauptstadt Asiens“ träumen. Die Bewohner des 12-Millionen-Molochs aber wollen Taten sehen: Viele sind genervt vom Dauerstau, von Luftverschmutzung, Lärm und steigenden Preisen.
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