Japans Wirtschaft: Magere Jahre gehen zu Ende

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt rutscht doch nicht in weitere Rezessionsjahre. Japans Verbraucher und der Export kurbeln die Wirtschaft an.

Eine Frau vor einer Anzeigetafel, die den Aktienkurs einer Sicherheitsfirma abbildet. Bild: ap

TOKIO dpa | In Japan scheint die Gefahr eines Rückfalls in eine tiefe Rezession vorerst gebannt. Die Wirtschaft des Landes wuchs im Schlussquartal 2009 mit einer Jahresrate von real 4,6 Prozent und damit stärker als von Ökonomen erwartet. Dies teilte die Regierung am Montag mit. Damit legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im nunmehr dritten Quartal in Folge zu. Im Vergleich zum Vorquartal entspricht dies einem Wachstum von 1,1 Prozent. Finanzminister Naoto Kan zeigte sich vorsichtig optimistisch: "Die Befürchtungen, dass die Wirtschaft in eine zweistellige Rezession fällt, haben etwas nachgelassen", sagte er.

"Die Daten bestätigen, dass sich die japanische Wirtschaft auf dem Erholungspfad befindet", kommentierte auch Takehide Kiuchi, Chefökonom beim Wertpapierhaus Nomura Securities. Im Quartal Juli bis September war Japan nur um revidiert 0,01 Prozent zum Vorquartal gewachsen.

Allerdings werde das Wachstum in der ersten Jahreshälfte gedämpft werden durch die vorübergehende Verlangsamung des Exports wegen eines geringeren Wachstums im Ausland und des starken Yen, so Kiuchi. Zudem lasse der Effekt der staatlichen Stimulierungsmaßnahmen langsam nach, während sich Japan nach wie vor in einer Phase der Deflation mit ständig fallenden Preisen befinde.

Regierungschef Yukio Hatoyama sah in den Konjunkturdaten keinen Grund zum Optimismus. Japans Wirtschaft sei noch immer in hohem Maße vom Export abhängig. "Das sind willkommene Nachrichten, aber wir können keine uneingeschränkte Freude empfinden", sagte Hatoyama und verwies auf die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit. Trotz des starken Wachstums im Schlussquartal war Japans Wirtschaft, bezogen auf das gesamte Kalenderjahr, um 5,0 Prozent zum Vorjahr geschrumpft und damit so stark wie noch nie seit dem Beginn der Erfassung vergleichbarer Daten im Jahr 1955. Schuld daran war ein Einbruch zwischen Januar und März infolge der globalen Finanzkrise.

An den Daten zum Berichtsquartal sei bemerkenswert, dass sich die Auslandsnachfrage nun auch auf den Binnenkonsum auszuwirken scheine, sagte Ökonom Kiuchi. So stiegen die Verbraucherausgaben, die in Japan zu etwa 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, im Vergleich zum Vorquartal um real 0,7 Prozent. Die Investitionen der Unternehmen legten um 1,0 Prozent zu und damit das erste Mal seit sieben Quartalen. Die öffentliche Investitionen sanken indes um 1,6 Prozent.

Nach Ansicht von Ökonomen sei es zu früh, schon von einer sich selbsttragenden Erholung der Wirtschaft zu sprechen. Japans Exporte stiegen im Berichtsquartal um 5,0 Prozent und somit im dritten Quartal in Folge. Dazu trug die hohe Nachfrage nach japanischen Autos und Baumaschinen bei. Die Importe in den Inselstaat stiegen um 1,3 Prozent und damit im zweiten Quartal in Folge.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.