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Millionär über Hartz IV"Man muss nicht alles besitzen"

Der Millionär Karl Rabeder will künftig nur noch mit 1.000 Euro im Monat auskommen. Er sagt, Hartz-IV-Empfänger sollten ihr Glück nicht mehr von der Politik bestimmen lassen.

Karl Rabeder über Hartz IV: "Die wirksamste Politik passiert in jedem selbst." Bild: dpa
Interview von Severine Weber

taz: Herr Rabeder, Sie sind noch Millionär?

Karl Rabeder: Nein. Von meinem Besitz ist schon einiges weg. Nämlich sechs Segelflugzeuge. Jetzt will ich mich noch von meinem Haus in Südfrankreich und der Villa in Tirol trennen. Und mit tausend Euro im Monat auskommen.

Warum machen Sie das?

Weil sich das gut anfühlt. Jetzt lerne ich die wirkliche Bedeutung von Geld kennen. Früher hatte es nur den Sinn des Gebundenseins.

Daher machen Sie jetzt einen Abenteuerurlaub in die Armut?

Nein. Seit fünf Jahren versuche ich schon, so zu leben. Nicht ärmer, sondern mit weniger materiellem Besitz. Statt Geld stehen Werte wie Menschlichkeit, Natürlichkeit und Spiritualität im Vordergrund. Sie haben mehr mit dem echten Leben zu tun als der Kontostand.

Karl Rabeder

Mit 32 Jahren war der Österreicher bereits Millionär. 2004 verkaufte er seine Firma, danach seine Segelflugzeuge. Nun will Rabeder sein Ferienhaus in Südfrankreich verkaufen und seine Villa in Telfs/Tirol verlosen. Ein Los kostet 99 Euro. Der Erlös kommt der gemeinnützigen Organisation MyMicroCredit zugute. Nähere Informationen unter: www.mymicrocredit.org und www.luxusvillatirol.at.

Und wenn Sie keine Lust mehr haben, kehren Sie einfach wieder zu Ihrem alten Leben zurück?

Eher unwahrscheinlich. Vielleicht kommen Zweifel, vielleicht auch die Glückseligkeit, ich weiß es nicht. Man muss nicht alles besitzen, um etwas tun zu können. Segelfliegen kann ich auch im Verein. Falls ich mal Schwierigkeiten habe, ist immer jemand da, der mir hilft.

Wie kam dieser Sinneswandel?

Das ist kein Sinneswandel, vielmehr ein Prozess des zwanzigjährigen Leidens. Ich bin Dingen nachgelaufen, nur weil sie möglich waren. Dabei war ich nicht ich selbst. Während eines Urlaubs auf Hawaii wurde mir das bewusst. Meine frühere Frau und ich hatten uns nur das Teuerste gegönnt. Wir hatten das Gefühl, das Geld nur sinnlos auszugeben. Glücklich waren wir nicht.

Und das war Ihnen früher nie bewusst?

Nein, denn da war ich noch ein Verfechter des neoliberalen Wirtschaftssystems. Jetzt besitze ich wenig und fühle ich mich freier. Die Beziehungen zu Freunden sind intensiver geworden. Und auch ich möchte einen guten Kontakt zu mir selbst. Mit Hilfe von Energie. Eine Energieform ist Geld. Wichtiger sind Lebensenergie, Lebensfreude und Lebensglück. Aber Lebensgeld gibt es interessanterweise keines. Außerdem kenne ich nur wenige Reiche, die wirklich glücklich sind. Und viele Arme, die es sind. Weil sie das Leben wunderbar finden.

Eine kitschige Vorstellung!

Nein, gerade in Entwicklungsländern sind die Menschen froh, dass sie überhaupt leben. Sie haben so wenig und erfreuen sich an den einfachsten Sachen. Warum immer dieses Höher, Weiter, Schneller und Mächtiger? Tiefe innere Werte sind viel wichtiger.

Damit kann man in Deutschland kaum seine Miete bezahlen. Vor allem die Armen können es nicht. Gegen die wird derzeit vielfach gehetzt.

In jedem Land herrscht Armut. Doch in den meisten entwickelten Ländern wie Deutschland gibt es ein soziales Netz. Auch wenn alles schief geht, bleiben Hartz IV und eine günstige medizinische Versorgung. Selbst da fallen nur wenige durch. In den meisten Entwicklungsländern ist es genau umgekehrt. Fast jeder dort wäre über eine finanzielle und medizinische Mindestversorgung glücklich. Denn das bedeutet Überleben. Daher möchte ich dort ansetzen, wo es gar kein Sicherheitsnetz gibt, weil die Leute sonst ins Bodenlose fallen. Dabei geht es nicht nur um Hunger, Erkranken und Sterben, sondern auch um Kriminalität, Drogenhandel oder Prostitution.

Das heißt, Sie halten die aktuelle, von Guido Westerwelle befeuerte Debatte um die Hartz-IV-Regelsätze für übertrieben?

Für mich geht es nicht um die Höhe des Satzes, sondern um die der persönlichen Lebenseinstellung. Man sollte sich am Leben erfreuen und nicht das Lebensglück an einer definierten Summe festmachen. Schrecklich, dass man die Politik über die eigene Freude bestimmen lässt. Die wirksamste Politik passiert in jedem selbst.

Je nachdem, welche Werte vermittelt werden?

Wenn sich Eltern in einer materialistischen Spirale befinden, kommen ihre Kinder nur schwer heraus. Werbung und Industrie tun das Übrige. Aber man ist nicht mehr wert, wenn man irgendwelchen Trends folgt. Der Mensch selbst ist wertvoll, egal wie die Schale ausschaut.

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43 Kommentare

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  • Der Verzicht auf Statussymbole ist zwar ehrenhaft und vernünftig, doch das sind nicht wirklich die Probleme derer, die beispielsweise jenseits von Alternativen "von" Hartz4 leben müssen.

     

    Übernehmt Selbstverantwortung und macht es so wie Denis. http://sh-lifestylecoaching.com/hartz-4-empfaenger-zum-unternehmer-hartz-4-selbststaendig-machen/ Er gibt der Welt etwas zurück, indem er anderen hilft und nicht durch´s Sparen.

  • A
    Anita

    @Timo Grassi

     

    yepp.

    Der Herr Millionaer muss nicht regelmaessig bei der Arge antanzen, sich vorschreiben lassen, wo er zu leben hat und seine Bewerbungsbemuehungen vorzeigen...

  • S
    source83

    Schön, daß sich dieser Millionär auf die wahren Werte besinnt - kein Thema für manch anderen dieser Güteklasse. Aber 1000 Euro im Monat quasi nur zum "Ausgeben", d.h. ohne die üblichen Abzüge sind trotzdem eine unheimliche Menge, zumindest aus meiner Sicht. Ich und viele andere hierzulande müssen trotz Arbeit mit weitaus weniger klarkommen!

    Demnach ist es ja löblich, was der Herr treiben möchte, bloss eine "Verbrüderung" mit dem "Fussvolk" bekommt er dadurch nicht zustande - und das sollte er auch tunlichst unterlassen. Uns trennen da noch Welten!

  • S
    SEB

    Einsicht richtig, Schlussfolgerung nicht ganz. Es handelt sich um normative Überzeugungen. Für den einen gelten diese für den anderen nicht.

     

    Herr Rabeder sollte seine Leistungsfähigkeit und seine Geschäftstüchtigkeit in den Dienst der Gemeinheit stellen. Dann findet er zu einem ausgefüllten und glücklichem Leben. (Vgl. Marc Aurel)

    Aber selbst dies weiß er schon: http://www.mymicrocredit.org/mymicrocredit/index.php/de/mitarbeit

  • DT
    Der Thomas

    Für den Fall, dass der Herr Rabeder noch Abnehmer für sein nicht mehr benötigtes Geld braucht, würde ich mich jederzeit zur Verfügung stellen. 1000 Euro pro Monat wären auch ok.

    Bei Interesse: Die TAZ-Redaktion hat ja meine Email-Adresse.

  • CW
    C. Weber

    @basti: Die Abzüge, die Sie anprangern, haben alle. Und wenn durch Unterhaltszahlungen weitere Abzüge entstehen, dann ist es auch eine Sache die jeden anderen treffen kann. Sie dürfen doch nicht die Gesellschaft für die eigenen Lebens- und Familienplanung verantwortlich machen. In einer BG mit Partnern und Kindern stehen Sie möglicherweise besser da als eine Einzelperson.

  • TG
    Timo Grassi

    Das sind die typischen Vorstellungen von "Armut", die nur einer ausbilden kann, der nicht die geringste Ahnung besitzt. Es ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der reellen Armut.

     

    Der Verzicht auf Statussymbole ist zwar ehrenhaft und vernünftig, doch das sind nicht wirklich die Probleme derer, die beispielsweise jenseits von Alternativen "von" Hartz4 leben müssen.

     

    Tatsache ist, dass in dieser Gesellschaft derjenige, der über keinen Besitz verfügt, in erster Linie an den verschiedensten Formen der Entrechtung, Entwürdigung bis hin zur Entmündigung zu leiden hat.

     

    Und das ist das Kernproblem!

  • O
    Oliver

    @Frank

    @C. Weber

    "Von meinem Besitz ist schon einiges weg. Nämlich sechs Segelflugzeuge. Jetzt will ich mich noch von meinem Haus in Südfrankreich und der Villa in Tirol trennen. Und mit tausend Euro im Monat auskommen."

     

    Der liebe Millionär spricht gar nicht von Miete und Warumwasser, Stromm und Heizung. Er spricht von Immobilien und ist gerade dabei, seine Häuser in Süd-Frankreich und Tirol zu verkaufen (Siehe Zitat). Und deswegen gehe ich davon aus, dass dieser Millionär keine Miete zahlt, wie er mit 1000 EURO auskommt, sagt er ja selber auch nicht. Wer sich ansieht, was die (aktive) Mitgliedschaft in einem Segelflugzeugverein kostet, der ahnt, dass unser goldene Mann hier nicht 1000 EURO für Alles berechnet.

     

    Und für alle Schlauberger: Die ARGE zahlt nach einer Tabelle Miete und da kommen bei einer Person keine dicken Wohnungen mit vielen Quadratmetern bei raus. Maximal 50 qm und das war vor Kurzem auch eine geringere Zahl. Und es sind schon etliche Arbeitslose zu Umzügen gezwungen worden, weil die Wohnungen zwei oder drei qm zu groß waren.

  • R
    rofl

    Thx @ Snakeletter,

    der im Gegensatz zu den zuständigen Redakteuren mal kurz die Wahrheit hinter dieser hanebüchenen Märchengeschichte recherchiert hat.

    So viel zum Qualitätsjournalismus.

     

    @ Thema

    Jemand, der sich selber 1000 Euro im Monat verordnet und gleichzeitig andern nur ein Drittel dieser Summe, kann sich bei allen Beteuerungen nicht so wirklich weit vom neoliberalen Denkmodell entfernt haben.

    Er bevorzugt für sich ein gesichertes Einkommen und vergleicht das mit der Armut anderer. Ein Scheinheiliger eben.

  • B
    basti

    @C. Weber

    "HartzIV-Empfänger bekommen mehr als 359 EUR." das stimmt sogar in vielen Fällen.

    "Ausgangen von einer einzelnen, über 25-jährigen Person, haben wir 359 EUR Regelleistung" Das ist die Summe der höchstmöglichen Pauschalen, wer Also z.B. sein Wasser NICHT elektrisch erwärmt hat da die ersten Abzüge

    "plus ca 350 EUR Kosten der Unterkunft für eine 50 m²-Wohnung (je nach Stadt)" nicht jeder wohnt aber in einer solchen Wohnung. die meißten Hartzis wohnen wohl billiger, weil sie für die Zeit nach Hartz weiterdenken.

    Ausserdem leben viele Hartz IV Empfänger in sog. Bedarfs- oder Haushaltsgemeinschaften und bekommen nichts, bzw. haben "Unterhaltsansprüche" (gegenüber Exehegatten, Eltern ja sogar KINDERN!) die sie als mögliche Einnahmequellen einklagen müssen!

  • TK
    Tanja Keller

    Oh, klasse. Wieder einer der versucht sein schlechtes Gewissen loszuwerden. Nachdem man jahrzehntelang auf großem Fuß gelebt hat, packt einen plötzlich die Einsicht, dass Geld ja gar nicht so wichtig sei. Mit einem vollen Kühlschrank hat man leicht reden.

  • K
    Katharina

    Dieser Mann hat trotz Millionen verstanden worum es geht im Leben. Das spricht für einen starken Charakter. Für einen Millionär finde ich es sehr bescheiden, mit so wenig zu leben, da sein Lebensstandard sicher mal um einiges höher war. Für mich wären 1000 € auch sehr viel, aber deswegen heul ich hier nicht rum und werf ihm Zynismus vor. Die die hier laut rumkrähen würden in seiner Situation sicherlich nicht verzichten! Wenn man wenig Geld hat, muss man sich mit diesem Umstand arrangieren, und verstehen worum es geht im Leben. Wer mit wenig Geld glücklich ist, der ist wirklich glücklich. Wer nur wegen Geld glücklich ist der wird nie satt.

  • G
    glamorama

    Schade, dass die taz die Träumereien des Herrn Rabeder so unkommentiert im Raum stehen lässt. Unkritische Leser könnten übersehen, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Sie könnten Rabeder tatsächlich abnehmen, dass sein freiwillig auf 1000 Euro reduziertes Leben dasselbe sei wie die unfreiwillige Armut von Hartz-IV-Empfängern.

     

    Keine Frage, der Mann unterscheidet sich auf angenehme Weise vom "Durchschnittsmillionär". Man darf aber nicht vergessen, dass Rabeder über genügend finanzielle Mittel verfügt, um Kleinkredite in der Dritten Welt zu vergeben. Mit diesem Background hat er ein persönliches Sicherungsnetz, das kein Arbeitsloser dieses Landes sein Eigen nennen kann.

  • C
    Clara

    Von einem Millionär leben lernen ....ist das jetzt Sozialkolonialismus?

  • PB
    Philipp B

    Ich glaube, daß die Autorin in keiner Weise verstanden hat, was Herr Rabeder zu sagen hat und versucht dies als Beitrag zur endlosen Diskussion um Hartz IV heran zu ziehen.

  • M
    max

    ich weiß nichtgenau, warum alle versuchen hier dem kommentator oliver vorzurechnen, wie viel mehr als 359 € hartz 4 beinhaltet, denn dass herr rabe künftig zur miete lebt steht nirgends und das glaube ich auch nicht. scheint ja nicht wenige immobilien zu besitzen. eine wir er schon behalten. ob er von den 1.000 € auch noch die krankenkasse bezahlen will wage ich auch zu bezweifeln, denn es klingt nicht an, dass er alle seine ausgaben von diesen 1.000 € bestreiten möchte. klingt eher, als ginge es um 1.000 € zum konsumieren pro monat und das ist tatsächlich ein großer unterschied zu 359 €.

    trotzdem angenehm so etwas zu lesen, schon allein weil der yuppie-zeitgeist seit den 80ern in die gegenrichtung geht und eine große gesellschaftliche hegemonie erreicht hat. da ist es auch für einen selbst gut, derartiges zu lesen, um die lästigen zweifel abzuschütteln.

    fazit dieses artikels könnte eigentlich sein: wenn man die sicherheit hat genug zu haben, dann muss dieses genug garnicht so schrecklich viel sein, um sein leben genißen zu können. ein bedingungslos gewährtes grundeinkommen wäre genau das, was man dazu braucht.

  • A
    Anita

    Der wird von den 1000 Euro ganz bestimmt nicht noch Krankenversicherung und Miete zahlen.

    Und nein, ich beziehe kein ALG2.

    Ich hab bis zum Mutterschutz relativ gut verdient als Facharbeiter und trotzdem konnte ich keine groszen Spruenge machen.

    Wenn ich mir vorstelle, dass andere Leute von weit weniger leben muessen als ich, wird mir ganz anders!

    Die Aussage, man muesse was an seiner Einstellung aendern finde ich einfach nur menschenverachtend.

    "Du bist selber schuld, dass es dir schlecht geht, fuehl dich einfach gut, dann wird alles besser."

    Ein ordentliches, _selbstbestimmtes_ Leben ist fuer ALG2-Empfaenger doch garnicht moeglich.

    Wenn ich mir allein ankuck, was ich an Geld fuer Nahrung ausgebe, weil ich regelmaessig frisches Obst und Gemuese konsumiere um gesund zu bleiben, das geht mit sowenig Geld garnicht.

    Oder die Zuzahlungen zu eigentlich notwendigen Untersuchungen in der Schwangerschaft, die die Kasse nicht traegt, wie Schwangerschaftsdiabetes, Toxoplasmose: Erkrankungen, die, wenn sie auftreten und nicht erkannt werden, verheerend sind, aber bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelt werden koennen.

    Oder die Zuzahlungen zu Medikamenten, ich zahl jeden Monat ca. 20 Euro zusaetzlich fuer Medikamente, weil es in meiner Schwangerschaft Probleme gibt, die zu Fehlgeburten fuehren koennen.

    Ich kann mir das gluecklicherweise leisten, wenn bei mir Diabetes oder Toxoplasmose auftritt, wird das sofort erkannt und ich bekomme Medikamente, die das Leben meines Babys schuetzen.

    Wenn es nicht erkannt werden wuerde, wuerde das Baby mit schlimmsten Behinderungen auf die Welt kommen.

    Andere Frauen haben nicht soviel Glueck wie ich.

    Und das hat nichts mit der inneren Einstellung zu tun, wenn die Gesundheit deiner Kinder von deinem Geldbeutel abhaengig ist.

  • C
    Carla

    Sicher kann man mit weniger auskommen und das Sein bei zu wenig Haben ent-decken - die Frage ist nur, wie lange der Körper es mitmacht, wenn er regelmäßig denaturierte "Leben"mittel aus dem Diskounter oder teilweise bereits verfallene Ware von der Tafel zu sich nimmt (erkennbar z. B. an Rissen in den Mundwinkeln, fahler werdendes Aussehen, Herzrhythmusstörungen, sehr hohe Anfälligkeit für Erkältungen, usw. - was keiner in seinem Zusammenhang sieht, gar erkennt).

     

    Ferner werden hier Äpfel mit Birnen verglichen.

    Soll so die Legitimation für Lohndumping, Leiharbeit, Multi-Minijobs mit viel Pendelwegen, usw. geschaffen werden? Wenn ja, werden wir alle künftig mit viel weniger Geld auskommen (müssen). Merkwürdigerweise sinken die Preise von Gütern dabei nicht, wohl aber deren Qualität.

  • S
    strubbelschlampe

    die politik soll nicht darüber bestimmen, ob ich freude am leben habe... klingt ja gut und schön, aber wenn man am existenzminimum lebt - und das sind definitiv keine 1000 Euro im Monat - und ständig rechnen muss, ob man nun noch was fürs essen übrig hat oder mal wieder zur tafel muss, klingt das eher nach hohn...

    der mann hat als millionär praktisch schon alles im leben gehabt und erlebt, was man sich mit geld so kaufen kann... da ist es einfach zu sagen, dass man die freude woanders suchen soll... was soll man dazu sagen als hartz4-empfänger, der sich nicht mal einen wochenend-urlaub leisten kann...

  • AL
    Andreas L.

    hört sich nach einem symphatischen Menschen an. Was die selbstgewählte Beschränkung auf 1000,- Euro pro Monat mit Hartz 4, der damit verbundenen Stigmatisierung, einer verfassungsrechtlich falschen Berechnungsgrundlage, eines mit staatlicher Willkür eingeführten Niedriglohnsektors und dem Zwang zu 1-Euro Sinnlosmassnahmen und Zwangs-Zeitarbeit zu tun hat, ist mir allerdings schleierhaft.

     

    Selbstbeschränkung ist seit je her ein recht konservativer Wert, der freiwillig vermutlich gerade in wohlhabenden Familien auch durchaus heute noch gelebt wird. Geld bedeutet nicht immer gleich dumm und verschwenderisch.

  • FW
    Frank-Reginald Wolff

    Es gibt vielleicht doch keine Zufälle, da ich meinen heutigen Blogbeitrag - www.21stcenturyfox.blog.de - dem Menschen Karl Rabeder und seinen Ideen/Plänen gewidmet habe und dessen Ansichten ich als ALG-II-Empfänger teile! Übrigens gibt es eine Vereinigung namens "Die glücklichen Arbeitslosen" - http://www.diegluecklichenarbeitslosen.de/dieseite/seite/start.htm -, die ihr Sein auch anders empfinden und gestalten. Ich bin selbst sehr kreAktiv und fühle mich sehr glücklich! Ich hadere nicht mit meinem Schicksal, ich meistere es und tue positive Dinge für andere. Allein über eine Flatrate fürs Internet und dt. Telefonfestnetz zu verfügen, ist ein Reichtum. Ich habe lange genug in der sog. 3. Welt gelebt und kenne die Verhältnisse wirklicher Armut! Wie sagte doch einst ein weiser Philosoph im alten Griechenland: Je weniger ich brauche, umso reicher werde ich! Carpe diem

    yours frankly

    Frank

  • H
    Hugo

    Das mit der differenz von 641 euro zum ALGII-Satz macht insofern nicht viel sinn, als einem hartzIV-empfaenger auch wohnung, heizung etc. gezahlt werden. ich hoffe, ich gehe korrekterweise davon aus, dass von den besagten 1000 eurowohnung etc. bezahlt werden muessen, wodurch die differenz zum ALGII-satz um einiges schrumpft.

  • JS
    Jack Salinger

    Lieber Oliver,

     

    da hattu völlig recht. We all are sitting in one boat!!!

  • TW
    Thomas Weiss

    Wie war das gleich? »Geld macht nicht glücklich, aber beruhigt ungemein.« Wie Oliver schon schrieb ist der gute Herr Rabeder noch etwas weit weg von ALG II. Und er wird sicherlich, auch wenn er selber nichts mehr haben sollte, Freunde haben, die ihm mit 1000€ mal eben aus der Portokasse aushelfen könnten. Ein ALG II Empfänger hat diese Sicherheit im Rücken nicht und Unsicherheit bedeutet für die meisten Menschen auf Dauer Stress.

  • F
    Frank

    Äääh, Oliver. Du lebst wohl nicht von ALG II, denn dann würdest du wissen, dass zu den 359 Euronen noch Miete, Nebenkosten und die warme Bude kommen....in manchen Gegenden Deutschlands kommen da schnell 1000 Piepen zusammen.

    ..doch natürlich ist es etwas anderes wenn man seine kaputte Waschmaschine nicht sofort neu kaufen kann, sondern eine auf Stotter kauft oder sich eine gebrauchte Maschine in sein trautes Heim holt.

  • K
    Karlo

    Prima. Endlich ein neues Hobby. Und obendrein klingts noch so mitfuehlend. Damit kann man sich auf jeden Fall fuer den Rest des Lebens vor aller Welt schmuecken. Die Freunde sind bestimmt auch begeistert. Voll coole Idee.

    Freiwillig wie ein "Armer" gelebt.

    Und wenns dann genug ist...

  • KD
    Karl der Große

    ... Der Mann scheint auch für das Grundeinkommen zu sein., damit in unserem Land mal andere WErte wieder in den Vordergrund rücken.

     

    .Trotzdem ist es ein Riesenunterschied.. 1.000 Euro oder H4..

     

    Ist die Miete denn davon schon bezahlt?

     

    ...

    Mich würde es mal interessieren, ob er denn wirklich mit dem Geld auskommt, d. h. er müßte davon ALLES außer Miete und Heizkostenpauschale bezahlen.

     

    Ich wette., er schafft es nicht !!!...

     

    Trotzdem hat er Recht !

  • H
    HerrK

    ... so lebt halt jeder in seinem eigenen Film: Einmal Armut-Safari und zurück. Wer das Talent hat, Geld zu scheffeln, wird wohl nie die existenzielle Bedrohung durch Armut erfahren. Obwohl, später im Leben werden tatsächlich reiche Menschen manchmal irre an der Vorstellung, arm zu sein...

  • D
    Drücker

    Selbst, falls er's nicht durchhalten sollte, was soll's? Schließlich schadet er damit niemandem oder wäre sowas nur respektabel, wenn er sein Vermögen an einen selbst verschenken würde?

     

    Und die Differenz zwischen 359€ und 1000€ sind natürlich ganz und gar nicht fast das doppelte des ALG2-Satzes. Die Differenz zwischen 359€ und 1000€ wird schon für Miete und Krankenversicherung draufgehen.

     

    Oder glaubt irgendein ALG2-Bezieher, daß die 359€ die einzige Transferleistung ist, der er erhält? Ich hab' ja schon keine besondere Ahnung, aber wer's Maul aufreisst sollte zumindest auf den ersten Blick ein gutes, gültiges Argument vorweisen können.

  • A
    Anita

    Ich finde es auch ziemlich unverschaemt, dass er sagt, Leute, die von ALG2 leben, nur Probleme mit ihrer Einstellung haben.

    Er hat immer noch _viel_ mehr zum Leben als diese Leute, und er muss sich nicht demuetigenden Terminen bei der Agentur fuer Arbeit stellen. Er wird von seinem Arbeits-Vermittler nicht dazu gezwungen, in mies bezahlten Jobs zu malochen und dutzende von Bewerbungen zu schreiben.

    Er hat nicht die Existenzaengste und muss sich nicht um Sanktionen sorgen, und wenn es doch nicht klappt, hat er ja noch ein Fallback.

    Mit einem Vermoegen in der Hinterhand ist es leicht, ruhig zu schlafen, wenn man sich nicht fragen muss, wie man den neuen Schulranzen fuer sein Kind bezahlt, ob das Kind gehaenselt wird von den Klassenkameraden, weil es nur "Billig-Jeans" traegt...

    Verzicht ist leicht, wenn man nicht verzichten muss.

  • CW
    C. Weber

    Der Vergleich "1000 zu 359 EURO", den Nutzer "Oliver" anstellt hinkt ein wenig. HartzIV-Empfänger bekommen mehr als 359 EUR. Ausgangen von einer einzelnen, über 25-jährigen Person, haben wir 359 EUR Regelleistung plus ca 350 EUR Kosten der Unterkunft für eine 50 m²-Wohnung (je nach Stadt) und das ganze mal 1,35... Aufschlag für abgeführte KV, RV und Steuern- landen wir bei einem Brutto von über 900 EUR. Dafür gehen manche Menschen arbeiten. Und manche Menschen wollen das nicht erkennen und stellen 359 EUR isoliert dar. Außerdem handelt es sich ja um eine "Grundsicherung".

  • N
    Neidhardt

    Wie wärs denn mit Lebenstausch? Er gibt einem mir bekannten arbeitslosen Schreiner seine Millionen und der stockt seinen Hartz IV Satz auf 1000 Euro pro Monat auf!!! Abgesehen davon, daß mein Bekannter dann eine Werkstatt einrichten und von Hartz IV runterkommen kann, hätte der Herr Millionär ein gutes Werk getan, welches seiner ESO-Karriere sicher karmamässig extrem megaschwingungsgeladen helfen könnte!!!

  • A
    apricot

    So steht es in den Verlosungsbedingungen:

     

    "Die Differenz zwischen Gesamtloserlös und angeführten Fixausgaben wird bis maximal zum Verkehrswert den Verlosern zur Verfügung gestellt. Sollte ein Überling verbleiben, wird dieser an wohltätige Organisationen (siehe Punkt Spenden) überwiesen."

     

    d.h. die verkaufen so ihr Haus, evtl. weil sie es anders nicht loskriegen (Lage?) und wenn was überbleibt wird´s gespendet.

     

    Zudem - wenn nicht alle Lose verkauft werden, können die die Verlosung absagen. Jeder der dann schon ein Los gekauft hat, bekommt sein Geld zurück - abzüglich 19€ Bearbeitungsgebühr!!

     

    Sehr sehr sehr dubios.

     

    Hat er gesagt wo er von den 1000 Euro leben möchte? In Südamerika lebt er davon wie ein Fürst.

     

    Ach-....noch was gefunden auf seiner homepage (http://luxusvillatirol.at), ziemlich versteckt:

     

    "Den Erlös aus der Verlosung meines Hauses werde ich einerseits verwenden, um bestehende (Hausbau-) Darlehen zu tilgen..."

     

    ...von wegen spenden! Schämen sollte sich der Mann, dass er auf so sozial macht. Und von Werten spricht. Wünschen wir ihm, dass er glücklich wird..

  • KU
    kleiner Unflat

    Wenn er 3 Jahre mit 345 Euro aushält und dann immernoch seine Einstellung hat, glaub ich ihm auch das Spiritismusgedöns =)

  • GA
    Gudrun Anders

    Na, der Ansatz ist doch viel versprechend. Natürlich kann man mit weniger auskommen. Aber NUR Spiritualität leben, funktioniert auch nicht. Ich denke, beide Seiten müssen im Gleichgewicht sein !! Wenn SIe so viel Geld haben, geben Sie es ab. Lassen Sie uns gemeinsam zentren bauen, in denen Menschen unterrichtet werden, Geld zu verdienen und vernüfntig auszukommen und eine spirituelle Lebenseinstellung zu gewinnen. Ich bin dabei, aber wir müssen auf Himmel und Erde achten.

     

    MfG

    Gudrun Anders

  • AD
    Axel Dörken

    Super! Das ist, in anderer Relation, exakt mein Lebenswandel. Weniger materielle Güter und Geld haben, jedoch gesünder, zufriedener sein und in achtsameren Beziehungen leben.

     

    Danke, dass ich erkenne, dass es auch Millionäre gibt, die aus der Erkenntnis "Geld macht nicht glücklich" die Konsequenz ziehen.

     

    Dramatisch daran ist, dass so viele Menschen glauben zu wenig zu haben, den Möglichkeiten hinterher jagen, von denen sie glauben durch sie könnten sie mehr haben, und dadurch ihr Leben vertun.

     

    Anstatt zu leben, vegetieren sie dahin. Die gehetzten und scheinbar fremdbestimmten Kreaturen. Frankenstein-Monster. Durch sich selbst erschaffen.

     

    Dabei kann es als so einfach und so befriedigend erlebt werden, der Spiraler des "Größer, Schneller, Weiter" entkommen zu sein.

  • EC
    emily c.

    wie schön, wir lesen das wie einen kleinen artikel ..(was es ja auch ist), aber was für eine echte veränderung und glück, das für den betroffenen menschen bedeutet - dies einzusehen!!!

    nicht nur reiche nehmen geld zu ernst und wichtig!!! - eine schichten durchdrungene und verbreitete wahrnehmungsstörung......

  • T
    t-claudius

    Geld macht nicht glücklich - aber kein Geld macht auch nicht glücklich.

    Da braucht's schon ein bischen mehr. Vielleicht wird er es lernen.

  • S
    snakeletter45

    sehr dubios die ganze Hausverlosung in Tirol, riecht für mich nach Abzocke unter dem Denkmantel des Gutmenschentums.

     

    "dass die Löschungsquittung für die Löschung des Vor- und Wiederkaufsrechts von der Marktgemeinde Telfs den Verlosern in Aussicht gestellt wurde, sie liegt aber dem Treuhänder noch nicht vor."

     

    so steht das in den Teilnahmebedingungen und noch mehr Dubioses.Will Haus im Gutachterwert von 1,5 Millionen (seriös begutachtet? darf bezweifelt werden) für 2.177901 Euro (21999 Lose mal 99 Euro)verlosen.usw......lest selber

     

    Wird wohl die Lose nicht los. Hat schon versucht die ganze Sache über das RTL Früstücksfernsehen zu pushen. Ist die taz so dumm wie das Bertelsmannfernsehen?

  • O
    Oliver

    Die Differenz von 1000 zu 359 EURO, sind 641 EURO - fast das Doppelte. Wenn das eine Sparversion sein soll, dann ist das lächerlich. Und auch wenn der Mann nicht irre klingt, er lebt schon lange Zeit auf einem anderen Stern, denn 1000 EURO sind in Deutschland ne Menge Geld geworden. Aber zu DM-Zeiten waren 2000 DM sehr viel und das bedeutet keineswegs ein bescheidenes Leben zu führen.

    Wenn dieser Millionär wirklich etwas über Materialismus lernen will, dann sollte er andere Dinge probieren. Für einen ALGII-Bezieher klingt das jedenfalls annähernd zynisch, wenn der 1000-EURO-Millionär von Werten jenseits des Hartz-Satzes spricht, denn auch in Deutschland kämpfen viele Leute mit Zahnartztrechnungen und die Medizin ist keineswegs umsonst - wie kommt der Mann bloß darauf.

    Ich mag ja die taz und finde durchgeknallte Ideen auch ganz amüsant, aber für arme Deutsche liest sich das nicht mehr witzig, denn es sind zwei paar Schuh, ob ich meinen Millionärslebenstil auf 1000 EURO runterfahre oder ob ich von 359 EURO lebe und mich dabei noch wie wild um eine Arbeit bemühe. Alleine der Zwang, auf die Schnelle, eine Arbeit zu finden, kann an die Substanz gehen, zumal theoretisch die ARGE jeden Arbeitslosen zum Kloschrubben schicken könnte.

    Ich denke summa sumarum: Der Millionär sollte mal die 641 EURO an echte Penner verschenken, an Menschen, die nichts haben, aber alles vertrinken könnten - und dann selber in Armut leben. Dann würde er seine Geschwätz mal wirklich testen. Wer mit Menschen kein Leid teilt, aber seine absurden Ideen verbreiten will, nervt doch nur. Sorry.

  • GM
    Georg Müller

    Einfach "nur" Grossartig finde ich Ihre Einstellung!

    Mein ganzer Respekt dafür an Sie Herr Rebeder!!!

     

    Mit meinen besten Grüssen

    Georg Müller

    Berlin

  • FR
    Florida Rolf

    das ist doch a fainer mensch und lebt jetzt unter dem pfänungssatz.

     

    toll toll

     

    ich verzicht au u zwa off arbeitn. ich bekomme so viel fast wie a millionär. ja, das macht schon was her.

  • TB
    Thomas Braun

    ... wer sich den Luxus der Armut erlauben kann ...