Antifa-Kontert vor NPD-Zentrale: Protest vor der Haustür
Mit einem Konzert vor der NPD-Zentrale wollen Nazigegner den Rechten die Wahl vermiesen.
Erst kam die Polizei, jetzt kommt auch noch die Antifa. Wenige Tage nach der Razzia in der NPD-Zentrale wegen des Verdachts der Volksverhetzung wollen linke Initiativen am Samstag ein kostenloses Konzert vor dem Haus der Rechten in Köpenick veranstalten. Die Kundgebung mit Livemusik ist Teil der Kampagne "Zusammen gegen die NPD" von mehr als 20 Berliner Antifagruppen.
Die Entscheidung, direkt vor der NPD-Bundeszentrale und nicht etwa im alternativen Friedrichshain oder Kreuzberg zu protestieren, hat das Bündnis bewusst getroffen. "Wir wollen dahin gehen, wo es wehtut", sagt Kampagnensprecherin Katharina Hübner. Es gehe darum, deutlich zu machen, dass die Bürger den Kampf gegen rechts nicht an den Staat abgeben könnten, sondern auch selbst aktiv werden müssen. Mit Podiumsdiskussionen, Infotischen und Konzerten hat das Bündnis in den letzten Monaten über die verfassungsfeindlichen Ziele der NPD informiert. Bei den Landtagswahlen 2006 erhielt die NPD in Treptow-Köpenick 5,3 Prozent der Stimmen und zog erstmals mit drei Sitzen in die Bezirksverordnetenversammlung ein. Im Blitzlichtgewitter der Journalisten stolzierte damals Parteichef Udo Voigt triumphierend in den Saal. "Gerade deshalb laden wir alle Köpenicker herzlich ein, mit uns zusammen zu feiern und ein deutliches Zeichen gegen die Neonazis zu setzen", sagt Hübner. Jede Stimme, die nicht an die NPD gehe, sei ein kleiner Erfolg.
Ab 14 Uhr wird die HipHop-Band "Microphone Mafia" mit Esther Bejarano zu hören sein. Die 83-jährige Bejarano ist eines der letzten noch lebenden Mitglieder des Mädchenorchesters des Vernichtungslagers Auschwitz. Sie ist die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Die Musiker der Band und Bejarano mit ihren zwei Kindern spielen eine einzigartige Mischung aus türkisch-neapolitanischen HipHop-Texten mit traditionellen jiddischen Liedern.
Am Wahlsonntag lädt die Kampagne zudem ab 17 Uhr unter dem Motto "Schlecht abgeschnitten?" zur Wahlparty in den Festsaal Kreuzberg. Bei "Sekt und Häppchen" gibt es erste Wahlanalysen und Expertengespräche zum Abschneiden der rechtsextremen Parteien. Dann wird sich zeigen, ob sich die Bemühungen gelohnt haben.
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