Staatseinfluss in Detroit: Obamas Jungs bei GM
Die Kehrtwende in Sachen Opel deutet auf den neuen Einfluss der US-Regierung bei General Motors hin.
WASHINGTON taz | Die Kehrtwende in Sachen Opel-Verkauf deutet darauf hin, dass bei General Motos ein neues Zeitalter anbricht. Offensichtlich hat dort nicht mehr Firmenchef Fritz Henderson das Sagen, sondern ein von der amerikanischen Regierung eingesetztes Managerkollektiv. Kein Wunder, sind doch mehr als 50 Milliarden Steuerzahlergeld im Spiel.
Vor fünf Monaten hatte der ehemals größte Autobauer der Welt Konkurs angemeldet. Und bereits nach 40 Tagen - drei Monate waren angesetzt - war das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Der Konzern wurde teilverstaatlicht: Die USA erhielten 60,8 Prozent und Kanada 11,7 Prozent der Aktien. 17,5 Prozent der Anteile wurden von einem Fonds der Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW übernommen, die restlichen 10 Prozent wurden an die Gläubiger gestreut. Der Rettungsplan namens "Renaissance" war das Aus für über 35.000 GM-Mitarbeiter und mehrere Automarken.
Die Obama-Regierung knüpfte ihre Staatshilfen auch an personelle Bedingungen: GM-Chef Rick Wagoner musste zurücktreten, an seine Stelle trat der ehemalige GM-Europaverantwortliche Henderson. Auch der Rest des 13-köpfigen Verwaltungsrats trägt die Handschrift der Regierung: Zehn seiner Vertreter wurden von der Regierung entsandt.
Unter ihnen der 68-jährige Edward Whitacre, "Big Ed", wie der Kopf des Gremiums genannt wird. Whitacre, der als Vorstandschef den Telekommunikationskonzern AT & T saniert hat, sitzt dort auf persönliches Geheiß des Präsidenten. Der Texaner hat einmal freimütig eingeräumt, von Autos habe er keine Ahnung. Dafür prahlt "Big Ed", dass er auf seiner Farm Klapperschlangen eigenhändig mit einem Holzspeer aufzuspießen und anschließend mit einem Stein zu Köpfen pflegt. Immerhin: Die bisherigen Zahlen sprechen für ihn.
Erstmals seit knapp zwei Jahren konnte GM im Oktober den Absatz im Vergleich zum Vorjahr wieder steigern. GM schaffte das erste Wachstum seit Januar 2008 mit vier Prozent mehr verkauften Autos als im Oktober des Vorjahres. Außerdem profitiert GM von einem Förderprogramm der Regierung zum Bau von alternativ betriebenen Autos. Und schon nächstes Jahr soll GM wieder an die Börse gehen.
Leser*innenkommentare
Merle
Gast
ich könnte schwören, dass ich den artikel schon vor einigen wochen irgendwo gelesen habe...
christian
Gast
Irgendwie ein seltsamer Artikel. Die Formulierung "Steuerzahlergeld" anstatt einfach von Steuergeldern zu sprechen finde ich ungewöhnlich aber, trotz fehlenden Eintrag im Duden, nicht unbedingt verwerflich. Aber mal ganz ehrlich, ist es für die TAZ-Leser von Belang was Whitacre in seiner Freizeit auf seiner Farm mit irgendwelchen Schlangen anstellt?
Michael Kauder
Gast
So kann man den Spin natürlich auch drehen. Eine andere mögliche Deutung ist die folgende:
Es gab keine Kehrtwende in Sachen Opel. Vielmehr war das alles schon vorher so abgesprochen. Es musste bloss nach der Wahl geschehen.
Warum wird hier so danach geschaut was GM oder die USA tun? Die handeln doch nur nach ihren Interessen, machen also nichts anderes als man vernünftigerweise von ihnen erwarten würde.
Was man allerdings nicht unbedingt erwarten muss ist eine Kanzlerin die sich noch kurz vor der Wahl als Retterin von Opel feiern lässt und dabei an keiner Stelle anmerkt dass darunter nicht der Deal mit Magna verstanden werden muss.
Das ist gelinde gesagt grobe Wählertäuschung.
Warum schreiben sie nicht darüber?