Kommentar Wahl in Kroatien: Ein starkes Team
Zum Glück für Josipovic und die Regierung konnte Bandic, den manche als "Kroatiens Berlusconi" bezeichnet haben, das konservative Lager nicht mobilisieren.
D ass der Sieg des Rechtsprofessors aus Zagreb mit 60 Prozent so hoch ausfallen würde, hätte kaum jemand geglaubt. Denn Ivo Josipovic, der ruhig und argumentativ auftretende Sozialdemokrat, ist kein Volkstribun, kein Draufgänger, kein witzig zuspitzender Politprofi wie sein Vorgänger Stipe Mesic. Doch seine schlichte Botschaft, für Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und die Integration Kroatiens in die Europäische Union einzutreten, zündete dennoch. Vor allem in den großen Städten nahm die Bevölkerung ihm ab, ein integrer Mann zu sein, der im Kampf gegen die Korruption Erfolg haben könnte.
Ebenfalls aus der SDP stammte sein Gegenkandidat, der Bürgermeister von Zagreb, Milan Bandic. Doch der Populist und sprunghafte Politiker konnte dem Wahlkampf kein Thema aufdrücken, das ihm genützt hätte. Weil er beleidigt war, von der SDP nicht als Kandidat aufgestellt zu werden, trat er als Unabhängiger an. Als er von der Partei ausgeschlossen wurde, machte er sich rechte Positionen zu eigen, warnte vor einem "Roten Kroatien", malte das Schreckgespenst des Kommunismus an die Wand, hielt das Kreuz Jesu in alle Kameras und biederte sich bei den Kriegsveteranen an.
Zum Glück für Josipovic und die Regierung konnte Bandic, den manche als "Kroatiens Berlusconi" bezeichnet haben, das konservative Lager nicht mobilisieren. Die Wahlbeteiligung lag bei niedrigen 50 Prozent, andernfalls wäre es wohl knapp geworden.
Erich Rathfelder, 60, betreut seit über 15 Jahren in dem Dreieck Berlin, Split, Sarajevo die Region Südosteuropa. Sein jüngstes Buch: "Schnittpunkt Sarajevo. Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach dem Krieg" (Schiler Verlag, 2006).
Dass viele Konservative gleich ganz den Urnen fernblieben, ist auch der Zurückhaltung der konservativen Regierungschefin Jadranka Kosor zu verdanken. Auch die Chefin der konservativen HDZ sieht die Korruption als Hindernis auf dem Weg nach Europa und betrachtete Josipovic als den besseren Kandidaten. Diese lagerübergreifende Einigkeit verspricht für Kroatiens Zukunft nichts Schlechtes.
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