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Sichergestellt in OstafrikaZähne von hundert Elefanten

Ostafrikanische Grenzbeamte stellen in Nairobi und Addis Abeba 1.200 Kilogramm Elfenbein sicher. Seit der Handel unter Auflagen erlaubt ist, nimmt die Wilderei wieder zu.

Ein Polizist in Nairobi hält konfisziertes Elfenbein hoch. Bild: dpa

NAIROBI taz| Das Elfenbein lag versteckt zwischen Containern auf dem Kenyatta-Flughafen Nairobi. Ein vermeintlicher Geschäftsmann hatte die Lieferung mit falschen Papieren aufgegeben - Ziel: Bangkok. Die thailändische Hauptstadt gilt als Drehscheibe im illegalen Handel: Von hier wird das Elfenbein weiter verschoben, vor allem nach China, dem Hauptabsatzmarkt.

Und doch wäre das Schmuggelgut vermutlich nie gefunden worden, hätte Kenias Nationalparkbehörde KWS (Kenya Wildlife Service) nicht speziell auf Elfenbein abgerichtete Suchhunde durch die Hallen geschickt. Die spürten den seit Jahresanfang größten Elfenbeinfund in Ostafrika auf: 700 Kilo in Nairobi. Mit weiteren 500 Kilo, die am selben Tag in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba gefunden wurden, addiert sich der Wert des Fundes auf etwa eine Million US-Dollar.

Der Handel mit Elfenbein ist zwar seit zwanzig Jahren verboten. Doch vor zwei Jahren setzten China und Japan beim Washingtoner Artenschutzabkommen eine Ausnahmeregelung durch - und seitdem, ärgert sich KWS-Direktor Patrick Omondi, nimmt die Wilderei ständig zu. "Wir haben einen Anstieg in ganz Afrika", so Omondi. Eigentlich darf nur aus vier Ländern, Botswana, Namibia, Simbabwe und Südafrika, Elfenbein verkauft werden - und auch das nur bei einer einmal jährlich stattfindenden Auktion. Doch dass Elfenbein überhaupt wieder international verschifft werden darf, hat mafiöse Gruppen vor allem aus China auf den Plan gerufen. Seit Jahresanfang, sagt Omondi, haben Wilderer allein in Kenia 125 Elefanten umgebracht. "Das ist viermal so viel wie noch vor zwei Jahren." Der 1.200-Kilo-Fund entstammt den Stoßzähnen von 100 Elefanten. Aus welchem Land sie stammen, war zunächst unklar.

Die zunehmende Wilderei kommt Kenias Wildhüter teuer zu stehen. Eine halbe Million Dollar müssen sie jeden Monat ausgeben, um den mafiösen Netzwerken das Handwerk zu legen. Ranger sind ständig auf Patrouille, alle Parks werden mit Kleinflugzeugen überwacht. Doch die wichtigste Waffe, um illegale Ausfuhren zu stoppen, sind die erfolgreichen Spürhunde.

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3 Kommentare

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  • A
    Adiambho

    Liebe taz,

     

    der Herr auf dem Foto ist ein KWS-Ranger und kein Polizist. (eine Bemerkung am Rande)

     

    Es ist sehr erfreulich hier über diese Problematik zu lesen. In Kenia sterben derzeit unzählige Elefanten und andere Tiere an den Folgen der extremen Dürre. Die Wilderrei setzt den Beständen zusätzlich zu.

    Viele KWS-Ranger setzen täglich ihr Leben für einen Hungerlohn aufs Spiel um die Tiere zu schützen. Organisierte Wilderer die auf Elfenbein und Nashorn gehen dringen oft tief in die Parks ein und sind in der Regel besser bewaffnet als die KWS-Ranger. Hier gilt häufig das Gesetzt "wer zu erst schießt überlebt". Anders sieht es bei der lokalen Bevölkerung aus, die in extremen Dürreperioden Buschfleisch (also kleine Säuger) oft nur mit einfachsten Waffen jagt.

     

    Ein weiterer interessanter Aspekt: Einige Länder wie Namibia, die eine kontrollierte Bejagung zulassen haben inzwischen Kenia bezüglich der Translokation kenianischer Elefanten gefragt da ihre Populationen rückläufig sind.

     

    Um die Populationen zukünftig zu sichern (und auch den Alltag der Ranger zu erleichtern) ist derzeit ein weltweiter Bann von Elfenbein, Nashorn etc die einzige Möglichkeit.

     

    Ps. Heute hat es in Naivasha (Kenia) geregnet - dies lässt zumindest auf ein Ende der Dürre hoffen

  • C
    Cordula

    ... und darüber hinaus ist es (meisten) Menschen doch vollkommen egal,was auf dieser Welt passiert.

     

    Es ist ihnen gleichgültig, ob Wale zu "wissenschftlichen Zwecken" abgeschlachtet werden, um anschließend auf den Tellern zu landen, ob Tiger zerstückelt werden, nur um als Potenzmittel verzehrt zu werden, ob unser Klima kollabiert,...

     

    Wichtig ist der Profit für eine handvoll Menschen, die über Leichen (egal ob Tier oder Mensch)zu gehen, um diesen zu maximieren.

     

    Greenpeace, Pro Wildlife und wie sie alle heißen sind megawichtig, doch leider auch sie dürften ohnmächtig sein, wenn sie gegen die oftmals dahinterstehende organisierte Kriminalität ankämpfen wollen. Um dem nachhaltig ein Ende zu setzen, wären Politiker, Juristen oder ähnliche Kaliber gefordert.

     

    Doch warum sollten sie die Hand schlagen, die sie füttert?

    (Ausnahmen gibt es selbstverständlic auch hier)

  • A
    aso

    „...Doch vor zwei Jahren setzten China und Japan beim Washingtoner Artenschutzabkommen eine Ausnahmeregelung durch...“ :

     

    Wie ist das möglich? :

     

    „..(Weil) Deutschland und die EU dem Handel zustimmten. Allein die Aussicht auf frisches Elfenbein habe die Schwarzmarktpreise explodieren lassen. Nach Beobachtungen des Internationalen Tierschutz-Fonds ist der Preis für ein Kilo von 270 Dollar auf 880 Dollar gestiegen....“

     

    Peking musste (als Bedingung der Ausnahme) den florierenden Schwarzhandel unterbinden.

    „...Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife glaubt allerdings nicht daran, dass dies gelungen ist.

    "Der Schmuggel und die Wilderei werden angeheizt", kritisiert Sandra Altherr von Pro Wildlife....“:

    http://www.sueddeutsche.de/panorama/856/448590/text/

    Fakt ist, daß solche „Ausnahmen“ die Wilderei fördern. Also?