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Computermesse in HannoverGemischtwarenladen Cebit

"Connected Worlds" lautet das etwas diffuse Motto der Cebit 2010 - und die Richtungslosigkeit spiegelt sich auch in den Messehallen. Innovationen finden sich, wenn man sucht.

Ein Banner weist auf das "green-IT-Village" hin. Bild: ap

Die Zahlen klingen nach wie vor beeindruckend: Immerhin 4157 Unternehmen aus 68 Ländern machen derzeit in Hannover auf der Cebit ihre Aufwartung. Weniger respekteinflößend ist allerdings die Tatsache, dass die Computermesse, nach wie vor die weltgrößte ihrer Art, noch immer regelmäßig Besucher und Aussteller verliert. Die treten offensichtlich lieber direkt miteinander in Kontakt, anstatt ins kalte Niedersachsen zu reisen, wo in diesem Jahr ausgerechnet das von der Finanzkrise gebeutelte Spanien das Partnerland ist.

Wenigstens kann die Messeleitung in diesem Jahr mitteilen, dass trotz insgesamt gefallener Ausstellerzahl 300 für die Cebit "ganz neue" Unternehmen am Start sind. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass sich die Messe in den letzten Jahren verstärkt gegenüber jungen Firmen öffnet - gar mit einer kompletten Sonderausstellungsfläche mit Spezialtarifen namens "Webciety" lockt. Dort gibt man sich Web 2.0- und Social Media-bewusst, lässt Start-ups präsentieren und versucht, sie mit Geldgebern zu vernetzen und das ganze ins Netz zu übertragen.

Trotzdem wird die Cebit immer mehr zum Gemischtwarenladen. Schon das diesjährige Motto namens "Connected Worlds" ("Verbundene Welten") ist erstaunlich konfus. Ein bisschen Supervernetzung in der virtuellen "Cloud" aus Servern im Internet hier, ein bisschen schnelle mobile Netzwerkversorgung dort und hier und da noch ein wenig "grüne", sprich: energiesparende, IT dazwischen gesprenkelt - fertig sind die Messethemen. Einen weiteren wichtigen Trend, dreidimensionale Grafik und Unterhaltung, hatte man schon auf der Berliner IFA im letzten Jahr erlebt.

Trotzdem gelingt es Firmen, nach wie vor mit Innovationen zu glänzen. So konnte Microsoft die Sparkassen-Finanzgruppe davon überzeugen, ihren über 10.000 Dollar teuren Touchtisch "Surface" anzuschaffen. Mit dem Gerät sollen in einigen Jahren Kunden beraten werden, die dann nur noch ihre EC-Karte auf den Tisch legen müssen, um sich zu identifizieren, anschließend spielen Berater und Interessierter gemeinsam per Fingerzeig die neueste Fondsentwicklung durch.

E-Reader, also: elektronische Lesegeräte, präsentieren gleich mehrere Firmen. Das neueste stammt vom Laptop-Hersteller Asus, bietet eine berührungsempfindliche Oberfläche und einen papierartigen Bildschirm, ist allerdings nicht bunt. Farbig sind dagegen die Netbooks für Schüler, die der Chipriese Intel zeigt: Die "Classmate-PC" getauften Rechner bieten jetzt auch einen speziellen Lesemodus im E-Reader-Stil, wenn man sie umklappt.

Die Computerisierung der Bildung gefiel indes auch Kanzlerin Merkel bei ihrem Cebit-Rundgang, die sich zusammen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Zapatero in ein "digitales Klassenzimmer" einer Berliner Europa-Schule einladen ließ, das Microsoft aufgebaut hatte.

Verteilungskämpfe kann man unterdessen am Stand der Telekom erleben. Die versucht seit Jahr und Tag, mehr Nutzer für ihre Internet-Zusatzdienste wie das Online-Fernsehen IPTV zu begeistern. Aus diesem Grund räumte sie auch bei den Preisen auf und verbilligte ihr "T-Entertain"-Paket.

Beim mobilen Internet gibt es anlässlich der Cebit dagegen eine Verteuerung: Zwar reduzierte die Handy-Tochter der Telekom gerade ihr entsprechendes "Web and Walk"-Paket im Preis, ließ dabei aber gleichzeitig die inkludierte Bandbreite mit voller Geschwindigkeit von 5 Gigabyte im Monat auf 3 Gigabyte im Monat absenken, was Marktbeobachter für ein fatales Signal im aufstrebenden Markt für iPhone & Co. halten. Aber offensichtlich surfen die Nutzer der Telekom zu viel.

Lobenswert sind dagegen die von der Initiative "Energieeffizienz jetzt!" zur Cebit gestarteten Forderungen zu grünerer IT. Dort will man die Politik dazu bewegen, endlich auch auf tragbare elektronische Geräte und Heimelektronik Aufkleber mit der jeweiligen Verbrauchsklasse zwingend vorzuschreiben, wie man es von Kühlschränken kennt. Hier müsse Brüssel gegebenenfalls eine Kennzeichnungspflicht durchsetzen, hieß es.

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