Nach Erdbeben in Sumatra: Im Wettlauf gegen die Zeit

Nach den Erdbeben in Sumatra graben die Helfer teils mit bloßen Händen verzweifelt nach Verschütteten. Bis zu 3.000 Menschen werden noch unter den Trümmern vermisst.

Da auch Krankenhäuser völlig zerstört wurden, können viele Verletzte nicht richtig versorgt werden. Bild: dpa

BANGKOK taz | Die Erleichterung war riesig: Mehr als 40 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben haben Retter in Padang eine junge Frau bergen können – aus den Trümmern einer zerstörten Schule. Ratna Kurnia Sari war halb bewusstlos, doch es gehe ihr den Umständen entsprechend gut, so die Helfer. Die geglückte Rettung grenzt an ein Wunder – und gibt allen Hoffnung, den Wettlauf gegen die Zeit in etlichen Fällen doch noch gewinnen zu können.

Allerdings gilt die Lage in der vom Erdbeben am Mittwochabend schwer getroffenen Großstadt Padang an der Westküste Sumatras weiterhin als ziemlich unübersichtlich. Experten erklärten, rund 50 Prozent der Häuser seien zerstört worden. Indonesiens Behörden vermuteten am Freitag, dass noch etwa 3.000 Menschen unter der Trümmern verschüttet sind. Wie viele es tatsächlich sind, weiß derzeit noch niemand. "Bereiten wir uns auf das Schlimmste vor", sagte der erschüttert wirkende indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono während seines Besuchs im Krisengebiet.

Die verzweifelte Suche nach den Verschütteten geht pausenlos weiter. Die ganze Nacht suchten Rettungskräfte mit Baggern und oft auch nur mit bloßen Händen nach Überlebenden. Kopfzerbrechen macht den Rettungskräften vor allem, dass es nicht genug Maschinen gibt, mit denen man massive Betonplatten und schweren Schutt erheblich leichter beiseite schaffen könnte. "Unter den Trümmern haben wir einige Stimmen gehört", so ein Sprecher der indonesischen Suchtrupps, "aber wegen der ganzen Schäden ist es sehr schwer, die Menschen zu befreien."

Inzwischen ist auch zunehmend die internationale Hilfe angelaufen. Immer mehr ausländische Ärzte, Krankenschwestern und Katastrophenhelfer treffen im Krisengebiet ein – im Gepäck Tonnen von Lebensmitteln, Medikamenten und Trinkwasser. Alle müssen sich erst mit der anhaltend schwierigen Situation vertraut machen. Denn nicht nur die Küstenstadt Padang ist schwer verwüstet: Langsam sickern Informationen durch, dass es die nördlich davon gelegene Region mit der knapp 50 Kilometer entfernten Stadt Pariaman noch heftiger getroffen haben soll. Katastrophenexperten, die das Gebiet mit Hubschraubern überflogen haben, sprechen davon, dass etwa 70 bis 80 Prozent der Gebäude und Wohnhäuser zerstört oder beschädigt worden seien.

Problematisch ist es vor allem, in die abgelegenen Dörfer vorzudringen. Ersten Berichten von Augenzeugen zufolge warten zahlreiche Menschen in der Region zwischen Padang und Pariaman an Straßenrändern auf Hilfe. Viele Hütten sind dem Erdboden gleichgemacht worden. Und diejenigen Bewohner, deren Zuhause noch einigermaßen steht, wagen es aus Angst vor neuen Beben nicht, dorthin zurückzukehren. Stattdessen schlafen sie in örtlichen Moscheen oder unter Zeltplanen.

"Wir haben große Angst davor, dass ein neues Erdbeben kommen und unser Haus dann komplett zerstören könnte", zitiert die Online-Ausgabe des "Jakarta Globe" die mehr als 70 Jahre alte Bewohnerin Mak. Und ihr Schwiegersohn Hamzah fügt hinzu, dass es momentan noch keine Anzeichen gebe, wann Hilfe eintreffe: "Die Retter sind wahrscheinlich auf Pariaman konzentriert. Unsere Häuser sind ebenfalls kaputt, aber ich denke, sie schaffen es wohl nicht bis in unser Dorf."

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