piwik no script img

Windows 7 mobileMicrosoft macht mobil

"Windows Phone 7 Series" lautet der sperrige Name von Microsofts neuem Handy-Betriebssystem, das deutlich aufpoliert wurde. Auch Nokia & Co. basteln an ihrer Software.

Microsoft bediente sich für Windows Mobile 7 unter anderem beim Musikspieler Zune. Bild: microsoft

Der Microsoft-Boss war extra nach Barcelona angereist: Steve Ballmer ließ es sich am Montag nicht nehmen, das lange erwartete neue Windows-Betriebssystem für Handys vorzustellen. Der sperrige neue Name der einst als "Windows Mobile" bekannten Software lautet künftig "Windows Phone 7 Series" - und sie soll viel verlorenen Boden gut machen, den Konkurrenten Microsoft in den letzten Jahren wegnahm.

Auf den ersten Blick wirkt Windows Phone 7, das allerdings erst Ende 2010 offiziell auf den Markt kommen soll, deutlich aufgefrischt. Eine neue Oberfläche mit großen Navigationskacheln, zahlreichen Animationseffekten und einer Konzentration auf so genannte Hubs (Kontaktzentralen mit allen wichtigen Daten) soll das angestaubte Windows Mobile vergessen lassen.

Microsoft bediente sich dazu unter anderem bei der letzten Version des Musikspielers Zune (der erstaunlich gute Kritiken bekommen hatte) sowie der Oberfläche der Spielekonsole Xbox 360, die ebenfalls kürzlich verschönert worden war. So soll man mit Windows Phone 7-Handys künftig auch besser spielen können.

Zune-Kopie hat auch Nachteile

Die Übernahme der durchaus gelungenen Zune-Oberfläche hat allerdings einen Nachteil: Sie ist so bunt und auf Multimedia angelegt, dass sie die Anzugträgerfraktion, die bislang zu den Windows Mobile-Hauptabnehmern zählte, weil die Geräte eine so gute Office-Anbindung hatten, verschrecken könnte.

Andere technische Veränderungen könnten so genannte Poweruser ärgern, die das alte Betriebssystem wegen seiner Einstellmöglichkeiten liebten: So verbietet Microsoft künftig Multitasking, also das Ausführen mehrerer Programme gleichzeitig - offenbar, um Batteriestrom zu sparen. Außerdem wird derzeit das für Internet-Videos gerne genommene Flash-Format nicht unterstützt. Beides sind übrigens Unzulänglichkeiten, die Windows Phone 7 mit Apples iPhone teilt.

Ohne leistungsfähiges Smartphone läuft wohl wenig

Noch ist zudem unklar, ob sich das neue Betriebssystem auch auf älteren Geräten installieren lässt; entsprechende Angaben unterließ Microsoft bei der Vorstellung in Barcelona tunlichst. Es besteht daher eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich Nutzer für Windows Phone 7 auch gleich ein neues, leistungsfähigeres Smartphone kaufen müssen, dass grafisch schnell genug ist.

Auch bei anderen Handy-Herstellern tut sich in Sachen Software viel. So präsentierte der finnische Weltmarktführer Nokia eine neue, aufgemotzte Version seines Symbian-Betriebssystems. Außerdem gab der Konzern eine Zusammenarbeit mit dem Chipriesen Intel bekannt, mit dem man künftig an neuen Smartphone- und Tablet-Rechner-Oberflächen auf Linux-Basis werkeln will - aus den Einzelprojekten "Maemo" und "Moblin" wird "MeeGo".

Auf Maemo und Moblin wird MeeGo

Dabei betonten die Frischvermählten die Offenheit des Projekts, bei dem Programmierer mehr Kontrolle über die Geräte erhalten sollen als anderswo. Allerdings beendet die Vorstellung das Software-Chaos bei den Finnen nicht: Ist nun Symbian die Zukunft oder MeeGo?

Unterdessen bastelt man auch in Korea an neuen Handy-Betriebssystemen. Samsung, mittlerweile ständig in der Top 3 der größten Hersteller, versucht sich mit "Bada" an einer eigenen Oberfläche, die, wie man in Barcelona sehen konnte, verdächtig an Apples iPhone erinnert.

Neue Handy-Betriebssysteme auch aus Korea

Die ersten Geräte mit der neuen Software erscheinen im zweiten Halbjahr und bieten einiges an technischer Raffinesse, etwa schnelleres WLAN und besonders farbkräftige Bildschirme. Gleichzeitig verfolgt Samsung wie die Konkurrenz von Sony Ericsson oder Motorola aber eine Mehrfachstrategie: Auch die Koreaner bieten Geräte mit Googles Android-Oberfläche an, stellten kürzlich ihr erstes Handy mit eingebautem Mini-Projektor – der allerdings nur relativ kleine und dunkle Bilder liefert – vor.

Für die Nutzer bedeuten all diese Soft- und Hardware-Neuerungen mehr Auswahl denn je, für Programmierer, die ihre Anwendung auf möglichst viele Handys bekommen wollen, allerdings auch viel Entscheidungsarbeit: Soll meine "App" auf Android, iPhone oder vielleicht Symbian laufen? Die Fragmentierung ist da.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • P
    Pyro

    "Auf Maemo und Moblin wird MeeGo" Mit Rechtschreibung 2.0 wird "auf" zu "aus", was wohl auch besser passt.