Kommentar Afghanistan-Wahl: Riskantes Spiel am Hindukusch

Trotz Stichwahl gibt es für Afghanistan keine Entwarnung. Das internationale Engagement lahmt, dabei müsste der neue Urnengang besser abgesichert werden als der erste.

Knapp zwei Monate nach den Wahlen in Afghanistan zeigt sich endlich ein Weg aus der politischen Sackgasse, in die das Land wegen des massiven Wahlbetrugs geraten war. Entwarnung kann dennoch nicht gegeben werden. Zwar haben sich die USA mit ihrem Drängen auf eine Stichwahl zwischen Präsident Karzai und seinem Herausforderer Abdullah durchsetzen können, doch ob am Ende ein vom Volk akzeptierter Präsident steht, ist zweifelhaft.

Das größte Hindernis stellt dabei die Sicherheitslage dar, die seit dem ersten Wahldurchgang nicht besser geworden ist. Es besteht die Gefahr, dass vor allem im umkämpften Süden des Landes die Wahlbeteiligung noch geringer ausfällt als beim ersten Mal.

Das hieße, dass die paschtunische Bevölkerungsmehrheit im Süden und Osten Afghanistans bei dem Urnengang unterrepräsentiert wäre. Da Karzai seine Wählerbasis vor allem unter den Paschtunen hat, würde dies den Tadschiken Abdullah stärken. Ein Wahlsieg Abdullahs würde Afghanistan jedoch in noch größere politische Bedrängnis bringen als bisher, da ein solches Ergebnis von den Paschtunen kaum akzeptiert würde. Die internationale Gemeinschaft muss daher nun das Kunststück vollbringen, den zweiten Wahlgang in aller Eile vor Wintereinbruch zu organisieren und weitaus besser abzusichern als den ersten.

Das macht eine massive Erhöhung der ausländischen Truppen in Afghanistan unumgänglich. Und das in einem politischen Klima, in dem die Öffentlichkeit in den USA und Europa eher auf Abzug drängt. Ob US-Präsident Barack Obama sich überlegt hat, dass er mit seinem Drängen innerhalb kurzer Zeit einen Showdown in Afghanistan produziert, der über das zukünftige Schicksal das Landes entscheidet? Vielleicht. Aber es ist ein ziemlich riskantes Spiel, das auf Eile setzt, wo man eigentlich einen langen Atem bräuchte.

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