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Neuer ZDF ChefredakteurFrey beerbt Brender

Brenders Nachfolger steht fest: Neuer Chefredakteur des ZDF wird Peter Frey. Der bisherige Leiter des Hauptstadtstudios weiß, was ihn erwartet.

Frey galt als Favorit für den Posten. Bild: dpa

Peter Frey weiß, was auf ihn zukommt - vielleicht hat er auch deswegen zunächst gezögert, als ihm das Amt des ZDF-Chefredakteurs angetragen wurde: Von 1988 bis 1990 war Frey persönlicher Referent des damaligen obersten ZDF-Journalisten Klaus Bresser -- eine Zeit, in der Frey, seit 1983 beim ZDF, verstärkt Bekanntschaft gemacht hat mit den Gremien der Mainzer Anstalt, unter anderem dem Verwaltungsrat, der ihn gestern einstimmig zum Nachfolger des von der Unionsmehrheit gekegelten Nikolaus Brender erkoren hat. Frey galt als Favorit für den Posten. Im April 2010 wird er ihn antreten, Brender seinen Vertrag also bis zum Schluss erfüllen.

Zuletzt war Frey Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin - und als oberster Repräsentant seines Senders dort in den vergangenen acht Jahren natürlicher Interviewer und Kommentator dreier Bundesregierungen, ein Privileg, das man als politischer Journalist nur ungern aufgibt, wenn die Alternative ein Schreibtischjob in der rheinland-pfälzischen Provinz ist. Freys Job in Berlin übernimmt die bisherige Leiterin der Hauptredaktion Innenpolitik, Bettina Schausten (44).

Dass Frey dem Drängen seines Intendanten Markus Schächter nachgegeben hat, Brender zu beerben, bedeutet für den 52-Jährigen, der als äußerst umgänglich und gewinnend gilt, zunächst mal eine Menge heikler Arbeit: Zunächst muss Frey, der als "Roter" gilt, weil der Chefredakteur im Anstaltsgefüge der SPD nahe zu stehen hat, sich von dem Makel befreien, ein Chefredakteur von Roland Kochs Gnaden zu sein. Der hessische Ministerpräsident hatte sich für Frey stark gemacht. Und dann muss der neue Chefredakteur einen Mittelweg finden zwischen der dringend notwendigen Aufarbeitung der politischen Einflussnahme der Politik in den Mainzer Gremien und der ebenso wichtigen Rückkehr zur Tagesordnung.

Denn - auch wenn das im Fall Brender vorübergehend in Vergessenheit geriet - ein Chefredakteur wird auch beim ZDF vor allem an dem Programm gemessen, das er in Arbeitsteilung mit dem für die Unterhaltung zuständigen Programmdirektor macht.

Parallel zu seiner journalistischen Arbeit promovierte Peter Frey 1986 über das Thema "Spanien und Europa: Die spanischen Intellektuellen und die europäische Integration". Als Korrespondent berichtete er nicht nur aus dem Mutterland, sondern auch aus spanischsprachigen Staaten wie Nicaragua und Mexiko. Im Anschluss an seine Tätigkeit als Bresser-Referent ging Frey 1991 nach Washington, das Traumziel schlechthin für Auslandskorrespondenten, kam allerdings schon ein Jahr später zurück, um die Redaktion des ZDF-Morgenmagazins aufzubauen und zu leiten. Hier trat Frey - wie später im "Auslandsjournal" und bei "Berlin direkt" - auch als Moderator in Erscheinung. Als gläubiger Katholik ließ er es sich zudem nicht nehmen, 2005 sowohl von der Papstwahl als auch vom Weltjugendtag in Köln zu berichten. Peter Frey ist verheiratet und hat eine Tochter. Mit seiner Familie muss er sich nun nach einem Haus in Mainz umsehen -- oder auch in Wiesbaden, der bevorzugten Wohnlage von ZDF-Mitarbeitern.

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5 Kommentare

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  • W
    wilko0070

    Das Widerlichste an der ganzen Sache ist eigentlich,

    dass die journalistische Kaste gemeinsam versucht, aus Deutschlands größtem Hofschleimer (mit begrenzten intellektuellen Fähigkeiten) einen "sachorientierten Journalisten und moderaten Linken" zu machen.

     

    Ein Glück, dass es mittlerweile andere Medien zur Informationsgewinnung als Staatsfernsehen und "bürgerliche" Zeitungen gibt!

     

     

     

  • N
    Nordwind

    Hier wird Wesentliches über Peter Frey schlicht unterschalegen.

     

    Peter Frey gehört als Bertelsmann-Fellow zum Netzwerk eines neokonservativen bzw. neoliberalen Think Tank. Frey als Roten zu bezeichnen ist daher schon sehr gewagt. Freys Berufung bedeutet nichts anderes als die vermehrte Einflußnahme der Bertelsmann-Stiftung auf die öffentliche Meinung.

     

    Mehr dazu z.B. hier: Peter Frey – ein weiterer Machtzuwachs für das ZK und für Bertelsmann

  • J
    jugen

    Wer Frey bei den Sommer-Interviews im ZDF gesehen hat weiss was wir in Zukunft zu erwarten haben.

     

    Was sagt eigentlich die taz zu diesem Mann?

    Eine Aufzählung seiner bisherigen Laufbahn kann doch nicht alles sein.

  • C
    chris

    Ein seltsam unkritischer Kommentar der taz...

    Es ist wirklich einschlechter Witz, Peter Frey als "Roten" oder als "moderaten Linken" (so geschehen im heutigen Tagesspiegel) zu bezeichnen. Der Mann ist erzkonservativ und ein getreuer Fellow der Bertelsmannstiftung...

    Bitte informieren auf den Nachdenkseiten!

    Ich erinnere außerdem an das skandalöse Sommerinterview mit Lafontaine, in dem Frey nichts unversucht ließ, Lafontaine in unsachlichster Weise zu diffamieren und alle abgegriffenen Litaneien der neokonservativen Presse 3 x zu wiederholen, es war LINKEN-Bashing kurz vor den Wahlen im Reinformat... Dieses Interview war sicherlich sehr fördernd für seine weitere Karriere unter Koch und Konsorten beim ZDF! Beim Merkel-Sommerinterview fungierte er dann als der devote Hofberichterstatter.

  • EW
    Ein Wutroter

    Also wenn ein Neoliberaler wie Frey schon als "Roter" gilt, na dann gute Nacht!

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4398