Kommentar Fataler Polizeieinsatz: Todesschuss ist kein Hilfsangebot

Vieles spricht dafür, dass die Beamten die Lage falsch einschätzten, als sie die Tür eintraten und so die Situation heraufbeschworen, die P. das Leben kostete.

Notwehr oder nicht - das ist nicht die Frage. Die Polizeistreife, die dem mit einem Messer bewaffneten Dirk P. gegenüberstand, konnte sich bedroht fühlen. Strafrechtlich wird es kaum Konsequenzen haben, dass einer der Beamten die Waffe zog und den tödlichen Schuss abgab. Die entscheidende Frage aber lautet: Wie konnte es zu dieser Notwehrsituation kommen, die Dirk P. das Leben kostete?

Was bekannt ist, legt nahe, dass vor dem tödlichen Einsatz schieflief, was nur schieflaufen konnte. Die Beamten müssen, da Dirk P.s Mutter vor Ort war, gewusst haben, dass sie es mit einem psychisch kranken Menschen zu tun haben. Da der Mann niemanden bedrohte, ging es nur darum, ihn vor sich selbst zu schützen. Dass dies gründlich misslang, ist keine Frage.

Vieles spricht dafür, dass die Beamten die Lage falsch einschätzten, als sie die Tür eintraten und so die Situation heraufbeschworen, die P. das Leben kostete. Ob sie für so eine Situation richtig geschult waren oder ob es nicht besser gewesen wäre, Unterstützung - vom MEK bis hin zu psychologischem Fachpersonal - herbeizurufen, gehört zu den Fragen, die beantwortet werden müssen. Dabei geht es nicht darum, die Beamten zu belangen, sondern darum, dass sich dieser Wiederholungsfall nicht erneut wiederholt. Psychisch kranke Menschen brauchen Hilfe - gezückte Waffen sind da eine schlechte Therapie.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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