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Kommentar ObamaOpfer des eigenen Opportunismus

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Als konsequenter Umweltschützer kann der US-Präsident sich jetzt nicht mehr verkaufen. Ab noch hat Obama die Chance, die Krise zu seinen Gunsten zu wenden.

N iemand weiß, was genau man jetzt tun müsste. Experten, Techniker und Hilfskräfte stochern im Nebel. Eine unkontrolliert sprudelnde Ölquelle eineinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche - es gibt keine Präzedenzfälle, auf die sich die ratlosen Fachleute berufen könnten, egal ob die US-Regierung oder British Petroleum sie bezahlt. Damit die wohl nicht mehr vermeidbare Umweltkrise nicht zu einer für ihn gefährlichen politischen Krise wird, muss der US-Präsident vor allem zwei Dinge erreichen: Er muss glaubhaft machen können, dass die US-Regierung nichts, aber auch gar nichts unversucht lässt, um die Schäden zu minimieren und Abhilfe zu schaffen. Und er muss seine Ankündigung, der britische Ölkonzern werde am Schluss die Rechnung bezahlen, wirklich durchsetzen. Gelingt beides, dürfte Obama den Kopf aus der Schlinge haben.

Dass das hervorsprudelnde Öl ihn aber überhaupt politisch in Schwierigkeiten bringt, hat er seinem eigenen Opportunismus zu verdanken. Gerade erst einen Monat ist es her, dass Obama angekündigt hat, nun doch weitere Ölbohrungen vor der Küste der USA zu genehmigen. Was weithin als Konzession an die konservative Opposition gesehen wurde, um Druck herauszunehmen und die Zustimmung zu Obamas Klimaschutzvorhaben zu erleichtern, erweist sich als politischer Bumerang.

Zwar ist die Katastrophe politisch vor allem ein Desaster für die "Drill, baby, drill"-Rhetorik der konservativen Leitfiguren Sarah Palin und Rush Limbaugh, die auch prompt verstummt sind. Als konsequenter Umweltschützer kann sich aber auch Obama nicht mehr verkaufen - eine gute Lektion, eigentlich. Wenn auch politisch nicht einmal kurzfristig hilft, was langfristig falsch ist, dann ist schon viel gewonnen. Wie könnte Obama jetzt auftrumpfen, wenn er bei seiner Ablehnung geblieben wäre! Dumm gelaufen.

Bernd Pickert

ist Redakteur im Ressort Ausland.

Obama kann die Krise noch zur Chance drehen. Sichtbare Umweltkatastrophen, erinnert Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman zu Recht in der New York Times, haben schon in den 60er- und 70er-Jahren ein Umdenken überhaupt erst möglich gemacht. Wenn Obama die richtigen Antworten findet, kann aus dem am Meeresboden sprudelnden Öl eine neue Einsicht in die Notwendigkeit von Umweltpolitik gewonnen werden.

Dass es so etwas braucht, ist bitter genug. Die Gelegenheit verstreichen zu lassen, wäre allerdings mehr als fahrlässig.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • V
    Volker

    Anfangs fand ich Obama auch toll aber er hat es nicht mal auf die Reihe gebracht Guantanamo zu schließne.

    Nur heiße Luft wie bei jedem Politiker. Schade...

  • OF
    Obama=Buhmann für alle?

    Es ist ein wenig schade, dass alle, landauf, landab, egal in welchem Land Obama als Buhmann für alles darstellen. Nur als Erinnerung- der scheinbar so mächtigste Mann der Welt kann GAR NICHTS alleine entscheiden, selbst wenn er es wollte und seine Frau einen kompletten Bio-Garten hinter dem weißen Haus anpflanzen hat lassen. Er braucht für alles Absicherung durch das Parlament(was Zeit braucht), und außerdem- wer ist für diese Öl-Sch**** verantwortlich, Obama oder BP? Erlaubt er keine Bohrungen, wird blockiert durch Republikaner und Lobbyisten, erlaubt er sie, ist er ein Umweltsünder(obwohl wir alle gern vergessen, dass auch unser Alltag zur Mehrheit aus Erdöl-Produkten besteht, und die müssen nunmal irgendwo her kommen). BP ist verantwortlich, für Reparatur, Schadensbegrenzung, Säuberung, Entschädigung, usw. Wer hat denn erst nach ein paar Tagen zugegeben, dass doch Öl ausläuft? Jetzt lässt das Wetter kein Arbeiten auf dem Meer zu, und das Öl fließt munter weiter. Was soll Obama machen- selbst raus schwimmen und das Loch mit seinen bloßen Händen schließen?! Obama gilt als Buhmann, ob Gesundheitsreform, diplomatische Beziehungen, Umwelt, etc.- man denke mal an andere Staatsmänner und Frauen, die nicht mal so tun als ob ihnen die Folgen irgendeiner Katastrophe überhaupt bewusst wären.