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So sieht´s aus.
Ich bin nicht bereit auf All-Inclusive-Kundgebungen zu gehen.
Was heißt hier "ritualisierter Protest"?! Z.b. die antikapitalistischen Mai-Demonstrationen haben doch seit Jahren einen (wichtigen) Anlass - das Bestehen des kapitalistischen Systems selbst nämlich. Nicht umsonst heißt das Motto "Wir hören mit der Scheiße nicht auf, bis die Scheiße aufhört." Auch inhaltsleer würde ich die Veranstaltungen keineswegs bezeichnen; im Gegenteil wird die Kritik der Demonstrierenden in den vorhandenen Aufrufen (z.B. unter http://www.erstermai.nostate.net/) doch eigentlich recht deutlich. Dass für die Medien (selbst für die taz) die Gewalt am 1. Mai anscheinend interessanter als ebenjene Inhalte sind (festzumachen an der Berichterstatttung) ist jedenfalls nicht die Schuld der Demonstranten.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar: Ritualisierter Protest klappt nicht
Es lag nicht nur am Wetter: Seit Jahren gehen die Teilnehmerzahlen der traditionsreichen Demonstration nach unten, stagnieren bestenfalls auf niedrigem Niveau.
Natürlich, sechs Grad und Regen sind alles andere als ideales Demowetter. Wer die Gelegenheit hatte, wird das lange Wochenende möglichst in wärmeren Gefilden verbracht haben - und weitab vom Berliner Ostermarsch. Doch das Wetter darf nicht als Alibi dienen: Seit Jahren gehen die Teilnehmerzahlen der traditionsreichen Demonstration nach unten, stagnieren bestenfalls auf niedrigem Niveau. Zwar brachten der Kosovo- und später der Irakkrieg vor Jahren noch einmal mehr Menschen an Ostern auf die Straße, doch der Erfolg hielt nur kurz an.
Erstaunlich ist das nicht. Denn wird aus einer Protestveranstaltung ein Ritual, nehmen Inhalte, Wirkung oder gleich beides ab. Das ist beispielsweise bei den Montagsdemos gegen Sozialabbau zu sehen. Zwar halten die Organisatoren bereits seit 2004 durch - doch Teilnehmerzahlen und Öffentlichkeitswirkung gegen gegen null. Umgekehrt können sich die Organisatoren der Veranstaltungen am 1. Mai nicht über mangelnde Teilnehmer oder Aufmerksamkeit beklagen. Doch die Proteste haben weitgehend an Inhalten verloren. "Ich möchte ein Gummibärchen sein"-Plakate zeugen davon. Beides liegt nicht an einer allgemein grassierenden Demomüdigkeit: So gingen im vergangenen Herbst Zehntausende gegen Atomkraft und Überwachung auf die Straße.
Die Organisatoren des Ostermarschs scheinen dem schwindenden Interesse mit einer - positiv ausgedrückt - thematischen Öffnung zu begegnen. Man ist nicht nur gegen Krieg, Atomwaffen und Rüstungsexporte, sondern auch gegen Sozialabbau, Antiislamismus und Überwachung. Spätestens da keimt die Vermutung auf, dass die Demo mittlerweile mehr Selbstzweck ist als alles andere.
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Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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Svenja Bergt