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Wenn Jungen sexuell missbraucht werdenSprich mit mir!

Jungen werden wie Mädchen Opfer von sexuellem Missbrauch. Aber sie können schwerer über das Erlebte reden. Das will die Bundesregierung jetzt ändern.

Auf Spielplätzen sprechen die Täter Kinder an. Bild: ap

Sie werden auf Spielplätzen angesprochen, in Jugendklubs und auf Sportveranstaltungen. Überall dort, wo Jungs mit anderen Jungs zusammentreffen, können sie auch auf ihren Vergewaltiger stoßen. Und zu Hause wartet manchmal der pädosexuelle Onkel oder der Stiefvater.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge, die am Mittwoch auf einer Fachtagung in Berlin erläutert wurden, hat jeder vierte Junge im Alter von 10 bis 16 Jahren ungewollte sexuelle Kontakte erlebt, die von erwachsenen Männern ausgingen, jeder zwölfte Junge hat bereits sexuelle Gewalt erfahren - von Exhibitionismus bis hin zur Vergewaltigung. Die Zahlen sind alarmierend. Sexuelle Gewalt gegen Jungen ist ein großes Thema. Aber: In der öffentlichen Debatte taucht es bislang nicht auf. Im Gegenteil: Es ist ein Tabu. Warum?

Sind die Jungen vergessen worden, weil Frauenforschung und -politik jahrzehntelang eben Frauenforschung und -politik waren? Weil das Ausschlussprinzip so prima funktionierte? So einfach ist es nicht. Für Jungs und ihre Sexualität und die damit auch nicht selten einhergehende Gewalt hat sich bislang niemand interessiert. Jungs passiert so etwas einfach nicht, lautete die gängige These. Das Thema sexuelle Gewalt war viele Jahrzehnte vor allem mit Mädchen besetzt. Aber Jungs passiert es eben auch - und sie können noch schwerer darüber reden als Mädchen.

Das will die schwarz-gelbe Regierung jetzt ändern. Zumindest hat sie sich eine eigenständige Jungen- und Männerpolitik in den Koalitionsvertrag geschrieben. Zusammen mit Vätervereinen will sie Jungen fördern, heißt es da blumig. Wie das konkret aussieht und welche Themen Bundesfamilienministerium Ursula von der Leyen (CDU) da so vorschweben, hat sie noch nicht mitgeteilt.

Peter Mosser, Psychologe und Autor des Buches "Wege aus dem Dunkelfeld - Aufdeckung und Hilfesuche bei sexuellem Missbrauch an Jungen" hat herausgefunden, dass etwa ein Drittel aller Betroffenen niemals erzählen, was ihnen passiert ist. Rund 64 Prozent reden darüber, wenn sie erwachsen sind. Aber auch erst dann, wie Erfahrungen von Beratungsstellen zeigen, wenn ihre Beziehungen immer wieder scheitern und sie sich zum eigenen Kinderwunsch nicht verhalten können.

Sexueller Missbrauch von Jungen ist weitestgehend unerforscht. Aber das, was man heute weiß, ist erschreckend: Manche Jungen sind erst drei Jahre alt, wenn sie vom Babysitter missbraucht werden. Manche Jungs im Alter von zehn Jahren kennen keine anderen körperlichen Kontakte als die durch Vergewaltigung. Welche Jungen sind am stärksten gefährdet? Jene, die eine "gestörte emotionale Bindung an den Vater" haben, sagt der Soziologe Marek Spitcok von Brisinski: Jungen, deren Väter Schläger, Alkoholiker oder abwesend sind. Diese Jungen sind empfänglich für gemeinsame Spiele mit einem männlichen Erwachsenen, für seine Zuwendung und seine Versprechen.

Mit diesen Jungen muss man sich beschäftigen und vor allem muss man sie zum Reden bringen. Aber wie? Es gibt mobile Beratungsstellen und Streetworker, die gehen genau dorthin, wo Jungen auf ihre Peiniger treffen. Der Ansatz ist gut, aber die Projekte leiden häufig unter akutem Geldmangel. Das Thema war eben nicht in der öffentlichen Debatte.

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25 Kommentare

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  • K
    Küstenstelze

    Schnell noch ein Nachtrag zu meinem Kommentar und den vielen anderen, die mir aus der Seele sprechen, u. a. von "Comment"und "porst".

     

    Liebe taz´lerInnen,

    ihr wollt Tabus brechen?

    Nur zu, das Feld ist weit und vermutlich weiter und unangenehmer als viele Frauen derzeit zu verkraften in der Lage sind.

     

    Dem ist nichts hinzuzufügen, als nur diese eine große Bitte ernst zu nehmen!!!!

  • C
    Comment

    @Peter N,

     

    nch Ihrem Beitrag bin ich die bisher eingegangenen Kommentare nochmal durchgegangen, habe aber nicht gefunden was Ihrer Kernaussage entspricht.

    Vielmehr erkenne ich eine Tendenz, dass dieses Thema als lange überfällig betrachtet wird, den sensationellen und ach so neuen Erkenntnissen aber einmal mehr nur eine halbe Wahrheit als Antwort zu genügen scheint.

     

    "Wenn jede vergewaltigte Frau gewalttätig werden würde, wäre die Menschheit schon lange ausgerottet!"

    Haben Sie mal etwas von Strategien gehört?

    Da gibt es diverse, je nach gesellschaftlich akzeptierten Möglichkeiten und unsere bietet hiervon ausreichend.

    Eine heißt: Ich "trete" weiter nach unten, sprich Kinder, im Beruf untergebene und andere Schwächere (auch Pflegebedürftige).

    Eine andere heißt: Ich nutze meine Schwäche und schöpfe hieraus Stärke, z.B. mittels Missbrauch mit dem Missbrauch oder ich provoziere so lange den Stärkeren bis ich am Ende per Gewaltschutzgesetz und den daruas folgenden Konsequenzen obsiege oder ich drohe einfach mal damit.

    Sie sehen, es muss nicht selbst ausgeübte Gewalt sein und dezent perfide Tendenzen erkenne ich auch hier.

     

    Ein erster Schritt ist es, sicher, aber gute 60 Jahre zu spät und wenn bevorzugt die Damen - per Definitionsmacht - dieses Schneckentempo beibehalten, haben wir uns ohnehin in nur wenigen Generationen ausgerottet, aber das wiederum beinhaltet Elemente unangenehmer Migrationsfragen, die noch lange Jahre nicht politisch korrekt und somit nicht diskutabel ist.

     

    MfG

  • B
    Bataille

    Nehmen wir mal an, das hier sei eine Diskussion und man möchte das Ganze noch etwas komplexer machen:

     

    1. Wo fängt ein wie auch immer gearteter Missbrauch an? Mit psychischer Manipulation oder brauch es immer gleich die böse, männliche phallische Penetration?

     

    2. Ab wann ist sexuelle Erfahrung Missbrauch? Und wer bestimmt das? Das Kind selber oder die erwachsene normierende Gesellschaft?

     

    3. Muss es bei diesen Themen eine Gender- Normierung geben?

  • PN
    Peter N.

    Die Leugnung männlicher Gewalt an Kindern & Frauen ist in den Beiträgen wieder überdeutlich!

     

    Fragen wir doch die Opfer - wie hinterhältig die Täter vorgegangen sind. In Tat-Mehrheit sind es doch Männer die sich an Kindern vergreifen - daran wird die verteufelung von Frauen nichts ändern.

     

    Jedenfalls ist es der erste Schritt in die richtige Richtung, damit kein Mann mehr behaupten muss, dass er nur deshalb kriminell und gewalttätig geworden ist, weil er Opfer war.

    Wenn jede vergewaltigte Frau gewalttätig werden würde, wäre die Menschheit schon lange ausgerottet!

  • K
    Kritz

    Jaja, der Exhibitionismus. Der dazugehörige Paragraph im Strafrecht ist übrigens, wie der TAZ-Artikel auch, sexistisch, denn er gilt, höchstrichterlich bestätigt, nur für Männer.

    Bei Frauen ist der analoge Begriff wohl "Mode"...

  • T
    tasch

    @SOSo: "Rein anatomisch" ist es auch "sehr schwierig", den erigierten Schwanz eines erwachsenen Mannes in die Körperöffnungen eines weiblichen Kindes zu stecken -- es passiert aber trotzdem. Kontakt mit solchen Leuten hat aber trotzdem irgendwie auch niemand...

  • G
    gcp

    Und was ist mit den weiblichen Sexualstraftätertinnen? Die Tussis , die ihre neugeborenen Säuglinge und Kleinkinder mißhandeln ?

    Und jetzt will ich nichts hören von wegen " sexualpathologischer Vorgeschichte" ! Das lässt man ja scxhließlich auch bei männlichen Straftätern nicht gelten!

  • P
    porst

    "Geschlechterdebatte"!? Wird doch wohl vermieden. War der Artikel ein Versuchsballon? Dachte erst, ich lese nicht recht, als es dann doch wieder um den bösen Papa ging.

     

    Ich bin dagegen, jeden anzüglichen Blick als Mißbrauch zu beheulen "Belästigt und bedrängt" werden Jungen aber selbstverständlich auch von den lieben Tanten, Cousinen. Die verstehen es allerdings, das "Klein"-Penissteifrubbeln als lustigen Wettbewerb mit Belohnungseffekt zu verklären. Brustnippellecken und erzwungenes Brust-Saugen durch 9-jährige wird zu verklärtem Schmusen. Das unnötige, willkürliche Einführen der Finger in den After wird gerne belohnt durch die "Erlaubnis", die Scham der Frau berühren "zu dürfen". Woher ich das weiß? Ich habe mich mit meinen Geschlechts- und Altersgenossen unterhalten, als ich das Zwangsfellatio durch einen Mann bei mir thematisierte. Viele hatten solche Geschichten zu erzählen, kaum einer fand das bis auf eine gewisse peinliche Unruhe als besonders ungewöhnliche "Zärtlichkeit". Schreibt ja auch niemand wichtige Bücher drüber.Toll fand es aber auch keiner. Dazu hatte ich und andere jahrelang im Grundschulalter "aufklärerischen" Besuch von pubertierenden Mädchen nebst Anhang. Im Schnitt 1 von 3en Gesprächspartnern wußte sehr genau von Frauengefummel zu erzählen. Wahrscheinlich bin ich mit meinem bösen Mann noch gut bedient, weil "richtig mißbraucht" (weil es ein Mann war)!? Erstaunliche Heuchelei.

     

    Daß eine erwachsene Frau unbedingt im Bad meine Vorhaut sauberlecken musste, um mir zu zeigen "wie man sich richtig wäscht", und das so was mitnichten ungewöhnlich ist, wurde mir damals als normal beigebracht. Und das wird es scheint's bis heute, wo eine Frau über eine Ministerin entdeckt haben will, was böse Onkel mit den kleinen Jungens wohl so tun. Erbärmlich.

  • K
    korinthenkacker

    Mißbrauchserfahrungen zu verarbeiten ist wichtig, ganz klar, aber Mißbrauch zu verhindern wäre vielleicht auch ein guter Ansatz. Die Erziehung von Kindern in unserer Gesellschaft ist vor allem aufs Funktionieren ausgelegt. Egal , wie du dich fühlst, tu das, was die Erwachsenen sagen und beklag dich nicht. Das ist die Botschaft. Erlaubt Kindern doch endlich "Nein" zu sagen, wenn ihnen was nicht passt. Wenn es sein muss auch ganz laut und an den "unpassendsten" Orten(wie z.B. in aller Öffentlichkeit)

  • C
    Comment

    Es scheint ein Konsens der Medien mit der Politik gefunden zu sein, wenn fortan Männer- und Jungenpolitik thematisiert und ein Nullpunkt auf die heutige Zeit gesetzt wird.

     

    Die männlichen Opfer von gestern, als Täter von heute sind hierbei ebenso ausgenommen, wie das weibliche Opfer von gestern, als Täterin von heute - zumindest auf eine zweifelhaft vertraute Weise.

     

    Während man bei Täterinnen von heute durchaus auf die frühere Opferrolle verweist, bleibt dies bei männlichen Tätern aus - diese sind halt was immer publiziert wurde: genetisch gewalttätig veranlagt.

     

    Sexuelle Gewalt verübt durch Frauen wird auch in diesem Strang einmal mehr verharmlost und somit das Thema verniedlicht; der Hinweis darauf, es handele sich nicht um Ironie, weil es hier anatomische Hindernisse (?) zu überwinden gäbe, verschlägt einem hierbei schon fast die Sprache - beinahe!

     

    Es braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen, dass Vergewaltigung an männlichen Kindern und Jugendlichen durchaus mittels Gewalt durchgeführt werden kann und wird.

    Ein Junge ist einer Frau lange Jahre körperlich unterlegen und sein Wille kann durch eine Frau ebenso gebrochen werden wie durch einen Mann, was mit zunehmendem Alter des Jungen weg von der physischen hin zur psychischen Gewalt führt.

    Das radikalfeministische Mantra der Abhängigkeit trifft im besonderen Maße dann zu, wenn ein Junge von der Mutter "allein" betreut wird und hier die väterliche Kontrollinstanz fehlt.

    Nicht allein die Mutter muss dann hier zur Täterin werden, aber ihr Einfluss auf den Jungen bestimmt auch seine Möglichkeiten und sein Abwehrverhalten, was ebenso gut von Frauen wie Männern aus seinem Umfeld ausgenutzt werden kann.

     

    Mit den gängigen Mythen zu den Motiven ist es auch nicht weit her, denn wenn sich eine Frau an einem Jungen sexuell vergeht will auch sie Macht und Kontrolle über ihr Opfer ausüben und setzt nicht lediglich fort, was ihr widerfuhr oder sucht - lapidar behauptet - einen Ersatzgatten.

     

    Liebe taz´lerInnen,

    ihr wollt Tabus brechen?

    Nur zu, das Feld ist weit und vermutlich weiter und unangenehmer als viele Frauen derzeit zu verkraften in der Lage sind.

     

    MfG

  • S
    SOSo

    @Arne Hoffmann

     

    "Meine bessere Hälfte"

    Obwohl in diesem Zusammenhang gänzlich unpassend möchte ich doch erwähnen, dass uns der Orden "bessere Hälfte" doch von Männern angeheftet wurde. Geb ihn gern weiter. Ist doch manchmal eine große Bürde.

    Nun zum Thema. Ich hatte noch nie - ausser vielleicht in schlechten Filmen - Kontakt zu missbrauchenden Frauen. Ist ein hartes Thema, aber wie mißbrauchen Frauen die Kinder? Rein anatomisch gesehen ist das ja sehr schwierig. Reden wir hier von psychischem Mißbrauch, der sog. Ersatzpartner, der die Stelle des Familienvaters einnimmt? Das ist wirklich nicht ironisch gemeint! Für viele ist das sicher ein Dunkelfeld.

  • T
    Tabberta

    Die TäterInnendebatte, die wohl hier auch eher wieder eine Geschlechterdebatte ist, führt wohl zu einer endlos langen Liste.

    Machen die Fantasien des Autors (Regisseurs) vom "Vorleser" aus meiner Babysitterin nun ein Sexmonster (oder Monsterin?).Leider wird der rote Teppich immer wieder für Menschen ausgerollt, die den Missbrauch von Kindern für sich beanspruchen, in ihren Filmen subtil propagieren und somit Maßstäbe setzen, die den Schutz von Kindern äußerst erschweren. Somit noch ein äußerst einflussreicher TäterInnentypus in der Debatte und die Angst wird immer größer, läuft jeden Tag auf dem Schulweg mit und schliess ja schön die Haustür ab!

    Die Statistik ist schlimm genug, aber hier zitierte Quellen und Filme sind mehr als fragwürdig, bringen sie doch nur noch mehr verstörte Menschen und TäterInnen hervor.

    Vor einigen Tagen fotografierte ein Freund (Vater von 2 Kindern) spontan aus einem Auto heraus einen schaukelnden Jungen auf einem Spielplatz für eine Fotocollage (Fernsehturm mit schaukelndem Kind). Daraufhin rannten alle Kinder angstschreiend weg und er war noch mehr erschrocken.

    Vielleicht mag die Babysitterin ja doch Kinder sehr gern und der Nachbar ist einsam und spielt gern mal Uno?

  • AH
    Arne Hoffmann

    Schön, dass die taz dazu beiträgt, das Tabu beim Thema "sexueller Missbrauch von Jungen" zu brechen - herzlichen Dank dafür! Aber stört es euch tazler nicht, dass viele Leserkomemntare mal wieder besser sind als der Artikel? Sobald es um das immer noch bestehende Tabuthema "Missbrauch durch Frauen/Mütter" geht, scheint ihr scharf die Luft anzuhalten: Das geht gegen die feministische Ideologie von der Frau als besserem Menschen, das geht nun wirklich nicht! Dafür dass sich die taz ständig als so furchtbar "mutig", "kontrovers" und "tabubrecherisch" aufspielt (gestern hatte ich wieder einen Reklamebrief von euch in der Post), könntet ihr ruhig mal dafür sorgen, dass eure Artikel euren Werbeversprechen nahekommen.

  • A
    anti_oedipe

    stärkste gefährdung? :" Jene [Jungen], die eine "gestörte emotionale Bindung an den Vater" haben, sagt der Soziologe"...

     

    ich finde es widerlich, sowas lesen zu müssen. überall wird ständig mit sex geworben, wie man möglichst 20 orgasmen am stück bekommt, was frauen "wirklich" wollen, was männer "wirklich" brauchen, welche gene für das alles verantwortlich seien (angeblich), ganze wissenschaften beschäftigen sich damit "zu erforschen" warum die "evolution" homosexualität erfunden habe, es gibt sogar eine "vulvalogie"...

    und der ursprung dessen soll eine schlechte bindung an den vater sein? wann versteht mans denn mal endlich, dass "psychische Probleme" eines menschen p r o d u z i e r t sind und das nicht ausschließlich in der kindheit? wann wird man endlich den mut haben diesen ganzen quatsch der einschreibung aller gesellschaftsprobleme in die familie zurückzuweisen? wird man werke wie den "anti-ödipus" von gilles deleuze/felix guattari (1971!) mal zur kenntnis genommen haben? wann wird man aufhören nahezu jeden müll der wissenschaften als unfragwürdige wahrheit hinzunhemen?

     

    es ist kaum fassbar...

  • K
    KdN

    Ich finde es super, dass auch Jungs endlich ins Blickfeld kommen. Wenn jetzt noch Frauen als Täter wahrgenommen werden (in diesem Text leider noch nicht), dann haben wir schon einen riesigen Schritt vorwärts gemacht!

  • EU
    Eric Untermann

    DER Babysitter? Wieso berichten sie nicht über den Missbrauch durch Frauen? Weil es nicht mehr länger unter der Decke gehalten werden kann, in England und den USA mittlerweile ein riesiges Thema ist und die TAZ schonmal "vorbauen" möchte, immer nur Männer als Täter zu sehen, damit in Deutschland ja nicht der Blick auf Täterinnen fällt? Damit erweisen sie Missbrauchsopfern einen schlechten Dienst.

     

    Vielleicht mal über den Fall Vanessa George nachlesen: http://www.guardian.co.uk/society/2009/oct/04/uk-female-child-sex-offenders oder sich über einen der unzähligen anderen Fälle informieren: http://www.trennungsfaq.de/forum/showthread.php?tid=88

     

    Glaubt jemand ernsthaft, dass Deutschland bei solchen Fällen eine grosse Ausnahme ist?

  • H
    horstkevin

    Wieder einmal ein TAZ-Artikel im typischen Stil der feministischen political correctness. Die Tatsache, daß der weit überwiegende Teil an sexuellen Mißbrauch der an Jungen verübt wird, vom WEIBLICHEN Geschlecht vollzogen wird, bleibt völlig unerwähnt.

  • K
    Krampe

    Auch wenn eigentlich alles andere, was Schwarz-Gelb so vorhat, auf meine Ablehnung oder Missbilligung trifft - bei diesem Thema bin ich froh, dass es angesprochen wird. Unter einer linken Regierung mit ihrer festvernetzten Frauenförderlobby wäre das keine müde Zeile wert gewesen.

     

    Wenn die linken Parteien und Lebensentwürfe mit ihrem eigenständigen Männlichkeitsmodell warten, bis Frauen tatsächlich gleichgestellt sind, werden eben andere in diese Lücke stoßen und progressiv wirken. Zeit wirds!

  • CJ
    Cornelia Jaskosch

    Wenn man das hier liest, dann wundert es einem überhaupt nicht, dass es so viele Sexualstraftäter gibt, denn die meisten Täter sind wahrscheinlich selber mal Opfer gewesen. Ich hoffe, dass die Politiker wirklich etwas tun, damit solche Projekte entstehen können um missbrauchte Jungen die nötige Hilfe zu gewährleisten und dieses nicht aus Geldmangel scheitern lassen.

  • P
    Petersilie

    Sehr guter und wichtiger Artikel, danke.

  • J
    Johannes

    Mir ist noch gut im Gedächtnis, wie ich als Junge in öffentlichen Toiletten immer wieder von Männern belästigt und teilweise bedrängt wurde. Ich hätte mich damals jedoch in Grund und Boden geschämt, jemals darüber zu sprechen - und ich bin mir sicher, dass es vielen Jungen so ging und auch heute noch so geht. Was die Anzahl der Missbrauchsfälle anbelangt, ist dieses Problem meines Erachtens sicher nicht kleiner als bei Mädchen - womöglich eher größer!

  • K
    Küstenstelze

    Es ist alles schlimm genug, was Jungen und damit den späteren Männern angetan wird. Leider vermisse ich in diesem Zusammenhang wieder einmal das beliebte Aussparen des Tabuthemas "Frauen als Täterinnen bei Missbrauch von Jungen", über das es vor etlichen Jahren bereits eine Studie seitens des zuständigen Bundesministeriums gab. Die Studie war und ist öffentlich zugänglich und sollte - aufgrund ihres Ergebnisses - auch Konsequenzen nach sich ziehen. Hat sie aber nicht. Sie wanderte offensichtlich in eine der Schubladen für unzeitgemäße Themen.

    Beim sexueller Kindesmissbrauch sind immer nur männliche Täter im öffentlichen Bewusstsein präsent. Über Frauen als Täter ist viel weniger bekannt. Und wenn es nicht gerade um besonders schwere Fälle geht, wird es nicht ernst genommen.

    Es wäre schön, wenn seitens der taz mal recherchiert würde. Es gibt inzwischen einige Selbsthilfegruppen, soweit ich weiß auch "Zartbitter", die Auskunft geben könnten. Außerdem haben verschiedene - heute erwachsene Männer - Bücher über ihre Qualen und die daraus resultierenden Folgen geschrieben. Sie sind im Internet leicht zu finden.

    Natürlich würde eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema unser Frauen- und Mutterbild verändern. Aber darf deshalb das Tabu bestehen bleiben?

  • T
    tiger

    Erstmal ein Lob dafür, dass das Thema überhaupt angesprochen wird, und dass aufgezeigt wird, dass auch Jungen Opfer sexuellen Missbrauchs werden.

     

    Zu sagen, "für Jungs und ihre Sexualität und die damit auch nicht selten einhergehende Gewalt hat sich bislang niemand interessiert", ist aber geradezu zynisch. "Das Thema sexuelle Gewalt war viele Jahrzehnte vor allem mit Mädchen besetzt", ja schon, aber doch nicht, weil es die Öffentlichkeit mehr interessiert hätte, sondern weil so viele mutige Frauen so hart darum gekämpft haben, dass es sichtbar wird. Weil sie sich ihre eigenen Verletzungen bewusst gemacht haben, sie nicht mehr länger hinnehmen wollten und öffentlich angeklagt haben. Und weil diese Frauen sich gegen Widerstände Hilfezentren, Beratungsstellen und Netzwerke aufgebaut haben.

    Wo waren die missbrauchten Männer? Warum haben sie nicht gekämpft?

     

    Letzendlich nervt diese Geschlechtertrennung. Ob Mädchen oder Junge, alle Kinder erfahren in unserer Gesellschaft auf ihre Weise Gewalt, und sowohl Männer als auch Frauen machen sich des sexuellen Missbrauchs schuldig. Warum wird jetzt wieder nach Geschlecht getrennt und "Jungenpolitik" gemacht, wo sich so viele doch darüber aufregen, dass es "immer nur um Frauenbelange geht"? Was ist mit einer Politik, die einfach KINDER bzw. MENSCHEN schützt und unterstützt? Was mit Rechtsverfahren, die auf Seiten der Opfer stehen und es möglich machen, die Täter zu bestrafen, ohne durch bohrende Frageverfahren in aller Öffentlichkeit eine Retraumatisierung zu riskieren? Warum darf Missbrauch verjähren, wo die Opfer ein Leben lang unter den Folgen leiden?

  • A
    angélina

    "hat herausgefunden, dass etwa ein Drittel aller Betroffenen niemals erzählen, was ihnen passiert ist. "

     

    Wie kann man herausfinden, wieviele Menschen über etwas schweigen?

  • A
    aso

    „...Sexuelle Gewalt gegen Jungen ist ein großes Thema. Aber: In der öffentlichen Debatte taucht es bislang nicht auf. Im Gegenteil: Es ist ein Tabu. Warum?...“:

     

    Genau hier hätte SIMONE SCHMOLLACK ansetzen können, um das Tabu zu brechen:

     

    „...Das Thema sexuelle Gewalt war viele Jahrzehnte vor allem mit Mädchen besetzt. Aber Jungs passiert es eben auch - und sie können noch schwerer darüber reden als Mädchen...“:

     

    Nicht nur, daß meistens auf Mädchen als Opfer focussiert wird, sondern auch auf Männer als Täter...:

    Daß Frauen (und auch Mütter) hier als Täter in Frage kommen könnten, ist in der Phantasie schlicht nicht vorgesehen.

     

    Der Mißbrauch von Jungen durch Frauen ist eines der größten Tabus...Das geht gar nicht...:

    http://www.tauwetter.de/infobera/artikel/frauen.htm

     

    Peter Thiel -(Systemischer Berater und Therapeut) beschreibt aus seiner Praxis:

    „...Viele Menschen denken beim Thema "sexueller Missbrauch" ... reflexhaft an einen männlichen Täter, nicht aber an eine weibliche Täterin...

    Es ist ein verbreiteter und von interessierten Kreisen gepflegter Mythos, dass sexueller Missbrauch von Kindern (Jungen und Mädchen) fast ausschließlich durch Männer ausgeübt würde.

    Seriöse Forschungen gehen von einen Frauenanteil von 10-15 Prozent aus (vgl. "Täterinnen beim sexuellen Missbrauch von Kindern", Gisela Braun in: "Kriminalistik", 1/2002). 

    In den letzten Jahren wird aus den USA berichtet, dass der Anteil der Frauen, die als Täterinnen beschuldigt werden, bis zu 30 Prozent beträgt (Quelle: "Erinnerung und Pseudoerinnerung", in: "Der Nervenarzt" 2002, 445-451)...“ (Quelle: Männerberatung.de)

     

    Fazit: Fazit: seit "der Vorleser" wissen wir, daß, ups, in der Tat Frauen auch Täter sein können...

    Deshalb: es kann auch die Babysitterin sein...